Die deutsche Justiz kennt eine Vielzahl von Strafarten und Maßnahmen, die je nach Schwere der Tat, Vorleben des Täters und sonstigen Umständen verhängt werden können. Ich erkläre dir hier alle wichtigen Strafen und verwandte Begriffe, die im deutschen Strafrecht eine Rolle spielen – verständlich und ausführlich.
⚖️ 1. Freiheitsstrafe
➤ Was ist das?
Die Freiheitsstrafe bedeutet: Der Täter muss ins Gefängnis. Das Strafmaß reicht von einem Monat bis zu lebenslanger Haft (§ 38 StGB).
➤ Arten:
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Zeitige Freiheitsstrafe: 1 Monat bis 15 Jahre
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Lebenslange Freiheitsstrafe: bei besonders schweren Verbrechen (z. B. Mord)
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Besonders schwere Schuld: Bei Mord kann das Gericht festlegen, dass keine vorzeitige Entlassung nach 15 Jahren möglich ist.
➤ Strafvollzug:
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Offener Vollzug: tagsüber draußen, abends zurück ins Gefängnis
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Geschlossener Vollzug: strenger, normale Haft
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Jugendstrafe: gesonderte Vollzugsformen für Jugendliche
💶 2. Geldstrafe
➤ Was ist das?
Der Täter muss eine Geldsumme zahlen, die in sogenannten Tagessätzen bemessen wird (§ 40 StGB).
➤ Wie berechnet sich die Geldstrafe?
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Anzahl der Tagessätze: 5 bis 360 Tagessätze
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Höhe pro Tagessatz: mind. 1 €, max. 30.000 €, abhängig vom Nettoeinkommen
➤ Beispiel:
Ein Täter mit 100 € Tageseinkommen und 90 Tagessätzen zahlt 9.000 €.
➤ Ersatzfreiheitsstrafe:
Wer nicht zahlt, muss für jeden Tagessatz einen Tag ins Gefängnis (§ 43 StGB).
🟨 3. Verwarnung mit Strafvorbehalt
➤ Was ist das?
Das Gericht spricht eine Geldstrafe aus, setzt sie aber zur Bewährung aus (§ 59 StGB).
Der Täter wird verwarnt, muss nichts zahlen – es sei denn, er leistet sich in der Bewährungszeit etwas Neues. Dann wird die Strafe vollstreckt.
📜 4. Nebenstrafen
➤ Beispiel: Fahrverbot (§ 44 StGB)
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Bis zu 6 Monate Fahrverbot bei Verkehrsstraftaten
🚫 5. Maßregeln der Besserung und Sicherung
Diese sind keine Strafen, sondern Sicherungsmaßnahmen, die zusätzlich zur Strafe oder anstelle einer Strafe verhängt werden können (§§ 61 ff. StGB).
Beispiele:
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Unterbringung in der Psychiatrie (§ 63 StGB)
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Unterbringung in der Entziehungsanstalt (§ 64 StGB)
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Sicherungsverwahrung (§ 66 StGB): bei besonders gefährlichen Wiederholungstätern
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Führungsaufsicht (§ 68 StGB): nach Entlassung aus der Haft unter staatlicher Beobachtung
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Berufsverbot (§ 70 StGB): z. B. Lehrer, die sich strafbar gemacht haben, dürfen nicht mehr unterrichten
📋 6. Bewährung
➤ Was ist das?
Bei einer Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren kann die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden (§ 56 StGB). Der Täter muss dann nicht ins Gefängnis, sofern er sich während der Bewährungszeit (z. B. 3 Jahre) nichts zuschulden kommen lässt.
⚠️ 7. Vorstrafe & Führungszeugnis
➤ Wann ist man „vorbestraft“?
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Eintrag im Führungszeugnis: Geldstrafe über 90 Tagessätze oder Freiheitsstrafe von mehr als 3 Monaten
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Im erweiterten Führungszeugnis (z. B. für Arbeitgeber im sozialen Bereich) werden mehr Delikte erfasst
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Eine kleine Geldstrafe (z. B. 30 Tagessätze) gilt nicht als Vorstrafe im juristischen Sinne, obwohl sie registriert ist.
🧹 8. Diversion / Einstellungen im Jugendstrafrecht
Jugendliche Straftäter (unter 21) können außergerichtlich durch Sozialstunden, Entschuldigungen oder Auflagen „bestraft“ werden – oft ohne förmliche Verurteilung.
📁 9. Strafbefehl
Ein schriftlicher Vorschlag des Gerichts für eine Strafe – ohne Hauptverhandlung (§§ 407 ff. StPO). Der Angeklagte kann widersprechen, dann kommt es zum Prozess. Strafbefehle werden häufig bei kleineren Delikten (z. B. Diebstahl, Schwarzfahren) verwendet.
⚖️ 10. Sonstige strafrechtliche Folgen
Auch wenn sie keine Strafen im engeren Sinne sind, können sich aus einer Verurteilung folgende Folgen ergeben:
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Eintrag ins Führungszeugnis
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Einfluss auf Aufenthaltsrecht / Einbürgerung
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Waffenbesitzverbot
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Verlust der Beamtenstellung
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Verlust des Wahlrechts (nur bei schweren politischen Straftaten)
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