Rachel Goldberg-Polin, eine US-amerikanisch-israelische Mutter, wurde nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 zur bekanntesten Fürsprecherin der Geiselfamilien in Israel. Ihr Sohn, Hersh Goldberg-Polin, wurde bei dem Massaker beim Nova-Musikfestival schwer verletzt und verschleppt. Er überlebte 328 Tage in den Tunneln Gazas, bevor er von der Hamas ermordet wurde – kurz bevor israelische Soldaten ihn hätten befreien können.
Doch Rachel brach nicht zusammen. Statt sich in Trauer zurückzuziehen, begann sie zu kämpfen – für ihren Sohn, für die Rückkehr der übrigen Geiseln, für Frieden und Gerechtigkeit. Mit einem einfachen Stück Malerkrepp und einem Filzstift zählte sie Tag für Tag, wie lange die Geiseln bereits festgehalten wurden – eine stille, kraftvolle Form des Protests. Auch nach dem Tod ihres Sohnes zählt sie weiter.
Sie sprach auf internationalen Bühnen, traf sich mit Politikern weltweit – von Papst Franziskus bis zu US-Regierungsvertretern. Sie wurde in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2024 des Time Magazine aufgenommen. Viele nennen sie heute die „Mutter der Nation“.
Ein Leben zwischen zwei Welten
Rachel wurde in Chicago geboren und wuchs in einem säkularen Umfeld auf. Als Jugendliche wandte sie sich dem orthodoxen Judentum zu und fand Trost in Ritualen und spiritueller Tiefe. Mit ihrem Ehemann und den drei Kindern zog sie 2008 nach Israel, voller Idealismus, Teil des jüdischen Volkes im eigenen Land zu sein.
Doch die Entscheidung brachte sie näher an einen Konflikt, dessen Folgen sie sich kaum vorstellen konnte. Mit der Entführung und späteren Ermordung ihres Sohnes wurde aus Glauben Realität – und aus Schmerz wurde Aktivismus.
Trauer als Antrieb
Rachel Goldberg-Polins Engagement ist von einer tiefen spirituellen Überzeugung getragen. Täglich betet sie, sucht Verbindung zu ihrem Sohn und stellt sich eine zentrale Frage: „Nicht warum – sondern was. Was soll ich jetzt tun?“
Sie sieht sich nicht als Politikerin, obwohl sie bereits wie eine Anführerin wirkt. Eine Umfrage in Israel zeigte, dass viele sich wünschen, sie würde ein öffentliches Amt übernehmen – doch sie selbst zweifelt daran, ob sie in der harten politischen Welt bestehen will.
Symbol einer Nation im Wandel
Inmitten eines tief gespaltenen Israels ist sie zu einer moralischen Instanz geworden. Ihre Botschaft: Der innere Riss im Land ist gefährlicher als der äußere Feind. Trotz ihrer Kritik an Premierminister Netanyahu betont sie stets die Notwendigkeit der Einheit und der Menschlichkeit.
In ihrer Rede an der Yeshiva University in New York sagte sie:
„Wir sind nicht, was wir sagen. Wir sind nicht, was wir glauben. Wir sind: Was. Wir. Tun.“
Rachel Goldberg-Polin ist zu einem Symbol geworden – für Mütter, für Trauer, für Hoffnung. Für viele ist sie heute mehr als nur eine Mutter, sie ist eine moralische Stimme einer ganzen Generation.
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