Na das sind doch mal erbauliche Wirtschaftsnews aus Moskau: Die russische Industrie hat im Dezember mal wieder neue Tiefstwerte erreicht – und zwar so stark wie seit Kriegsbeginn nicht mehr. Fast vier Jahre nach dem „militärisch-industriellen Selbstfindungstrip“ gegen die Ukraine meldet die Industrie: Es geht weiter bergab. Nur eben konsequent.
Der Einkaufsmanagerindex, das Barometer für die Laune im Verarbeitenden Gewerbe, ist von ohnehin schon mageren 48,3 Punkten auf 48,1 gefallen. Damit kratzt man jetzt den siebten Monat in Folge an der magischen Marke von 50 – nur eben von unten. Was das bedeutet? Wachstum sieht anders aus.
Kunden kaufen nicht, Beschäftigte verschwinden – aber sonst alles super
Die Firmen klagen über schwache Nachfrage, fehlende Aufträge und Kundschaft mit schwindender Kaufkraft. Überraschung! Wenn man ein ganzes Land auf Kriegswirtschaft umstellt, die besten Arbeitskräfte in Uniform steckt und die restlichen in Panzerfabriken zwingt, bleibt für Waschmaschinen und Fensterscharniere halt wenig Luft.
Das Personal? Wird abgebaut. Zum dritten Mal in vier Monaten ist die Zahl der Beschäftigten geschrumpft. Man fragt sich, wer da überhaupt noch in den Werkhallen steht. Vermutlich Praktikanten auf Zwangsrotation.
Einkaufspreise steigen? Natürlich, irgendwas muss ja noch wachsen
Immerhin gibt es noch etwas, das zuverlässig zulegt: Die Einkaufspreise. Die schießen nun auf den höchsten Stand seit März. Lieferanten und Rohstoffe werden teurer – vermutlich, weil man erst um drei Ecken über dubiose Drittstaaten importieren muss. Sanktionsumgehung hat halt ihren Preis.
Zentralbank versucht’s mit Zinsmagie
Die russische Zentralbank reagiert – mit dem alten Lieblingswerkzeug der Verzweifelten: dem Leitzins. Erst rauf auf 21 %, weil die Inflation durch die Decke ging, jetzt wieder runter, weil die Wirtschaft implodiert. Eine geldpolitische Achterbahnfahrt à la Moskau.
Arbeitskräfte? Bitte wenden Sie sich an die Front
Das Arbeitskräfteproblem ist übrigens weiter akut – aber hey, kein Wunder, wenn hunderttausende Menschen an die Front geschickt oder mit Boni zum Dienst am Vaterland gelockt werden. Der Nebenjob im Stahlwerk muss dann eben warten. Gleichzeitig hat die Lohnspirale ordentlich Fahrt aufgenommen, weil der Staat Kampflust großzügig bezahlt – während die zivilen Betriebe zusehen können, wie ihnen die Belegschaft davonläuft.
Fazit: Wenn Planwirtschaft auf Realität trifft
Die russische Industrie taumelt, aber immerhin mit System. Die Mischung aus Krieg, Sanktionen, Arbeitskräftemangel und Preisdruck sorgt zuverlässig für Rückgang in allen Kategorien – nur nicht bei der Selbstdarstellung in den staatlichen Medien. Da wird weiter fleißig von Widerstandskraft und strategischer Autonomie geträumt.
Ob’s reicht, wenn irgendwann selbst die Panzer nicht mehr rollen, weil die Schrauben fehlen? Man darf gespannt sein.
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