Definition und Grundprinzip
Partizipationsscheine (PS) sind eine besondere Form von Wertpapieren, die vor allem in der Schweiz, aber auch in anderen Ländern existieren. Sie gewähren dem Inhaber Vermögensrechte, jedoch keine Mitspracherechte in der Hauptversammlung eines Unternehmens. Damit ähneln sie Aktien in finanzieller Hinsicht, unterscheiden sich aber durch den Ausschluss von Stimmrechten.
Merkmale von Partizipationsscheinen
- Keine Stimmrechte
- Im Gegensatz zu Aktien geben Partizipationsscheine ihren Inhabern kein Stimmrecht bei Hauptversammlungen.
- Sie sind daher besonders attraktiv für Unternehmen, die Kapital aufnehmen möchten, ohne Einfluss auf die Unternehmensführung abzugeben.
- Beteiligung am Gewinn
- Partizipationsscheine berechtigen zur Teilnahme am Gewinn des Unternehmens, ähnlich wie Aktien.
- Sie können Dividenden erhalten, sofern das Unternehmen Gewinne ausschüttet.
- Eigenkapitalcharakter
- In der Bilanz eines Unternehmens werden Partizipationsscheine in der Regel als Eigenkapital geführt.
- Sie unterscheiden sich damit von Anleihen, die Fremdkapital darstellen.
- Handelbarkeit
- Partizipationsscheine sind oft an Börsen handelbar, ähnlich wie Aktien.
- Ihr Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage sowie aus der finanziellen Lage des Unternehmens.
- Kapitalbeschaffung ohne Kontrollverlust
- Unternehmen können über die Ausgabe von Partizipationsscheinen Kapital aufnehmen, ohne Stimmrechte abgeben zu müssen.
- Dies ist besonders für Familienunternehmen oder Gründer von Start-ups interessant.
Rechtliche Grundlage in der Schweiz
- In der Schweiz sind Partizipationsscheine im Obligationenrecht (OR, Art. 656a-656g) geregelt.
- Sie dürfen nicht mehr als das Doppelte der ausgegebenen Aktien betragen, um die Aktionärsrechte nicht übermäßig zu verwässern.
- Die Ausgabe muss im Handelsregister eingetragen und in der Satzung des Unternehmens geregelt sein.
Unterschied zu anderen Finanzinstrumenten
| Merkmal | Partizipationsschein | Aktie | Anleihe |
|---|---|---|---|
| Stimmrecht | ❌ Nein | ✅ Ja | ❌ Nein |
| Dividendenrecht | ✅ Ja | ✅ Ja | ❌ Nein |
| Kapitalcharakter | Eigenkapital | Eigenkapital | Fremdkapital |
| Rückzahlungspflicht | ❌ Nein | ❌ Nein | ✅ Ja (bei Fälligkeit) |
| Risiko | Hoch (abhängig vom Unternehmen) | Hoch | Mittel bis niedrig |
Beispiel aus der Praxis
- Ein bekanntes Beispiel ist die Roche Holding AG, die neben Aktien auch Partizipationsscheine ausgegeben hat.
- Die Partizipationsscheine von Roche haben im Börsenhandel eine fast identische Wertentwicklung wie die Aktien, da sie mit denselben Dividendenansprüchen ausgestattet sind.
Vor- und Nachteile für Anleger
✅ Vorteile
- Höhere Dividendenrendite möglich, da oft günstiger als Aktien gehandelt.
- Geringere Volatilität, weil institutionelle Anleger weniger Interesse an stimmlosen Wertpapieren haben.
- Kapitalbeteiligung ohne Mitverantwortung für Unternehmensentscheidungen.
❌ Nachteile
- Kein Stimmrecht, daher keine Einflussnahme auf Unternehmensentscheidungen.
- Geringere Liquidität, da weniger verbreitet als klassische Aktien.
- Potenzielle Benachteiligung gegenüber Aktionären, wenn es zu Unternehmensentscheidungen kommt, die nur Aktionären zugutekommen.
Fazit
Partizipationsscheine sind eine interessante Anlageform für Investoren, die an der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens teilhaben möchten, ohne sich aktiv in die Unternehmensführung einzubringen. Für Unternehmen bieten sie eine Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung, ohne die Kontrolle über das Unternehmen zu verwässern.
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