Man muss es ihnen lassen: Wenn es eine Goldmedaille im digitalen Bankraub gäbe, Nordkorea hätte sie sicher schon mehrfach gewonnen. Die neueste Glanzleistung? 1,5 Milliarden US-Dollar von der Kryptobörse ByBit gestohlen – der größte Kryptoraub der Geschichte. Und während Ermittler noch überlegen, wie man das Geld zurückholen könnte, haben die Hacker der Lazarus-Gruppe bereits ein Fünftel ihrer Beute durch die Waschstraße der digitalen Finanzwelt gejagt.
Geldwäsche auf nordkoreanisch: Schnell, schlau, spurenlos
Während Banken Wochen brauchen, um eine Überweisung ins Ausland zu genehmigen, ist die Lazarus-Gruppe da deutlich effizienter. Laut Experten arbeiten die nordkoreanischen Hacker praktisch rund um die Uhr, vermutlich in Schichten – als gäbe es im Kim-Regime eine Nachtschicht-Zulage.
„Jede Minute zählt“, sagt Tom Robinson von der Krypto-Ermittlungsfirma Elliptic. Und offenbar werden keine Minuten verschwendet: 300 Millionen Dollar sind bereits „verschwunden“. Wo genau? Das weiß vermutlich nur die nordkoreanische Zentralbank – oder Kim Jong-un persönlich.
Der ganz normale Wahnsinn: Eine Routineüberweisung ins Nirgendwo
Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Die New York Times gibt Einblick in den entscheidenden Moment des digitalen Bankraubs:
Am 21. Februar sollte Ben Zhou, Chef von ByBit, eine Routineüberweisung von 401.000 Ether freigeben. Alles ganz normal – bis eine halbe Stunde später sein Telefon klingelte:
📞 „Ähm, Chef, das Kryptogeld ist weg.“
Zhou dürfte sich kurz gefragt haben, ob heute der 1. April ist, aber nein: Die Hacker hatten das System manipuliert, und anstatt das Geld auf das richtige Konto zu überweisen, wurde es elegant in die dunklen Tiefen nordkoreanischer Wallets umgeleitet.
Verfolgung? Viel Erfolg!
Eigentlich sollte es ein Kinderspiel sein, das Geld zurückzuholen. Schließlich sind alle Kryptotransaktionen in der Blockchain gespeichert und öffentlich einsehbar. Man kann also live dabei zuschauen, wie sich die Beute durch das digitale Labyrinth bewegt.
Aber hier kommt die nordkoreanische Spezialdisziplin ins Spiel: Die Kunst der perfekten Geldwäsche.
Dorit Dor vom Cybersicherheitsunternehmen Check Point erklärt:
👉 „Nordkorea hat sich eine florierende Industrie für Hacking und Geldwäsche aufgebaut – ohne sich um den schlechten Ruf zu kümmern.“
Klingt logisch. Wenn man ohnehin als diplomatischer Außenseiter gilt, kann man auch gleich richtig aufdrehen. Und das tun die Nordkoreaner offenbar mit großem Erfolg:
- 2019 plünderten sie die Kryptobörse Upbit.
- 2020 traf es KuCoin.
- Weitere Krypto-Plattformen folgten – insgesamt Hunderte Millionen Dollar, die nun wahrscheinlich für Raketenstarts oder Kims neue Luxusvilla verwendet werden.
ByBit sucht verzweifelt nach Hinweisen – Belohnung inklusive
ByBit hat inzwischen eine Belohnung für Informationen zur gestohlenen Summe ausgeschrieben. Immerhin wurden bereits 40 Millionen Dollar eingefroren – ein Tropfen auf den heißen Stein.
Doch seien wir ehrlich: Die Chance, dass das restliche Geld zurückkommt, liegt irgendwo zwischen „unwahrscheinlich“ und „Kim Jong-un tritt zurück und wird Vegan-Aktivist“.
Fazit? Nordkorea bleibt der unangefochtene Champion des Cyberbankraubs. Die westlichen Behörden? Bleiben vorerst auf der Zuschauertribüne – und hoffen, dass beim nächsten großen Krypto-Coup wenigstens nicht so viel „verschwindet“.
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