Nach dem missglückten Stapellauf eines neuen Kriegsschiffs hat Nordkorea drei hochrangige Mitarbeiter einer staatlichen Werft festgenommen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtet, handelt es sich um den Chefingenieur, den Bauleiter und einen Verwaltungsleiter der nordkoreanischen Werft in Chongjin. Sie gelten als „verantwortlich für den Unfall“.
Während einer feierlichen Zeremonie am Mittwoch war der 5.000-Tonnen-Zerstörer beim Stapellauf aus dem Gleichgewicht geraten. Teile des Rumpfes wurden beschädigt, das Schiff kippte zur Seite und musste anschließend mit Planen abgedeckt werden. Satellitenbilder zeigen die havarierte Kriegsmaschine teils auf dem Trockenen liegend – ein sichtbarer Rückschlag für das Prestigeprojekt.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sprach von einem „kriminellen Akt“, verursacht durch „absolute Nachlässigkeit, Verantwortungslosigkeit und unwissenschaftliche Methoden“. Konsequenzen für die Beteiligten wurden bei einer Plenarsitzung im kommenden Monat angekündigt. Über mögliche Strafen machte das Regime bislang keine Angaben – Nordkorea ist jedoch für seine drakonischen Maßnahmen bekannt.
KCNA bemüht sich derweil, das Ausmaß des Schadens herunterzuspielen. Es gebe keine Löcher im Schiffsboden, lediglich „Kratzer an der Steuerbordseite“ und eine „gewisse Menge Meerwasser im Heckbereich“, heißt es. Verletzte oder Todesopfer wurden nicht gemeldet.
Der Vorfall ereignete sich nur wenige Wochen nach der Präsentation eines ähnlichen Zerstörers, der von Kim als „Durchbruch“ zur Modernisierung der nordkoreanischen Marine bezeichnet wurde. Beobachter werten die Havarie als schweren Imageverlust für das international isolierte Regime.
Ungewöhnlich ist, dass Nordkorea den Vorfall öffentlich gemacht hat – interne Pannen werden sonst meist verschwiegen. Die Offenheit könnte auf politischen Druck oder interne Machtkämpfe hindeuten. Die internationale Gemeinschaft blickt mit wachsender Sorge auf Nordkoreas Aufrüstung – und nun auch auf deren offensichtliche Schwächen.
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