Die Deutschen spenden weiterhin – aber anders. Das zeigt die aktuelle Bilanz des Deutschen Spendenrats für die ersten drei Quartale 2025. Mit insgesamt 2,8 Milliarden Euro flossen deutlich weniger Mittel als im Vorjahr. Der Rückgang um 14 Prozent fällt spürbar aus und wirft ein Schlaglicht auf die veränderte Spendenkultur im Land.
Ein Rückgang, der Organisationen unter Druck setzt
Die sinkenden Spenden treffen viele gemeinnützige Organisationen in einer Phase, in der sie gleichzeitig steigende Kosten an Energie, Personal und Infrastruktur zu bewältigen haben. Für Hilfswerke, die auf kontinuierliche Finanzierung angewiesen sind – etwa Sozialdienste, Kinderhilfeeinrichtungen, Tafelorganisationen oder Auslandshilfsprojekte – bedeutet der Rückgang ein zunehmendes finanzielles Risiko.
Besonders kleinere Vereine, die nicht über große Rücklagen verfügen, geraten dadurch in existenzielle Engpässe.
Viele melden bereits:
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gestrichene Projekte,
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reduzierte Hilfsangebote,
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oder verschobene Investitionen.
Warum die Spenden sinken
Die Ursachen sind vielschichtig:
1. Steigende Lebenshaltungskosten belasten Haushalte
Inflation, höhere Lebensmittelpreise und Energiekosten führen dazu, dass private Haushalte weniger finanziellen Spielraum haben. Spenden sind oft das Erste, woran gespart wird.
2. Spendenmüdigkeit durch Dauerkrisen
Seit Jahren reihen sich Pandemie, Energiekrise, Kriege, Inflation und Naturkatastrophen aneinander. Viele Menschen fühlen sich emotional und finanziell erschöpft.
3. Weniger große Spendenkampagnen
2025 fehlten – anders als in den Vorjahren – große, medienwirksame Katastrophenaufrufe, die häufig Millionenbeträge mobilisieren.
Ein wohltuender Gegenpol: Wer spendet, spendet großzügiger
Die gute Nachricht: Diejenigen, die trotz der unsicheren Lage spenden, tun dies bewusster – und mit größerer Spendenbereitschaft. Die durchschnittliche Spende stieg auf 41 Euro, drei Euro mehr als 2024.
Pastor Ulrich Pohl vom Deutschen Spendenrat fasst es positiv zusammen:
„Die Menschen, die weiterhin spenden, tun es gezielter und mit echtem Engagement. Das ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität in schwierigen Zeiten.“
Diese Entwicklung zeigt, dass die Bindung zu Hilfsprojekten bei treuen Unterstützern weiterhin hoch ist. Viele konzentrieren sich auf wenige, ihnen vertraute Organisationen, statt breit zu spenden.
Großes Potenzial: Jüngere spenden häufiger – und digital
Ein weiterer Trend ist bemerkenswert:
Jüngere Spender zwischen 18 und 35 Jahren beteiligen sich wieder stärker – vor allem über:
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Online-Spendenportale,
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Social-Media-Aktionen,
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Crowdfunding-Kampagnen.
Der digitale Spendenmarkt wächst und bietet neue Chancen für Hilfsorganisationen, moderne Zielgruppen anzusprechen. Doch viele kleine Vereine tun sich mit digitaler Präsenz schwer und drohen den Anschluss zu verlieren.
Spendenjahresendspurt: Hoffnung auf das vierte Quartal
Traditionell kommen zwischen Oktober und Dezember die meisten Spenden des Jahres zusammen. Die Vorweihnachtszeit könnte also entscheidend dafür sein, ob das Spendenjahr 2025 trotz schwacher Monate ein versöhnliches Ende findet.
Organisationen hoffen besonders auf:
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Unternehmensspenden,
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Förderprojekte,
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Weihnachtskampagnen,
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und Jahresendspenden von Stammunterstützern.
Fazit: Deutschland spendet weiterhin – aber anders und vorsichtiger
Der Spendenrückgang ist deutlich, aber kein Zeichen einer schwindenden Hilfsbereitschaft. Vielmehr spiegelt er die wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheit wider, die viele Menschen beschäftigt. Gleichzeitig zeigt die steigende durchschnittliche Spendenhöhe:
Solidarität verschwindet nicht – sie verändert sich.
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