In Kiew brennt wieder einmal der politische Weihnachtsbaum – und diesmal ist es kein russischer Raketenangriff, sondern der ukrainische Korruptionsskandal, Staffel 27.
Andrij Jermak, der inoffizielle Co-Präsident und Mann für alles, was nicht Selenskyj persönlich erledigen will, ist zurückgetreten. Oder wie man in Kiew sagt: Er hat sich „freiwillig“ geopfert, bevor es peinlich wird.
Ein Rücktritt zur Unzeit – und vielleicht genau deswegen
Mitten in dem Moment, in dem die USA versuchen, ihren 28-Punkte-Friedensplan durchzudrücken – einen Plan, der so viele ukrainische Zugeständnisse verlangt, dass selbst der Kreml gerührt lächelt –, tritt Jermak ab.
Er war gerade noch in Genf und verhandelte mit US-Außenminister Marco Rubio, als hätte er kein Aktenchaos im Wohnzimmer liegen.
„Jermak hat seinen Rücktritt eingereicht“, verkündete Selenskyj in einer Videoansprache.
Wer das Gesicht des Präsidenten dabei sah, wusste:
Das war kein „Ich danke ihm für seinen Dienst“, sondern ein „Bruder, du ziehst uns hier das ganze Kartenhaus auseinander“.
Durchsuchungen, Ermittlungen, Druck – Ukraine-Edition
NABU und SAP bestätigten Durchsuchungen bei Jermak. Zehn Fahnder sollen im Regierungsviertel unterwegs gewesen sein – so viele, dass manche dachten, Netflix drehe eine neue Staffel „Narcos: Kyiv“.
Jermak: „Ich kooperiere vollständig.“
Übersetzung: Bitte nehmt das Laptop, aber nicht das zweite Handy.
Ob auch die Büros durchsucht wurden?
Unklar.
Vermutlich ist es bei der Menge an beschlagnahmten Festplatten einfacher zu fragen, was nicht durchsucht wurde.
Die Causa Midas – aus Gold wird Staub
Der Skandal im Energiesektor umfasst rund 100 Millionen Dollar, die offenbar irgendwo zwischen Enerhoatom, Schutzwesten und kreativer Buchführung verdampft sind.
Bestechungsgeld für Schutzanlagen gegen russische Luftangriffe.
Man muss sich das mal vorstellen:
Die Russen greifen an – und die Ukrainer verteilen zuerst Schmiergeld, bevor sie Beton kaufen.
Wer braucht Hollywood, wenn man Kiew hat?
Energieministerin Hryntschuk? Gefeuert.
Vorgänger Haluschtschenko? Auch weg.
Minditsch, der Hauptverdächtige und Selenskyj-Vertraute?
Irgendwo im Sonnenstaat Israel, natürlich rein zufällig am Tag vor den Durchsuchungen.
Der politische Druck steigt – der Humor bleibt
Selbst in Selenskyjs eigener Partei forderten Abgeordnete den Rücktritt Jermaks.
Der Präsident blockte lange ab – bis die Faktenlage dichter wurde als die Nebelwand im Donbass.
Jermak galt als „zweiter Mann im Staat“, als Türsteher des Präsidenten.
Wenn jemand zu Selenskyj wollte, ging das über ihn.
Und wer nicht ging, konnte es auch gleich vergessen.
Rückzieher beim Anti-Korruptionsgesetz – wie praktisch
Im Sommer wurde ein Gesetz beschlossen, das die Korruptionsbehörden quasi entmachten sollte.
Seltsamerweise hatte niemand anderes als Jermak als politischer Drahtzieher gegolten.
Proteste im Land, Druck aus dem Ausland, diplomatische Gesichtsfarbe wurde blass – und plötzlich verschwand das Gesetz schneller als ein Millionenbetrag im Energieministerium.
Die EU findet’s trotzdem toll
Aus Brüssel kamen lobende Worte:
Die Durchsuchungen seien ein Zeichen funktionierender Korruptionsbekämpfung.
Man könnte auch sagen:
Bravo, Ukraine – wenigstens habt ihr eure Skandale im Griff. Also… aufgedeckt werden sie ja.
**Und jetzt die Frage aller Fragen:
Soll man diesem Staat eigentlich noch Geld geben?**
Die Antwort liefert die ukrainische Politik selbst:
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Der oberste Berater des Präsidenten wird durchsucht,
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wichtigste Unterhändler stehen unter Verdacht,
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Minister fliegen raus,
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Vertraute fliehen ins Ausland,
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Millionenbeträge verdunsten wie Morgentau
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und die EU klatscht noch Beifall.
Wenn das kein überzeugendes „Weiter so“-Signal ist, was dann?
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