Paris, die Stadt der Liebe – oder besser gesagt: die Stadt der autofreien Utopie. Bürgermeisterin Anne Hidalgo, Frankreichs unermüdliche Jeanne d’Arc des Kampfes gegen den Individualverkehr, plant die nächste große Offensive: 500 weitere Straßen sollen für Autos gesperrt und in Fußgängerzonen umgewandelt werden.
Die Bürgerinnen und Bürger dürfen am Sonntag demokratisch darüber abstimmen – also zumindest die, die sich nicht gerade in einem endlosen Stau auf der Peripherique befinden.
Das neue Stadtbild: Weniger Motoren, mehr Marathons
Die Frage, die den Parisern gestellt wird, ist bewusst blumig formuliert:
👉 „Sind Sie dafür oder dagegen, 500 neue Straßen in Paris, verteilt über alle Stadtviertel, zu begrünen und zu Fußgängerzonen zu machen?“
Das klingt fast so idyllisch wie ein Monet-Gemälde. Tatsächlich bedeutet es jedoch: 10.000 Parkplätze verschwinden – ein wahrer Albtraum für SUV-Fahrer, die sich nun wohl endgültig mit dem Gedanken anfreunden müssen, ihre tonnenschweren Geländewagen für die letzte Meile auf Elektro-Scooter umzuladen (ach nein, die wurden ja bereits verbannt).
„Jeder Pariser soll innerhalb von 300 Metern eine grüne, autofreie Straße haben“, erklärt der stellvertretende Bürgermeister Christophe Najdovski voller Enthusiasmus. Kritiker befürchten jedoch, dass sich dieser Traum für viele Pendler eher als dystopischer Albtraum entpuppen könnte.
Verkehrswende à la Hidalgo: Höhere Gebühren, mehr Hindernisse, weniger Freunde
Hidalgo, die unangefochtene Königin des verkehrsberuhigten Chaos, hat sich in den letzten Jahren bereits mit mehreren Maßnahmen einen Namen gemacht:
🚫 Verbot von E-Scootern → Denn wenn wir schon keine Autos wollen, dann auch bitte keine zweirädrigen Alternativen!
💰 SUV-Parkgebühr auf 18 Euro pro Stunde erhöht → Warum die Reichen besteuern, wenn man einfach ihre Autos schröpfen kann?
🏎 Tempo 50 auf der Stadtautobahn statt 70 → Damit die Autofahrer mehr Zeit haben, um die neu angelegten Blumenbeete zu bewundern.
🚦 Eine „Umweltspur“ für Fahrgemeinschaften eingeführt → Wobei eine Fahrgemeinschaft offiziell erst ab zwei Personen zählt – inklusive imaginärem Beifahrer?
Natürlich sind nicht alle begeistert. Die Autofahrervereinigung „40 Millions d’Automobilistes“ hat bereits eine Petition gegen die Umweltspur gestartet und argumentiert, dass sie die ohnehin schon apokalyptischen Staus nur noch schlimmer machen wird.
Von der Stadt der Liebe zur Stadt der Laufwege?
Kritiker fürchten, dass Paris sich langsam aber sicher in eine riesige Freiluft-Fitnessstrecke verwandelt. In Montmartre etwa, wo sich jährlich Millionen von Touristen durch die Gassen schieben, fragen sich die Einheimischen, wo sie künftig parken sollen.
„Wir befürchten eine komplette Disneylandisierung unseres Viertels“, sagt Anne Renaudie, Vorsitzende des Vereins Vivre à Montmartre. „Wenn das so weitergeht, werden wir bald Eintritt bezahlen müssen, um unser eigenes Zuhause zu betreten.“
Doch während Autofahrer sich über den wachsenden Asphalt-Dschungel beklagen, bleibt eines sicher: Die Stadt der Liebe wird bald auch die Stadt der langen Fußmärsche sein. Wer sich dem nicht anschließen will, kann ja immer noch auf ein Fahrrad umsteigen – oder auf einen fliegenden Teppich, sobald Hidalgo diesen offiziell als Transportmittel freigibt
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