Während sich Major League Baseball (MLB) gerne als unpolitisches Freizeitvergnügen für Jung und Alt präsentiert, holen politische Realitäten die Liga spätestens in Wahljahren regelmäßig ein. So auch in diesem Sommer, während der All-Star Week 2025 – mitten im Amerika Donald Trumps.
Am Dienstag stellten sich sowohl MLB-Commissioner Rob Manfred als auch Tony Clark, Vorsitzender der Spielervereinigung, den drängenden Fragen der Gegenwart: Immigration, DEI (Diversity, Equity, Inclusion) und die umstrittene Rückkehr des All-Star-Games nach Atlanta – ausgerechnet in den Bundesstaat, aus dem die Liga 2021 wegen diskriminierender Wahlgesetze das Spiel abzog.
„Papiere immer dabeihaben“
Ein drängendes Thema: die aggressive Einwanderungspolitik des US-Heimatschutzministeriums unter Trump. Besonders betroffen: die rund 220 MLB-Spieler lateinamerikanischer Herkunft – darunter viele aus der Dominikanischen Republik und Venezuela.
„Wir raten unseren Spielern, ihre Papiere ständig bei sich zu führen“, so Clark. Nach Razzien und Zwischenfällen – etwa dem Versuch, DHS-Vans auf dem Parkplatz des Dodger Stadium zu positionieren – herrsche in vielen Teams Verunsicherung. „Wir wollen, dass sie geschützt sind – auf dem Weg ins Stadion wie auch in ihrer Freizeit.“
MLB beschäftigt mittlerweile eigene Einwanderungsanwälte und Berater. Visaprobleme und Einreiseverzögerungen gehören für viele Spieler zur Saisonvorbereitung längst dazu.
Manfreds Spagat zwischen Prinzipien und Politik
Commissioner Manfred bemühte sich um Schadensbegrenzung. Man habe vom Weißen Haus Zusicherungen erhalten, dass MLB-Spieler bei internationalen Reisen (etwa zwischen Kanada und den USA) keine Probleme bekommen würden. „Bisher hat sich das auch bewahrheitet“, so Manfred knapp. Alles andere sei „Spekulation“.
Doch nicht nur in der Einwanderungspolitik bewegt sich die Liga derzeit auf dünnem Eis. Nachdem man 2021 das All-Star-Spiel aus Atlanta abzog – wegen Georgias restriktiven Wahlgesetzen – findet es 2025 nun doch wieder dort statt. Warum also der Sinneswandel?
„Schauen Sie sich um: die Begeisterung, die Unterstützung, die tolle Anlage – das spricht für sich selbst“, antwortete Manfred aus einem gläsernen Konferenzraum mit Blick auf Truist Park und das angrenzende Entertainment-Viertel „The Battery“. Von Prinzipien war da wenig zu hören, von Standortmarketing umso mehr.
DEI – plötzlich unsichtbar
Ein weiterer Schritt mit politischem Beigeschmack: Im Frühjahr verschwanden nahezu alle Verweise auf die MLB-„Diversity Pipeline“ von der offiziellen Webseite. Hintergrund: Trump hatte angekündigt, Programme mit „rassischer oder geschlechtlicher Bevorzugung“ auf den Prüfstand zu stellen – im öffentlichen wie im privaten Sektor.
Manfred rechtfertigte die digitale Säuberung mit „juristischer Vorsicht“. Es gehe darum, die Programme „so zu formulieren, dass sie unsere Werte wahren, ohne rechtliche Probleme zu riskieren“. Statt „race-based language“ wolle man „inklusiv, aber rechtssicher“ agieren.
Ein Rückschritt oder pragmatische Anpassung an die politische Großwetterlage? Manfred bleibt vage: „Ich glaube, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.“
Fazit: Politik spielt mit – ob die Liga will oder nicht
Ob bei Migrationsdruck, Diversity-Programmen oder Standortpolitik: Die MLB kann sich nicht länger als unpolitisches Spiel vermarkten. In einem Amerika, in dem die Fronten schärfer und die Schlagzeilen lauter werden, muss auch Baseball Position beziehen – oder riskiert, sich zwischen Kommerz und Gewissen zu verlieren.
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