Die Angst vor einer US-Rezession wächst. Präsident Donald Trump räumt selbst ein, dass es eine „Übergangsphase“ oder wirtschaftliche „Störungen“ geben könnte. Seine jüngsten Zollmaßnahmen und wirtschaftspolitischen Kurswechsel haben bereits zu einem deutlichen Einbruch an den Börsen geführt – doch wie berechtigt sind die Sorgen wirklich?
Was ist eine Rezession?
Laut dem National Bureau of Economic Research (NBER) spricht man von einer Rezession, wenn es eine signifikante, über mehrere Monate andauernde Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität gibt, die sich über verschiedene Wirtschaftssektoren erstreckt.
Oft wird als Faustregel angenommen, dass eine Rezession vorliegt, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwei Quartale in Folge schrumpft. Doch diese Definition ist nicht immer zuverlässig:
- 2022 gab es zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum, die Wirtschaft wuchs aber insgesamt weiter.
- Die offizielle Feststellung einer Rezession erfolgt oft erst im Nachhinein, wenn die Konjunktur bereits geschwächt ist.
Ökonom Gregory Daco von EY Parthenon warnt deshalb vor vorschnellen Schlussfolgerungen: „Eine BIP-Schrumpfung kann viele Ursachen haben – etwa eine starke Zunahme der Importe.“
Droht 2025 eine Rezession?
Mehrere wirtschaftliche Warnsignale wurden in den letzten Wochen ausgelöst:
- Die Inflation zieht wieder an, die Verbraucherpreise steigen so schnell wie seit August 2023 nicht mehr.
- Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, immer mehr Unternehmen setzen auf Zurückhaltung bei Neueinstellungen.
- Das Verbrauchervertrauen hat im Februar deutlich nachgelassen.
Trotzdem sehen viele Experten noch keine unmittelbare Rezession, sondern eher eine Abkühlung des Wachstums.
„Wir beobachten eine Abschwächung des Arbeitsmarktes und eine vorsichtigere Konsumhaltung,“ so Daco. „Aber noch gibt es keinen klaren Hinweis auf eine unmittelbare Rezession.“
Trumps Zollpolitik sorgt für Unsicherheit
Ein entscheidender Unsicherheitsfaktor für die US-Wirtschaft sind Trumps unberechenbare Handelsmaßnahmen.
- Die Erhöhung der Zölle auf China von 10 % auf 20 %, sowie neue Importsteuern auf Kanada und Mexiko verunsichern Unternehmen und Verbraucher.
- Trump begründet die Kanada- und Mexiko-Zölle mit der Einwanderungspolitik und dem Kampf gegen Drogenhandel.
- In letzter Minute wurden einige Zollerhöhungen auf den 2. April verschoben, was zusätzliche Verwirrung stiftet.
Daco kritisiert die mangelnde Klarheit der Wirtschaftspolitik:
„Es gibt keine klare Richtung, kein klares Ziel und keine stabile Strategie. Das führt zu Unsicherheit in der Wirtschaft und sorgt für Zurückhaltung bei Investitionen.“
Wie geht es weiter?
Eine entscheidende Rolle wird das Konsumverhalten der Amerikaner spielen. Da der private Konsum rund 70 % der US-Wirtschaft ausmacht, könnte eine Eintrübung des Verbrauchervertrauens die Konjunktur stark bremsen.
Daco fasst zusammen:
„Solange der Konsum stabil bleibt, gibt es keinen unmittelbaren Grund zur Panik. Doch sollten wohlhabendere Verbraucher ihr Kaufverhalten ändern oder das Vertrauen schwinden, könnte sich das schnell ändern.“
Fazit: Die US-Wirtschaft steht an einem Wendepunkt. Noch ist keine Rezession eingetreten, aber politische Unsicherheiten und Trumps protektionistische Maßnahmen könnten das Wachstum nachhaltig belasten.
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