In der malerischen Landschaft von Brithdir Mawr, einem 32 Hektar großen Bauernhof in Newport, Pembrokeshire, lebt seit 30 Jahren eine Off-Grid-Gemeinschaft im Einklang mit der Natur. Doch hinter der idyllischen Fassade tobt ein erbitterter Rechtsstreit um die Zukunft des Anwesens.
Im vergangenen Jahr wurde Brithdir Mawr für 1 Million Pfund an Rachel May verkauft, eine Achtsamkeitscoachin und Doula, die plant, den Hof in ein Retreat-Zentrum umzuwandeln. Die neue Besitzerin erteilte der Gemeinschaft eine Räumungsanordnung, und während einige Mitglieder bis zum 31. Dezember 2023 auszogen, weigern sich andere, das Gelände zu verlassen. Sie kämpfen um ihr Zuhause und ihre Lebensweise.
Ein Zuhause auf gemeinschaftlichen Werten aufgebaut
Brithdir Mawr ist mehr als nur ein alter Bauernhof mit roten Fenstern – es ist ein Lebensmodell. Die Gemeinschaft betreibt nachhaltige Landwirtschaft mit Ziegen, Hühnern und eigenem Gemüseanbau, nutzt Wasser- und Windkraft für Strom und beheizt die Gebäude mit Holzöfen.
Will Cooke, der seit vier Jahren in Brithdir Mawr lebt, beschreibt seine Ankunft als unerwarteten Neuanfang: „Ich wollte eigentlich nur zwei Wochen bleiben, aber ich bin nie wieder gegangen.“
Die Entscheidungen in der Gemeinschaft werden gemeinschaftlich getroffen, und Werte wie Inklusivität, Dankbarkeit und Umweltschutz stehen im Mittelpunkt. Die Mitglieder teilen sich die anfallenden Arbeiten, kochen fünfmal die Woche zusammen und sorgen dafür, dass der Alltag harmonisch abläuft.
Doch das Leben in einer Gemeinschaft birgt auch Herausforderungen. „Natürlich gibt es ab und zu Konflikte“, gibt Will zu. „Aber wir sehen sie als Störungen, nicht als Schuldfrage.“
Konflikt der Visionen
Die Probleme begannen, als der ursprüngliche Besitzer Julian Orbach entschied, das Anwesen zu verkaufen. Die Gemeinschaft erhielt zwar die Möglichkeit, den Hof zu kaufen, konnte die benötigte Summe von 1 Million Pfund jedoch nicht aufbringen. Im vergangenen Jahr wurde das Grundstück an Rachel May verkauft, die bisher keinen persönlichen Kontakt zur Gemeinschaft aufgenommen hat.
„Wir haben Rachel eingeladen, mit uns zu verhandeln, um eine Lösung zu finden, die für alle funktioniert, aber bisher ist das nicht geschehen“, sagt Will.
Für Rosie Gilam, die seit ihrer Kindheit mit der Gemeinschaft verbunden ist und nun mehrere Tage pro Woche dort verbringt, zeigt der Fall die Schwächen des derzeitigen Systems. „Mieter haben keine Rechte. Familien können ohne große Vorwarnung aus ihren Häusern vertrieben werden, und der Zugang zu Land ist für viele unbezahlbar.“
Die Gemeinschaft hofft, dass die Aufmerksamkeit der Medien eine breitere Diskussion über Landreformen anstößt – beispielsweise über ein „Recht auf gemeinschaftlichen Kauf“, das es Gruppen wie ihrer ermöglichen könnte, ihr Zuhause zu sichern.
Ein Lebensstil, der es wert ist, verteidigt zu werden
Die verbleibenden Mitglieder betonen, dass ihr Kampf nicht gegen Rachel May persönlich gerichtet sei. „Es geht nicht um eine einzelne Person, sondern um ein System, das Besitzrechte über Gemeinschaft stellt“, erklärt Andromeda Gervasio, die 2023 nach Brithdir Mawr zog, um dem Stadtleben zu entfliehen.
Für Andromeda, die sich selbst als queer beschreibt, war der Gedanke an das Leben auf dem Land zunächst beängstigend. Doch in Brithdir Mawr fand Andromeda Sicherheit und Akzeptanz: „Dieser Ort hat mir so viel gegeben, und ich bin zutiefst dankbar.“
Trotz der unsicheren Zukunft bleibt die Gemeinschaft hoffnungsvoll. Rosie wünscht sich, dass alle Beteiligten zusammenkommen und mit offenem Herzen eine Lösung finden. Will ist zuversichtlich, dass der schwierige Prozess zu etwas Positivem führen wird: „Es fühlt sich schwierig und unangenehm an, aber ich glaube wirklich, dass hier etwas Besonderes passiert.“
Bis auf Weiteres bleibt die Zukunft von Brithdir Mawr ungewiss – ein Symbol für größere Fragen über Nachhaltigkeit, Landrechte und den wahren Wert von Gemeinschaft.
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