Ein Waffenstillstand in der Ukraine? Die USA und Kiew haben ihren Teil getan – jetzt liegt es an Moskau. So lautet zumindest die Botschaft, die aus Washington, Brüssel und Paris tönt. „Der Ball liegt im Feld Russlands“ – eine diplomatische Floskel, die leicht über die Lippen geht, aber schwerer ins Ziel trifft.
Denn so einfach ist es nicht. Putin steht vor einer Zwickmühle: Eine Zustimmung zur Feuerpause könnte als Schwäche ausgelegt werden – von Hardlinern im eigenen Land und den Falken in seinem Militärstab. Eine Ablehnung hingegen würde Moskau endgültig als Kriegstreiber entlarven und Russland noch weiter isolieren.
Donald Trump, der sich zuletzt durch eine näherungsweise Putin-freundliche Haltung auszeichnete, sieht die Feuerpause offenbar als Test für die Verhandlungsbereitschaft des Kremls. „75 Prozent des Weges seien geschafft“, meint er. Doch wer die russische Kriegslogik kennt, weiß: Putin spielt nach eigenen Regeln.
Taktik oder echter Friedenswille?
Russland hat sich immer als verhandlungsbereit präsentiert – allerdings nur unter Bedingungen, die einer Forderung zur Kapitulation der Ukraine gleichkommen. Ein Waffenstillstand ohne feste territoriale Zugeständnisse könnte für Putin ein zu hoher Preis sein. Andererseits könnten die kriegserschöpften russischen Streitkräfte eine Kampfpause durchaus gut gebrauchen.
Die Entscheidung Moskaus wird zeigen, ob es an echtem Frieden interessiert ist oder ob es die Waffenruhe als bloße Atempause für eine neue Offensive nutzt. Eine Zustimmung würde nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch politisch das Narrativ des Kremls verändern – und möglicherweise den Druck auf Putin im eigenen Land erhöhen.
Europa hofft – aber wartet nicht ab
Während Trump auf ein schnelles Gespräch mit Putin drängt, bereitet sich Europa auf alle Eventualitäten vor. Die Unterstützung für Kiew bleibt stark, und Sicherheitsgarantien sind längst Thema. Niemand in Paris, Berlin oder Warschau erwartet, dass Putin plötzlich zum Friedensengel wird.
Sollte Russland die Waffenruhe ablehnen, hätte der Westen jedoch einen wichtigen Vorteil: Die moralische Überlegenheit in dieser Auseinandersetzung wäre endgültig auf Seiten der Ukraine.
Die kommenden Tage könnten also entscheidend sein. Trump hat den Ball ins Spielfeld geworfen – jetzt liegt es an Putin, ob er ihn aufnimmt oder weiter in seiner eigenen Realität spielt.
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