Startseite Allgemeines Netflix’ Mega-Übernahme von Warner Bros. steht auf der Kippe – Eine zentrale Frage bleibt unbeantwortet
Allgemeines

Netflix’ Mega-Übernahme von Warner Bros. steht auf der Kippe – Eine zentrale Frage bleibt unbeantwortet

Jade87 (CC0), Pixabay
Teilen

Netflix sorgt mit einem überraschenden Angebot für Aufsehen: Der Streamingriese will Warner Bros. und HBO für 72 Milliarden US-Dollar übernehmen. Dieser Mega-Deal könnte die gesamte Unterhaltungsbranche erschüttern – und zu einem historischen Wendepunkt für Hollywood werden.

Doch genau solch ein Zusammenschluss zieht auch den scharfen Blick der Wettbewerbsbehörden auf sich. Es ist ein Deal, der kartellrechtlich geprüft werden muss – und der möglicherweise scheitert.

Ein Hollywood im Umbruch

Hollywood erlebt aktuell einen massiven Wandel: Traditionelle Sehgewohnheiten ändern sich, neue Plattformen wie YouTube und TikTok gewinnen an Einfluss – und Netflix selbst ist ein Treiber dieses Wandels. Die klassische Film- und Fernsehindustrie gerät unter Druck. Viele Experten sind sich einig: Die Branche steckt in einer tiefen Krise – und sieht in Fusionen eine mögliche Rettung.

Netflix argumentiert, dass die Übernahme von Warner Bros. und HBO Synergien schaffen könnte. Die Idee: Warner verfügt über eine breite Palette starker Marken und Inhalte, die Netflix effizienter nutzen könnte als Warner selbst. HBO wiederum, bislang als Qualitätsanbieter mit begrenztem Publikum bekannt, könnte mit Netflix’ globaler Reichweite ein breiteres Publikum erreichen und besser finanziert werden.

Doch reichen diese Vorteile aus, um Wettbewerbshüter zu überzeugen?

Kartellrechtliche Bedenken

Netflix will mit Warner Bros. einen seiner größten Geschäftspartner übernehmen. Warner produziert Inhalte für zahlreiche Plattformen – auch für Netflix selbst.

Mit dem Kauf würde der größte Streaminganbieter der Welt (Netflix) mit dem drittgrößten (HBO Max) fusionieren. Amazon Prime Video liegt aktuell auf Platz zwei. Gleichzeitig steigen die Abo-Preise und das Wachstum verlangsamt sich – ein Umstand, der die Wettbewerbshüter alarmieren dürfte.

Nach den aktuellen US-Kartellrichtlinien aus dem Jahr 2023 könnte der neue Zusammenschluss eine kritische Marktanteilsschwelle von 30 % überschreiten – ein potenzieller Grund für eine Blockade.

„Das sieht nach einem Fall aus, der anfechtbar ist“, meint Herbert Hovenkamp, Professor für Kartellrecht an der University of Pennsylvania. „Wir sprechen hier über einen stark konzentrierten Markt – da wächst die Sorge vor höheren Preisen.“

Auch wenn unter der vorherigen Regierung solche Zusammenschlüsse wohl eher durchgewunken worden wären, ist unklar, wie das aktuelle politische Klima – trotz republikanischer Führung – damit umgeht. Einflüsse populistischer Republikaner wie Senator Josh Hawley oder Mike Lee könnten das Vorhaben bremsen.

Vizepräsident J.D. Vance, der sich positiv über Biden-Kartellwächterin Lina Khan äußerte, könnte in den weiteren Verhandlungen eine Schlüsselrolle spielen.

Auch globale Hürden drohen

Da sowohl Netflix als auch Warner Bros. international agieren, könnten sich insbesondere europäische Aufsichtsbehörden gegen den Deal stellen. Paramount, das ursprünglich als Favorit für eine Übernahme von Warner Bros. Discovery galt, hatte genau darauf gesetzt – und argumentiert, dass Netflix kartellrechtlich schwerer durchsetzbar sei.

Netflix‘ Strategie: Effizienz statt Macht

Netflix versucht bereits, sich kartellrechtlich in ein gutes Licht zu rücken: Man betont die eigene Technologie, das datengetriebene Verständnis der Zuschauerwünsche – und argumentiert, dass der Zusammenschluss den Konsumenten nütze, nicht schade.

Sollten Regulierer jedoch den Eindruck gewinnen, dass es Netflix primär um Marktmacht geht, dürfte der Widerstand wachsen.

