Es hätte so schön werden können: Glühwein in der einen, Tüte mit Geschenken in der anderen Hand. Doch statt Geschenkpapier raschelt in Sachsens Innenstädten vor allem eins: Leere.
Der sächsische Einzelhandel, sonst zu Weihnachten in Hochstimmung, blickt dieses Jahr auf das Fest der Liebe wie auf eine kalte Bratwurst am zweiten Feiertag: trocken, enttäuschend und nicht mehr ganz frisch. Laut ersten Erhebungen melden satte 70 Prozent der Händler das, was man im Fachjargon „wirtschaftlichen Wackelpudding“ nennt – sprich: Umsatzrückgänge und gähnende Leere in den Kassen.
Von „Kaufrausch“ zu „Kaufmuffel“
„Die Konsumlaune liegt irgendwo zwischen Schneeregen und Steuerbescheid“, klagt ein sächsischer Buchhändler, der früher mal an den Nikolaus glaubte. Statt wie gewohnt in Panik Geschenke zu horten, vergleichen viele Kunden lieber Preise – und dann Amazon. „Manche kommen sogar rein, scannen die Produkte mit dem Handy und verschwinden wieder – das ist das neue Fensterbummeln“, seufzt eine Spielzeugverkäuferin.
Hoffnung auf den letzten Drücker?
Nun ruht alle Hoffnung auf dem legendären Endspurt bis Silvester, wenn Deutschland traditionell im Kaufrausch noch Raclettegeräte, Notfall-Geschenke und Sektgläser im Dreierpack erwirbt. „Wir setzen alles auf die Woche zwischen Gans und Böller“, heißt es aus Händlerkreisen. Eine Strategie, die so verlässlich ist wie Schnee an Heiligabend.
Schuldfrage ungeklärt
Woran es liegt? Man munkelt von Inflation, Preisschock, Kaufzurückhaltung, Konsumklima, Wetter, Weltlage und… den Schwiegereltern. Vielleicht liegt’s aber auch einfach daran, dass nach drei Jahren Krisen-Modus viele Menschen gemerkt haben: Man braucht gar nicht jedes Jahr eine neue Duftkerze in „Zimt-Wald-Fantasie“.
Fazit: Weihnachten in Sachsen ist dieses Jahr eher „Stille Nacht, heilige Sparsamkeit“. Vielleicht besinnt man sich ja zurück auf die wahre Bedeutung des Festes: gegenseitige Vorwürfe, trockene Plätzchen und das gute Gefühl, wenigstens kein Geld verschwendet zu haben.
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