Britanniens Medienzirkus bekommt ein neues Spitzenpferd: Die Eigentümer der seriösen Empörungsschleuder „Daily Mail“ wollen sich für schlanke 500 Millionen Pfund auch noch den „Telegraph“ einverleiben. Warum nicht? Schließlich kann man nie genug konservative Schlagzeilen in Großbuchstaben haben, um die Frühstückseier der Nation zu begleiten.
Die Verhandlungen seien quasi durch, berichten gut informierte Agenturen – man müsse das Ganze nur noch hübsch einpacken und der Aufsichtsbehörde präsentieren. Die nickt ja in der Regel eh alles ab, solange keine Araber drin vorkommen.
Denn genau da lag zuvor das Problem: Ein Verkauf an einen Finanzinvestor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war von der Regierung blockiert worden – zu viel „fremder Einfluss“ auf ein so kulturell bedeutsames Qualitätsprodukt wie den „Telegraph“. Aber wenn britische Oligarchen mit Empire-Romantik zuschlagen, dann ist das natürlich patriotischer Strukturwandel.
Von der vierten Gewalt zur Einheitsmeinung
Die Daily-Mail-Macher geben sich betont gesetzestreu: Kein Staatsgeld, keine Scheichs, keine Kamele in der Bilanz, versichert man eiligst – was ja sofort Vertrauen schafft. Und was stünde der Medienvielfalt schließlich mehr im Weg als ausländische Meinungen?
Sollte der Deal durchgehen – was ziemlich wahrscheinlich ist, denn wann hat eine Medienaufsicht je Machtkonzentration gestört? – entstünde laut „Financial Times“ eine massive neue Rechtsaußen-Stimme, just in dem Moment, in dem Reform UK die Umfragen anführt. Was für ein grandioser Zufall!
Und nun? Noch mehr Meinung, weniger Vielfalt
Natürlich wird die zuständige Behörde prüfen, ob ein solcher Zusammenschluss vielleicht – ganz eventuell – die demokratische Debatte in eine Echokammer verwandelt. Aber Hand aufs Herz: In Zeiten von Klickzahlen und Empörungskultur zählt sowieso nur, wer am lautesten brüllt.
Und mit der „Daily Mail“ und dem „Telegraph“ unter einem Dach kann man künftig gleich doppelt so laut schreien – mit Union Jack im Logo und Schlagzeilen wie:
„Woke-Schneeflocken ruinieren Weihnachten – und das Klima gleich mit!“
Cheers, britische Medienlandschaft. Vielfalt war gestern.
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