„Kartellbehörden werden genau wissen wollen, warum Netflix diesen Deal überhaupt anstrebt“, sagt Doha Mekki, frühere stellvertretende Leiterin der US-Kartellbehörde unter Obama, Trump und Biden. Sie betont, dass neben wirtschaftlichen auch personelle und politische Motive eine Rolle spielen.

Ein zentraler Prüfpunkt sei, ob Netflix durch den Deal mehr Kontrolle über Kreative, Vertrieb und Konsumenten erhält – und ob die laufende Fusionsprüfung nicht bereits jetzt Innovations- und Investitionsentscheidungen bei Warner und HBO bremst.

Sorge um Arbeitsplätze in Hollywood

Die Umstellung auf Streaming hat Hollywoods Geschäftsmodell bereits stark verändert: Kinolaufzeiten wurden verkürzt, Episodenzahlen pro Serie reduziert, ganze Teams verkleinert. Die Folge: Weniger Jobs für Schauspieler, Autoren, Regisseure und Crewmitglieder.

Hollywoods Gewerkschaften befürchten, dass eine Übernahme durch Netflix diese Entwicklung weiter verschärfen würde – und haben sich am Freitag lautstark gegen den Deal positioniert.

Netflix versichert das Gegenteil: Die Unternehmen würden sich gut ergänzen, es entstünden neue Chancen für Kreative, und Warner-Filme sollen weiterhin ins Kino kommen.

Doch Skeptiker fürchten, dass Netflix langfristig seine „Streaming-first“-Strategie durchsetzen und dadurch weitere Arbeitsplätze abbauen könnte.

Die Writers Guild of America erklärte: „Der weltweit größte Streaminganbieter schluckt einen seiner größten Konkurrenten – genau dafür wurden Kartellgesetze geschaffen. Das Ergebnis wären Jobverluste, sinkende Löhne, schlechtere Arbeitsbedingungen, höhere Preise für Verbraucher und weniger Vielfalt im Programmangebot.“

Fokus auf Arbeitnehmer – ein neuer Prüfmaßstab?

Traditionell richten sich Kartellverfahren auf mögliche Schäden für Verbraucher. Doch es gibt Präzedenzfälle, in denen auch Auswirkungen auf Arbeitnehmer berücksichtigt wurden – wie etwa bei der verhinderten Fusion von Penguin Random House mit Simon & Schuster. Damals stand nicht der Preis von Büchern im Fokus, sondern die sinkenden Vorschüsse für Autoren. Stephen King war der erste Zeuge im Verfahren.

Auch unter Trump und einigen Generalstaatsanwälten der Bundesstaaten gibt es Signale, dass arbeitsrechtliche Aspekte wieder stärker in Fusionskontrollen einfließen könnten.

Politischer Einfluss als Risiko

Ein letzter Unsicherheitsfaktor: die Politik selbst. Könnte ein Präsident durch bloße Meinung die Fusionsprüfung beeinflussen?

„Der Gedanke, dass die Vollzugspolitik vom Willen des Präsidenten abhängen könnte, ist erschreckend – aber nicht unrealistisch“, so Hovenkamp.

Paramount-CEO David Ellison bemühte sich während früherer Verhandlungen um die Gunst von Donald Trump, als sein Unternehmen Skydance versuchte, ein Studio zu kaufen. Daher galt Paramount lange als wahrscheinlicher Käufer von Warner Bros. Discovery – im Gegensatz zu Netflix, das nur Warner Bros. und HBO kaufen will (ohne Nachrichtensparte CNN).

Ein hochrangiger Regierungsvertreter äußerte sich gegenüber CNBC skeptisch zur Netflix-Offerte. Paramount könnte versuchen, mit seinem leicht niedrigeren, aber politisch unproblematischeren Angebot bei den Aktionären von Warner Bros. Discovery zu punkten.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Weihnachtskekse in Deutschland: So lecker wie illegal

Wenn Vanillekipferl zur Schwarzware werden Die Weihnachtszeit in Deutschland ist offiziell eröffnet...

Allgemeines

F1 Abu Dhabi Verstappen auf Pole

Endstand Qualifying: 1. Max Verstappen NED Red Bull 1:22,207 2. Lando Norris...

Allgemeines

Zölle unter Trump: Costco und andere Firmen klagen vor dem Obersten Gerichtshof

Während der Oberste Gerichtshof der USA darüber verhandelt, ob die Zölle der...

Allgemeines

Flughafen-Stress zu den Feiertagen? So früh sollten Sie wirklich da sein

Wie früh sollte man wirklich am Flughafen sein? Darüber gibt es viele...