Der NATO-Gipfel in den Niederlanden begann standesgemäß: mit Häppchen, Höflichkeit – und Donald Trump. Statt im Strandhotel von Noordwijk am Meer einzukehren wie das gemeine Fußvolk, ließ sich der selbsternannte Weltretter Trump vom niederländischen Königspaar direkt ins königliche Gästebett von Huis ten Bosch einquartieren. „Airbnb ist was für Loser“, soll Trump beim Einchecken gemurmelt haben.
Der große Führer, der alles regelt
Trump, Held der Waffenstillstände und Entdecker diplomatischer Selbstvermarktung, ist auch beim NATO-Gipfel wieder the main character. Ohne ihn, so der Tenor, wäre der Gipfel nur ein besseres Frühschoppen der Rüstungsindustrie.
Sein letzter Coup: eine fragile Feuerpause zwischen Israel und dem Iran – verhandelt mit der Subtilität eines Presslufthammers. Jetzt will er auch in Europa abkassieren: fünf Prozent des BIP für Verteidigung, bitte. Am besten in bar.
Rutte kuschelt mit dem Alpha-Kapitän
NATO-Generalsekretär Mark Rutte, inzwischen zum Trump-Flüsterer mutiert, schrieb dem Ex- und vielleicht Bald-Wieder-Präsidenten eine Liebeserklärung in diplomatischem Hochglanz: „Europa zahlt. Viel. Und das ist Ihr Verdienst, Donald.“ Trump postete das natürlich sofort – während Rutte versuchte, sein Handy aus dem Fenster zu werfen.
Fünf Prozent für den Weltfrieden – oder die Rüstungsindustrie
Einigkeit scheint greifbar: 3,5 % für Panzer, Drohnen und Generäle mit Breitbein-Fetisch, 1,5 % für verteidigungsrelevante Parkhäuser. EU-Chefin Ursula von der Leyen jubelte: „Das Europa der Verteidigung ist erwacht!“ – nach nur 75 Jahren Schlummer.
Nicht jeder jubelt mit: Spaniens Premier Pedro Sanchez machte klar, dass er das zwar alles super finde – aber leider kein Geld da sei. Trump bezeichnete das als „unamerikanisch“, was in Madrid eher für Erleichterung sorgte.
Ukraine: nur Buffet, kein Bunker
Präsident Selenskyj wurde höflich zum Gala-Dinner eingeladen – zur Arbeitssitzung aber nicht. Die USA wollten ihn lieber „aus sicherer Entfernung“ bewundern. Schließlich kann man sich ja bei Kaviar und Käseplatte auch prima über Frieden unterhalten, ganz ohne störende Kriegsrealität.
Eine Brücke zur NATO für die Ukraine soll’s geben, aber ohne Geländer. Trump ist gegen einen Beitritt, solange die Ukraine keine Golfplätze oder McDonald’s-Franchises anbietet.
Europa, der Lückenfüller
Da Washington bald wieder mit sich selbst beschäftigt ist (Wahlkampf, Twitter, Golf), soll Europa den Laden künftig allein schmeißen. David McAllister aus dem EU-Parlament warnte bereits: „Wir werden bald mehr tun müssen – auch wenn uns gar nicht klar ist, wie.“
Ein möglicher US-Truppenabzug steht im Raum. Je nach Laune könnten 5.000 bis 10.000 Soldaten die Heimreise antreten – oder gleich alle, wenn Trump morgen beim Frühstück schlechte Laune hat.
Fazit: Alles steht und fällt mit Trump – vor allem das Niveau
Der NATO-Gipfel mutiert zur Reality-Show mit königlichem Buffet, transatlantischer Spannung und einem Hauptdarsteller, der lieber prahlt als plant. Wenn alles gut geht, wird Europa künftig fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Illusion von Sicherheit ausgeben – und Trump bekommt einen weiteren Eintrag in sein persönliches Guinnessbuch der Eigen-PR.
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