Der einst gefeierte Hip-Hop-Mogul Sean „Diddy“ Combs ist am Freitag in New York zu einer Haftstrafe von etwas mehr als vier Jahren verurteilt worden. Ein Bundesgericht befand den 55-Jährigen schuldig, zwei Frauen – darunter seine Ex-Freundinnen Casandra Ventura und eine weitere Frau, die unter dem Pseudonym „Jane“ auftrat – zu sexuellen Handlungen im Zusammenhang mit Prostitution transportiert zu haben.
Gericht: Ein „abschreckendes Signal“ nötig
Richter Arun Subramanian verhängte eine Strafe von 50 Monaten und betonte, sie solle „als Abschreckung und deutliches Signal“ dienen. Zuvor hatten Staatsanwälte eine Haftstrafe von elf Jahren gefordert und Combs ein Muster aus Gewalt, Erniedrigung und Machtmissbrauch vorgeworfen. Die Verteidigung plädierte dagegen auf nur 14 Monate.
Tränen im Gerichtssaal
Der Tag im Gerichtssaal war emotional: Mehrere seiner sieben Kinder weinten, als sie vor dem Richter um Nachsicht baten. Combs selbst bat unter Tränen um Vergebung:
„Meine Handlungen waren widerlich, beschämend und krank. Ich habe mich in Exzess und Ego verloren“, sagte er. „Ich bitte um Gnade. Ich allein bin verantwortlich.“
Auch seiner Mutter und seinen Kindern entschuldigte er sich: „Sie haben etwas Besseres verdient.“
Schwere Vorwürfe der Staatsanwaltschaft
In dem fast zweimonatigen Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft Combs beschuldigt, seine Prominenz und sein millionenschweres Imperium dazu genutzt zu haben, eine Art kriminelles Netzwerk zu betreiben. Er soll sogenannte „Freak-Offs“ organisiert haben – Treffen, bei denen er Männern Geld zahlte, um mit seinen Freundinnen Sex zu haben, während er zusah und filmte.
Die Frauen hätten diese Situationen unter Drogen- und Gewalteinfluss erdulden müssen. Fotos und Zeugenaussagen zeigten laut Staatsanwältin Christy Slavik deutliche Spuren häuslicher Gewalt. „Seine Währung war Kontrolle“, sagte sie. „Er stellt eine Gefahr dar – in jedem Alter.“
Verteidigung: „Kein Zuhälter, sondern ein gebrochener Mensch“
Die Verteidiger zeichneten ein anderes Bild. Combs sei kein Zuhälter, da er an den Handlungen kein Geld verdient habe. Sie führten an, er habe in Haft eine tiefgreifende Wandlung durchgemacht, leide an „nicht behandeltem Trauma und einer massiven Drogensucht“ und engagiere sich seither für andere Insassen.
Eine seiner Anwältinnen, Nicole Westmoreland, erklärte unter Tränen: „Er hat mich persönlich inspiriert. Seine Geschichte hat viele Schwarze Unternehmer und Künstler motiviert.“
Emotionale Worte der Kinder
Besonders bewegend waren die Worte seiner Kinder. Sohn Quincy Brown erklärte: „Vor Ihnen steht ein veränderter Mann. Wir haben so etwas seit 15 Jahren nicht gesehen.“
Seine Tochter Delila, 18 Jahre alt, flehte den Richter an: „Bitte geben Sie unserer Familie die Chance zu heilen. Wir wollen nicht, dass unsere kleine Schwester ohne Vater aufwächst.“
Urteil und Ausblick
Richter Subramanian zeigte sich zwar beeindruckt von Combs’ karitativen Aktivitäten und seiner familiären Bindung, doch letztlich wog die Schwere der Taten schwerer: „Sie haben diese Frauen physisch, emotional und psychologisch missbraucht. Das war keine Liebe – das war Unterwerfung.“
Combs erhält eine Anrechnung der bereits verbüßten 13 Monate Untersuchungshaft auf seine Gesamtstrafe. Zudem muss er eine Geldstrafe von 500.000 US-Dollar zahlen. Seine Anwälte kündigten an, Berufung einzulegen.
Kommentar:
Der Fall Sean Combs zeigt, dass Ruhm und Reichtum keine Immunität verschaffen. Das Gericht setzte ein klares Zeichen: Wer Macht missbraucht und Menschen erniedrigt, muss mit Konsequenzen rechnen – auch, wenn er einst als musikalisches Idol verehrt wurde.
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