In den letzten Wochen sind die Ölpreise aufgrund von Ängsten vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China sowie wegen der überraschenden Ankündigung der OPEC+, die Fördermengen im Mai zu erhöhen, deutlich gefallen. Das könnte ernste Konsequenzen für ölabhängige Volkswirtschaften im Nahen Osten haben – besonders für Saudi-Arabien.
Goldman Sachs prognostiziert, dass der Ölpreis bis 2026 weiter sinken wird. Laut aktuellen Schätzungen wird Brent-Öl 2025 durchschnittlich 63 US-Dollar pro Barrel kosten, 2026 sogar noch weniger. JP Morgan erwartet ähnliche Werte.
Saudi-Arabien, dessen Staatshaushalt zu 60 % von Öleinnahmen abhängig ist, ist laut Experten am stärksten betroffen. Um den Haushalt auszugleichen, bräuchte das Land Ölpreise von über 100 US-Dollar pro Barrel. Bei einem Ölpreis von 60 US-Dollar würde sich das saudische Haushaltsdefizit auf 62 Milliarden US-Dollar belaufen – mehr als doppelt so viel wie bisher geplant.
Dies könnte direkte Auswirkungen auf die sogenannten „Giga-Projekte“ haben, die Teil der Vision 2030 sind. Zu diesen Großprojekten gehören die futuristische Stadt NEOM, luxuriöse Tourismusprojekte am Roten Meer sowie der Unterhaltungskomplex Qiddiya bei Riad. Seit 2016 wurden Projekte im Wert von rund 1,3 Billionen US-Dollar angekündigt.
Sinkende Ölpreise könnten jedoch zu Kürzungen bei Investitionen und möglichen Verzögerungen führen. Besonders priorisiert werden dürften jedoch Projekte im Zusammenhang mit internationalen Großereignissen wie den Asiatischen Winterspielen 2029, der Expo 2030 und der Fußball-Weltmeisterschaft 2034.
Trotz dieser Herausforderungen sehen Experten Saudi-Arabien weiterhin in einer vergleichsweise starken Position: Das Land hat niedrige Produktionskosten für Öl, geringe Staatsverschuldung und kann durch Ausgabenkürzungen und Schuldenaufnahme reagieren.
Dennoch dürfte die wirtschaftliche Transformation Saudi-Arabiens länger dauern als ursprünglich geplant.
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