Nach Jahren politischer Eiszeit könnte es in der kommenden Woche zu einem erneuten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un kommen. Wie die südkoreanische Regierung in Seoul mitteilte, sei ein bilaterales Gespräch am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) denkbar, der in der südkoreanischen Hauptstadt stattfinden wird.
Ein Regierungssprecher in Seoul erklärte, man sehe im möglichen Treffen „eine Chance auf diplomische Entspannung in einer zunehmend angespannten Sicherheitslage in Ostasien“. Beide Seiten seien aufgerufen, „diese Gelegenheit verantwortungsvoll zu nutzen“, um neue Gespräche über Abrüstung und wirtschaftliche Öffnung zu ermöglichen.
Diplomatische Annäherung mit ungewissem Ausgang
Das Treffen wäre die erste persönliche Begegnung zwischen Trump und Kim seit mehreren Jahren. Während Trumps erster Amtszeit hatten die beiden Staatschefs mehrfach versucht, durch persönliche Gespräche Spannungen abzubauen – unter anderem bei historischen Treffen in Singapur (2018) und Hanoi (2019). Die damaligen Verhandlungen scheiterten jedoch an Meinungsverschiedenheiten über das nordkoreanische Atomprogramm.
Beobachter sehen in dem neuen Gesprächsversuch sowohl eine politische Geste als auch ein taktisches Manöver. Trump hatte zuletzt mehrfach betont, dass nur direkter Dialog mit Pjöngjang Fortschritte bringen könne – eine Haltung, die im Weißen Haus nicht unumstritten ist.
Nordkorea sendet gemischte Signale
Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten wiederholt militärische Tests und provokative Raketenschüsse durchgeführt. Zugleich signalisierte das Regime punktuell Gesprächsbereitschaft, insbesondere in Hinblick auf Wirtschaftshilfen und eine mögliche Lockerung von Sanktionen.
Experten vermuten, dass Kim Jong Un das Treffen nutzen könnte, um seine internationale Position zu stärken – gerade angesichts wachsender wirtschaftlicher Abhängigkeit von China und Russland.
Südkorea zwischen Hoffnung und Skepsis
Die südkoreanische Regierung setzt auf diplomatische Vermittlung und hofft, dass ein erneutes Gespräch zwischen Trump und Kim zumindest Spannungen auf der koreanischen Halbinsel mildern könnte. Gleichzeitig warnen Analysten vor überhöhten Erwartungen:
„Solange keine konkreten Zusagen zur Denuklearisierung auf dem Tisch liegen, bleibt das Treffen eher symbolisch“, sagte ein Politikexperte der Yonsei-Universität in Seoul.
Ausblick: Symbolpolitik oder Neustart?
Ob das Treffen tatsächlich stattfindet, hängt laut diplomatischen Kreisen von letzten Sicherheits- und Protokollfragen ab. Sollte es zu einer Begegnung kommen, wäre sie ein bemerkenswertes Signal der Wiederannäherung – auch wenn die Erfolgsaussichten begrenzt bleiben.
Ein hochrangiger US-Diplomat formulierte es nüchtern:
„Es ist besser, miteinander zu reden als Raketen zu testen – aber Worte müssen diesmal zu echten Schritten führen.“
Damit könnte der APEC-Gipfel in Seoul nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch zu einem bedeutsamen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Washington und Pjöngjang werden.
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