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Quantensprung bei Google – Neuer Algorithmus soll Supercomputer überflügeln

12019 (CC0), Pixabay
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Der Wettlauf um die Vorherrschaft im Quantencomputing erreicht eine neue Stufe: Google hat einen Algorithmus vorgestellt, der die Leistungsfähigkeit von Quantenrechnern in den kommenden Jahren auf ein völlig neues Niveau heben soll. Das Unternehmen spricht von einem „bahnbrechenden Schritt“ auf dem Weg zur praktischen Nutzbarkeit von Quantencomputern – Maschinen, die mit ihren Rechenmethoden die Grenzen klassischer Informatik sprengen könnten.

Ein Code, der die Physik herausfordert

Nach Angaben des Konzerns wurde der neue Quantenalgorithmus entwickelt, um komplexe Berechnungen deutlich effizienter und stabiler durchführen zu können. Damit könnten Quantencomputer schon bald Probleme lösen, die selbst die schnellsten Supercomputer der Welt überfordern.

„Wir stehen an einem Wendepunkt“, sagte der deutsche Informatiker Hartmut Neven, Leiter des Google Quantum AI Lab im kalifornischen Santa Barbara. „Innerhalb weniger Jahre werden Quantenrechner in der Lage sein, Aufgaben zu bewältigen, die bisher als unlösbar galten – von der Medikamentenentwicklung bis zur Optimierung neuer Materialien.“

Besonders in Bereichen wie der Arzneimittelforschung, der Energiewende und der künstlichen Intelligenz könnte der neue Code zu einem entscheidenden Werkzeug werden. Quantencomputer können die Wechselwirkungen zwischen Molekülen und Atomen so exakt simulieren, dass sie potenziell Jahre an Laborarbeit ersetzen – ein Vorteil, der die Entwicklung von Medikamenten oder leistungsfähigen Batterien massiv beschleunigen könnte.

Der schwierige Weg zur Quantenstabilität

Der bisherige Flaschenhals der Technologie liegt in ihrer Anfälligkeit für Fehler. Quantencomputer sind empfindlich gegenüber kleinsten Störungen – schon winzige Temperaturschwankungen oder elektromagnetische Einflüsse können Berechnungen verfälschen.

Googles neuer Algorithmus soll genau hier ansetzen: Er basiert auf einer verbesserten Fehlerkorrektur, die mithilfe von KI-Methoden aus der klassischen Informatik arbeitet. Dadurch könnten Quantenbits („Qubits“) über längere Zeit stabil bleiben und komplexe Berechnungen zuverlässig ausführen.

„Wenn es uns gelingt, die Fehlerquote unter ein bestimmtes Niveau zu senken, wird die Quantenüberlegenheit nicht mehr nur ein Experiment sein – sie wird zur Realität“, so Neven.

Ein Milliardenrennen um die Zukunft des Rechnens

Googles Ankündigung dürfte auch geopolitisch Wellen schlagen. Neben Google investieren IBM, Microsoft, Intel sowie mehrere Start-ups weltweit Milliarden in Quantenforschung. Staaten wie China, die USA und Deutschland fördern nationale Programme, um die Technologie zur wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Schlüsselkompetenz auszubauen.

Während Google mit dem „Sycamore“-Projekt 2019 bereits einen Meilenstein setzte, indem ein Quantenrechner eine Aufgabe in Sekunden löste, für die ein Supercomputer Tausende Jahre gebraucht hätte, blieb der praktische Nutzen bislang begrenzt. Der neue Algorithmus soll diesen Schritt nun vollenden und den Übergang von der Theorie zur industriellen Anwendung einleiten.

Chancen und Risiken eines technologischen Umbruchs

Fachleute warnen jedoch auch vor den gesellschaftlichen Folgen eines möglichen Quanten-Durchbruchs. Denn ein Quantencomputer, der klassische Verschlüsselungen knacken kann, würde bestehende Sicherheitsstandards im Internet infrage stellen. Regierungen und Unternehmen arbeiten daher bereits an sogenannten quantensicheren Verschlüsselungen, um für den „Tag X“ vorbereitet zu sein.

Zudem sei der Energiebedarf der Systeme noch hoch – eine Herausforderung, die im Kontext globaler Nachhaltigkeitsziele nicht unterschätzt werden dürfe.

Trotz dieser offenen Fragen überwiegt in der Forschung der Optimismus. „Googles Durchbruch ist kein Marketing-Gag, sondern ein echter Schritt Richtung Zukunft“, sagte die Physikerin Dr. Lena Vogt vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik. „Wenn sich der Code im Praxistest bewährt, reden wir über eine neue Ära der Wissenschaft – vergleichbar mit der Einführung des Internets.“

Ausblick: Die Quantenära rückt näher

Googles neuer Quanten-Code ist mehr als nur ein Fortschritt in der Rechenlogik – er könnte zum Grundstein einer technologischen Revolution werden. Sollte sich der Algorithmus im industriellen Maßstab durchsetzen, wäre dies das Ende der Ära klassischer Supercomputer, wie wir sie kennen.

Noch steht die Technologie am Anfang, doch der Kurs ist gesetzt: Der nächste große Sprung in der Informatikgeschichte könnte – wie einst bei der Erfindung des Transistors – aus einem Labor in Kalifornien stammen.

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