„Ich wollte doch nur helfen!“ – Mit diesem Satz beginnen viele Tragödien. Denn was früher als noble Geste der Nachbarschaft galt – das Annehmen eines Pakets – ist heute in etwa so risikolos wie das Öffnen einer E-Mail von einem nigerianischen Prinzen.
Immer häufiger geraten gutmeinende Mitbürger in das Fadenkreuz einer neuen Betrugsmasche: Der Paket-Schattenkrieg, bei dem Kriminelle mit gestohlenen Identitäten, geklebten Namensschildern und frechen Ausreden ganze Mehrparteienhäuser in logistische Beweislastlabyrinthe verwandeln.
Das Vorgehen ist so einfach wie dreist:
Ein leerer Briefkasten bekommt plötzlich einen „neuen Mitbewohner“ namens Herr Müller, Schulze oder was gerade beim letzten Datenleck so gefallen ist. Kurz darauf klingelt DHL oder ein „Zusteller“, der aussieht, als hätte er seine Uniform letzte Woche noch bei eBay geschossen, und bringt ein Paket für diesen Phantom-Mieter.
Der freundliche Nachbar, nennen wir ihn Herr Meier, öffnet bereitwillig die Tür – man kennt sich ja vom Flur – und nimmt das Paket entgegen. Kaum zehn Minuten später erscheint ein „Verwandter“, „Mitbewohner“ oder „Landsmann“ von Herrn Schulze und holt es mit der Benachrichtigungskarte ab. Herr Meier freut sich: „Servicegedanke gelebt!“ Und ahnt nicht, dass er damit möglicherweise Teil eines Betrugs in Höhe von mehreren Hundert Euro wurde.
Denn:
Wer ein Paket annimmt, trägt auch Verantwortung – sagt zumindest die Polizei. Und der Händler. Und bald vielleicht auch das Inkassobüro. Die Zusteller dagegen reiben sich die Hände: Paket losgeworden, keine Haftung, Feierabend 10 Minuten früher.
Zwei Nachbarn, zwei Schicksale:
- Bernd S., Berlin: Entdeckte zufällig, dass sechs Paar sündteure Sneaker auf seinen Namen bestellt worden waren. Konnte das Paket retten, Held des Tages.
- Florian D., ebenfalls Berlin: Bemerkt den Betrug erst, als der Inkasso-Kalender klingelte. Paket weg, Geld futsch, Anzeige erstattet – und vermutlich nie wieder Pakete für jemanden angenommen.
Polizei-Tipp mit Überraschungseffekt:
„Bleiben Sie misstrauisch, auch wenn’s nur nach Schuhkarton aussieht!“ So die sinngemäße Empfehlung der Beamten. Achten Sie auf dubiose Namen an Briefkästen („Herr Yilmaz-Perez-Dragunov“ sollte stutzig machen), auf Wohnungen, die mehr Amazon-Kartons als Möbel enthalten, und auf junge Männer mit zu viel Interesse an Paketzustellungen.
Und merken Sie sich:
Nicht jeder Nachbar, der ein Paket bestellt, existiert. Aber jeder Paketbote, der bei Ihnen klingelt, testet Ihre Gutmütigkeit.
Kommentar hinterlassen