Für viele Mitglieder der Generation Z ist das Thema Politik längst nicht mehr nur ein Diskussionspunkt – es ist ein entscheidender Faktor beim Dating. Immer häufiger führt die zunehmende politische Polarisierung zwischen jungen Männern und Frauen dazu, dass potenzielle Beziehungen gar nicht erst entstehen.
Ein Beispiel: Kelly Shea, heute 23 Jahre alt, studierte internationale Politik an der University of Delaware, als sie ein Tinder-Date hatte, das nicht nur zu spät kam, sondern auch mit einer schockierenden Aussage begann. Auf ihre Frage nach seiner „kontroversesten Meinung“ antwortete er schließlich: „Ich denke, Homosexualität ist falsch.“
Für Shea, die sich selbst als klar links positioniert, war das ein sofortiger Abbruchgrund. Für sie sind bestimmte politische Überzeugungen unvereinbar mit den eigenen Werten – insbesondere, wenn es um Menschenrechte geht. „Wenn in einem Profil ‚konservativ‘ steht, swipe ich direkt weiter“, sagt sie. „Es gibt Grenzen bei Meinungsverschiedenheiten.“
Tiefe politische Spaltung unter jungen Erwachsenen
Ein NBC-News-Bericht vom April zeigt, wie tief die politische Kluft in der Gen Z ist: 53 % der jungen Frauen (18–29 Jahre) identifizieren sich als Demokratinnen – bei den jungen Männern sind es nur 35 %. Umgekehrt bezeichnen sich 38 % der Männer als Republikaner, aber nur 20 % der Frauen.
Dieses Ungleichgewicht ist nicht nur statistisch bedeutsam, sondern wirkt sich auch direkt auf das Datingverhalten aus. Laut einer Pew-Studie von 2020 würden 71 % der Demokraten keine Beziehung mit jemandem eingehen, der Trump gewählt hat – bei den Republikanern lehnten 47 % einen Partner mit Biden-Stimme ab.
Links, rechts – und überall dazwischen
Auch in liberalen Großstädten wie New York oder Los Angeles seien konservative Einstellungen unter jungen Männern nicht selten, sagt Podcasterin Kimberly Bizu (28). Viele Männer gäben sich in der Öffentlichkeit liberal, hielten jedoch privat an konservativen Überzeugungen fest. „Einige meiner Freunde würden nie zugeben, dass sie konservativ sind“, sagt sie.
Männer wie Winn Howard, 30, Veteran und Student in Washington, D.C., erleben das umgekehrt. Howard bezeichnet sich als moderat konservativ und hat festgestellt, dass viele Dating-Profile in seiner Umgebung politische Haltungen klar benennen – meist links. Für ihn kein Problem: „Ich glaube an Kompromisse und Austausch“, sagt er. „Unterschiedliche Meinungen sind kein Ausschlusskriterium für mich.“
Beziehungsfähigkeit trotz Meinungsunterschiede?
Beziehungsexpert:innen sind sich einig: Politische Unterschiede müssen nicht zwangsläufig ein Beziehungsende bedeuten – entscheidend seien gemeinsame Grundwerte und gegenseitiger Respekt. Für Bizu ist vor allem Offenheit entscheidend. „Wenn jemand sehr früh im Gespräch eine hasserfüllte Meinung äußert, dann hat das weniger mit Politik zu tun – und mehr mit mangelnder Empathie.“
Sie betont, dass viele Menschen ohnehin nicht vollständig ins rechte oder linke Spektrum passen. Differenzierung und Neugier seien entscheidend – nicht absolute Übereinstimmung.
Ein Aufruf zu mehr Offenheit
Trotz der wachsenden Spaltung ermutigt Bizu ihre Altersgenossen, offen zu bleiben – auch gegenüber andersdenkenden Menschen. Gen Z sei noch jung, viele entwickelten sich politisch weiter.
„Gerade am Anfang unseres Lebens ist es wichtig, so viele erfüllende Beziehungen wie möglich zuzulassen“, sagt sie. „Vielleicht sind wir politisch nicht ganz einer Meinung – aber wir könnten trotzdem etwas Wertvolles aus dieser Verbindung mitnehmen.“
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