Die bekannte US-Warenhauskette Nordstrom geht wieder in den Besitz ihrer Gründungsfamilie über. In einem Deal im Wert von 6,25 Milliarden Dollar wird das Unternehmen von der Familie Nordstrom und dem mexikanischen Kaufhauskonzern El Puerto de Liverpool von der Börse genommen. Diese Transaktion markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der 123-jährigen Geschichte des Unternehmens.
Details des Deals
Die Nordstrom-Familie, bestehend aus Erik, Pete und Jamie Nordstrom, kauft gemeinsam mit El Puerto de Liverpool die restlichen Anteile, die sie bislang nicht besaßen. Damit sichern sie sich die Mehrheit am Unternehmen. Aktionäre erhalten 24,25 Dollar in bar pro Aktie – ein Aufschlag von rund 42 % im Vergleich zum Aktienkurs vom 18. März 2024, als erste Spekulationen über eine mögliche Privatisierung aufkamen.
Trotz der Nachricht fiel die Aktie von Nordstrom (JWN) im frühen Handel um 1 %, liegt aber für das gesamte Jahr 2024 immer noch mehr als 30 % im Plus.
„Seit über einem Jahrhundert basiert das Geschäft von Nordstrom auf dem Prinzip, unseren Kunden zu helfen, sich gut zu fühlen und gut auszusehen“, sagte Erik Nordstrom, CEO des Unternehmens, in einer Pressemitteilung. „Heute beginnt ein aufregendes neues Kapitel. Im Namen meiner Familie freue ich mich darauf, mit unseren Teams zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass Nordstrom auch in Zukunft erfolgreich bleibt.“
Ein schwieriger Weg zur Privatisierung
Die Nordstrom-Familie hatte bereits 2018 versucht, das Unternehmen zu privatisieren – damals mit einem Angebot von 50 Dollar pro Aktie. Der Verwaltungsrat lehnte das Angebot jedoch ab, da der Preis als zu niedrig angesehen wurde. Der nun abgeschlossene Deal verdeutlicht den Wertverlust des Unternehmens, das seit der Pandemie einen deutlichen Rückgang seines Aktienkurses verzeichnet hat.
Herausforderungen für Nordstrom und den Einzelhandel
Wie viele andere Warenhäuser leidet auch Nordstrom unter veränderten Kaufgewohnheiten der Konsumenten. Immer mehr Kunden sparen an Ausgaben für Luxusgüter und wenden sich Online-Riesen wie Amazon oder Miet-Plattformen wie Nuuly zu. Hinzu kommt der Wettbewerb mit anderen Luxus-Warenhäusern: Im Juli 2024 hatten Saks Fifth Avenue und Neiman Marcus ihre Fusion angekündigt, um ihre Verhandlungsposition gegenüber Luxusmarken zu stärken und Kosten zu senken.
Der Rückzug von der Börse gibt Nordstrom jedoch die Chance, ohne den Druck der öffentlichen Märkte langfristige Investitionen und Veränderungen vorzunehmen. Neil Saunders, Geschäftsführer von GlobalData, lobte diesen Schritt: „Die Familie und ihre Partner können die notwendigen Investitionen tätigen, ohne sich der kurzfristigen Kontrolle der Börse aussetzen zu müssen.“
Neue Chancen unter der Kontrolle der Familie
Saunders sieht die Übernahme durch die Familie Nordstrom und El Puerto de Liverpool positiv. „Die Familie hat das Talent und die Fähigkeit, die notwendigen Veränderungen umzusetzen. Gemeinsam mit ihren Partnern werden sie das Unternehmen als Einzelhändler führen und nicht als finanzielles Spielzeug betrachten. Das ist eine sehr gute Nachricht für die langfristige Gesundheit der Marke.“
Tatsächlich stehen viele Kaufhäuser derzeit an einem Scheideweg. Konkurrenten wie Macy’s und Bloomingdale’s sehen sich unter Druck von Investoren, die die Immobilien der Unternehmen für wertvoller halten als ihre Einzelhandelsgeschäfte. Macy’s hat sich bisher gegen solche Eingriffe gewehrt, doch der Trend zeigt, wie stark sich die Branche wandelt.
Ausblick und nächste Schritte
Der Deal, der voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen wird, bedarf noch der Zustimmung von zwei Dritteln der Aktionäre mit Stimmrechten. Gelingt dies, kann die Nordstrom-Familie das Unternehmen wieder als privates Unternehmen führen und ihre Vision für die Marke umsetzen.
Dieser Schritt könnte nicht nur die Zukunft von Nordstrom sichern, sondern auch als Beispiel dafür dienen, wie traditionelle Kaufhäuser auf die Herausforderungen des modernen Einzelhandels reagieren können – weg vom kurzfristigen Denken und hin zu langfristiger Stabilität und Innovation.
Fazit:
Die Privatisierung von Nordstrom ist ein Zeichen für den Wandel im Einzelhandel. Während viele Kaufhäuser mit sinkenden Umsätzen und Konkurrenz durch Online-Plattformen kämpfen, könnte die Rückkehr zu familiärer Kontrolle Nordstrom die nötige Flexibilität geben, um sich neu aufzustellen und langfristig erfolgreich zu bleiben.
Kommentar hinterlassen