Der finnische Netzwerkausrüster Nokia setzt in Deutschland den Rotstift an – und das in einem bislang nicht gekannten Ausmaß. Im kommenden Jahr sollen 300 Stellen gestrichen werden. Doch viel einschneidender ist der langfristige Plan:
Der traditionsreiche Standort München soll bis 2030 vollständig geschlossen werden. Für die bayerische Landeshauptstadt bedeutet das das Aus für mehr als 500 weitere Arbeitsplätze und das Ende einer jahrelangen Präsenz eines der großen europäischen Technologiekonzerne.
München vor dem Aus – andere Standorte bleiben bestehen
Während München Schritt für Schritt abgewickelt werden soll, hält Nokia an fünf anderen deutschen Standorten fest.
Zu den künftig wichtigsten Säulen des Konzerns zählen:
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Nürnberg
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Ulm
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Stuttgart
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Bonn
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Düsseldorf
Hier sollen Forschung, Entwicklung und Netzwerktechnologien weiter vorangetrieben werden – allerdings unter verschärften Spar- und Effizienzvorgaben.
IG Metall läuft Sturm: „Das darf so nicht durchgehen“
Die Gewerkschaft IG Metall reagiert mit deutlicher Kritik und kündigt massiven Widerstand an.
Der Verlust von über 500 Arbeitsplätzen allein in München sei ein „harter Schlag für die Beschäftigten und die gesamte Region“.
Die Gewerkschaft betont:
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Die Pläne seien sozialpolitisch unverantwortlich.
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Die Mitbestimmung werde eingefordert.
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Einseitige Entscheidungen des Konzerns würden nicht akzeptiert.
Man prüfe Protestaktionen, Rechtsmittel und betriebliche Gegenmaßnahmen.
Warum Nokia diesen drastischen Schritt geht
Nokia begründet die Pläne mit globalen Herausforderungen:
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anhaltender Wettbewerbsdruck durch US- und asiatische Netzwerkausrüster,
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eine weltweite Kostensparstrategie,
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rückläufige Investitionen vieler Mobilfunkanbieter,
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und die strategische Fokussierung auf ausgewählte Technologiebereiche.
Der Konzern befindet sich seit Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Bereits mehrfach wurden Tausende Stellen weltweit abgebaut, Standorte zusammengelegt oder geschlossen.
Was der Schritt für Deutschland bedeutet
Der Rückzug aus München trifft eine der wichtigsten europäischen Hightech-Regionen. Dort konzentrieren sich:
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Forschungseinrichtungen,
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Universitäten,
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Start-ups,
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sowie globale Technologieunternehmen.
Ein Abzug Nokias bedeutet:
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Verlust hochqualifizierter Arbeitsplätze,
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Schwächung des Netzwerktechnik-Clusters,
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negative Effekte für Zulieferer und Partnerfirmen,
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Abwanderung von Know-how.
Ökonomen warnen, dies sei ein weiterer Hinweis darauf, dass der globale Wettbewerb im Telekommunikationssektor zunehmend härter werde – und Deutschland trotz starker Ingenieurtradition unter Druck gerät.
Viele Fragen offen – die Diskussion hat erst begonnen
Noch unklar ist:
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wie der Sozialplan gestaltet sein wird,
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ob Nokia bereit ist, mit der IG Metall zu verhandeln,
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wie schnell die Münchner Aufgaben verlagert werden,
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und was aus den betroffenen Mitarbeitenden wird.
Fest steht:
Der Konflikt zwischen Nokia und der Gewerkschaft steht erst am Anfang – und könnte sich zu einem der größten Arbeitskämpfe im deutschen Technologiebereich der vergangenen Jahre entwickeln.
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