Kurz vor Beginn des Weihnachtsshoppings warnt das US-Verbraucherportal WalletHub vor einer Finanzpraxis, die viele Kunden falsch verstehen – und die im schlimmsten Fall extrem teuer wird: dem sogenannten „Deferred Interest“, also aufgeschobenen Zinsen.
Eine aktuelle Studie zeigt: Rund die Hälfte der US-Verbraucher weiß nicht genau, wie dieses Modell funktioniert, und 51 Prozent fordern sogar, dass es gesetzlich verboten werden sollte.
Wie funktioniert „Deferred Interest“?
Händler locken Kunden mit Slogans wie „Keine Zinsen für 12 oder 24 Monate“.
Der Kunde kauft dann beispielsweise Elektronik oder Haushaltsgeräte über die hauseigene Kreditkarte des Geschäfts.
Das vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich allerdings oft als Kostenfalle:
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Wird der gesamte Betrag nicht rechtzeitig innerhalb der Frist zurückgezahlt,
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werden alle Zinsen rückwirkend ab dem Kaufdatum fällig – häufig mit Effektivzinsen von 30 Prozent oder mehr.
„Verpasst man die Deadline um nur einen Tag oder sogar einen einzigen Cent, werden alle aufgeschobenen Zinsen aktiv“, erklärt Ted Rossman, Analyst bei Bankrate.
Beispiel: Wenn ein Kühlschrank plötzlich 900 Dollar teurer wird
WalletHub und Bankrate rechnen vor:
Ein Kühlschrank für 1.800 Dollar, finanziert mit 25,99 Prozent Jahreszins, bleibt nur dann wirklich zinsfrei, wenn jede Monatsrate pünktlich gezahlt wird.
Schon ein oder zwei verpasste Raten können rund 900 Dollar zusätzlich kosten.
Viele große Händler nutzen das Modell – aber nicht alle
WalletHub überprüfte die Finanzierungskonditionen von 72 großen US-Einzelhändlern.
Auf der Negativliste („naughty list“) stehen u. a.:
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Best Buy
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Home Depot
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JCPenney
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Lowe’s
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Guitar Center
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Michaels
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Pep Boys
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Wayfair
Laut Studie werden wichtige Informationen häufig klein gedruckt oder kaum sichtbar dargestellt.
Die Positivliste („nice list“) ohne Deferred Interest umfasst:
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Target
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Kohl’s
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Neiman Marcus
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Barnes & Noble
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Big Lots
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Costco
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BJ’s Wholesale Club
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Pottery Barn
Verbraucher verstehen das Modell nur teilweise
WalletHub untersucht die Praxis seit 2012. Das Ergebnis der aktuellen Befragung von 200 repräsentativ ausgewählten Verbrauchern:
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ca. 50 % verstehen das Prinzip nicht vollständig
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51 % sagen: Deferred Interest sollte illegal sein
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Rund 60 Milliarden Dollar wurden laut US-Verbraucherschutzbehörde CFPB allein im Jahr 2020 über solche Finanzierungen abgewickelt
Während vier Fünftel der Kunden mit guter Bonität rechtzeitig bezahlen können, schaffen das bei schwächerer Bonität nur etwa drei Fünftel.
Gibt es bessere Alternativen?
Ja.
Experten empfehlen statt Deferred-Interest-Angeboten eher:
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Null-Prozent-Kreditkarten (Zero-APR-Cards)
– Zinsen fallen erst auf den Restbetrag an, nicht rückwirkend. -
Klassische Ratenkredite, deren Konditionen klar geregelt sind.
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Ratenkauf über „Buy Now Pay Later“-Dienste, die jedoch ebenfalls sorgfältig geprüft werden sollten.
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