Ein gewöhnlicher Fall wird plötzlich politisch
Bruna Ferreira, 33, lebt seit ihrer Kindheit in den USA. Sie wuchs in einem Vorort von Boston auf, spielte Tennis in der Highschool, gründete ein kleines Unternehmen – ein Leben wie das vieler Amerikanerinnen. Doch Anfang November wurde sie bei dem Versuch, ihren Sohn von der Schule abzuholen, von ICE-Beamten verhaftet – im Rahmen von Präsident Trumps verschärfter Abschiebungspolitik.
Zunächst wäre sie wohl nur ein weiterer Name in der Statistik gewesen. Doch bald wurde bekannt: Ferreira ist die Tante des Neffen der aktuellen Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt – einer der sichtbarsten Unterstützerinnen genau dieser harten Einwanderungspolitik.
Ein Leben in den USA – und trotzdem droht die Abschiebung
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Ferreira kam mit sechs Jahren aus Brasilien in die USA – legal mit einem Touristenvisum, das 1999 auslief.
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Sie war Teil des DACA-Programms (Deferred Action for Childhood Arrivals), das unter Obama jungen Einwanderern temporären Schutz vor Abschiebung bot.
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Laut ihrem Anwalt hat sie keine Vorstrafen, trotz anderslautender Regierungsangaben.
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Sie wartet seit 27 Jahren auf eine Green Card und befand sich laut Anwalt im Antragsverfahren.
„Ein sechsjähriges Kind kann keine Gesetze brechen“, sagte ihr Anwalt Todd Pomerleau.
Aktuell befindet sich Ferreira in einem ICE-Gefängnis in Louisiana. Ihr elfjähriger Sohn lebt beim Vater in New Hampshire – dem Bruder von Karoline Leavitt.
Familienbande zur Machtzentrale
Ferreiras ehemalige Schwägerin ist niemand Geringeres als Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses und Sprachrohr von Präsident Trumps striktem Kurs gegen sogenannte „illegale Einwanderer“. Laut ihrem Anwalt ist Leavitt sogar Taufpatin von Ferreiras Sohn – gesprochen haben die beiden Frauen allerdings seit Jahren nicht mehr.
Ferreiras Schwester sagte der Boston Globe, sie habe bei der Festnahme noch versucht, auf diese Verbindung hinzuweisen – ohne Erfolg.
Zerrissene Familien, politische Symbolik
Michael Leavitt, der Vater des gemeinsamen Sohnes, hat sich zu der Situation geäußert: Der Junge habe seine Mutter seit ihrer Verhaftung nicht mehr gesehen oder gesprochen. Die Beziehung sei schwierig, man wolle „das Beste für das Kind“.
Ferreira hatte regelmäßig Kontakt zu ihrem Sohn, besuchte ihn, kochte für ihn und verbrachte Feiertage mit ihm. Jetzt fragt der Junge laut seiner Tante: „Kommt Mama zu Thanksgiving nach Hause? Zu Weihnachten?“
Politische Debatte: Symbolfall für eine harte Realität
Während die Regierung sie als „kriminelle illegale Einwanderin“ bezeichnet, sehen Unterstützer in Ferreira das Beispiel einer Frau, die amerikanisch aufgewachsen, gesellschaftlich integriert, aber durch bürokratische Hürden und politische Rhetorik zwischen die Fronten geraten ist.
Für Kritiker der aktuellen Migrationspolitik ist sie ein Symbol für die Willkür und Härte des Systems – und für viele Beobachter ist der Fall ein PR-Dilemma für das Weiße Haus, in dem ihre eigene Schwägerin die öffentliche Stimme der Abschiebungspolitik ist.
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