Das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat angekündigt, seine Abteilung für Diversity, Equity und Inclusion (DEI) zu schließen. Damit folgt die Hochschule einem wachsenden Trend unter amerikanischen Universitäten, die angesichts der zunehmend scharfen Linie der US-Regierung unter Präsident Donald Trump ihre Gleichstellungsinitiativen zurückfahren.
In einem offenen Brief vom vergangenen Donnerstag erklärte MIT-Präsidentin Sally Kornbluth, das „Institute Community and Equity Office“ (ICEO) werde aufgelöst, ebenso wie die Position eines Vizepräsidenten für Diversität und Inklusion. Die Universität wolle ihre Bemühungen um Vielfalt jedoch nicht aufgeben, sondern in Zukunft „den Fokus auf den lokalen Gemeinschaftsaufbau auf dem Campus legen“. Bestehende Programme sollen von anderen Abteilungen übernommen werden.
„Unser Erfolg hängt davon ab, außergewöhnlich talentierte Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen und Ländern anzuziehen und ihnen ein unterstützendes Umfeld zu bieten“, schrieb Kornbluth.
Die Entscheidung folgt auf eine interne Überprüfung der DEI-Programme, geleitet vom inzwischen zurückgetretenen Vizepräsidenten Karl Reid, der nach nur einem Jahr im Amt im Februar seinen Posten aufgegeben hatte.
Politischer Druck aus Washington
Die Maßnahme ist Teil einer größeren Entwicklung: Seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus geht Präsident Trump gezielt gegen DEI-Programme an US-Hochschulen vor. Bereits in den ersten Stunden seiner zweiten Amtszeit hatte er per Erlass erklärt, Diversity-Programme seien „diskriminierend“. Die Folgen:
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Hochschulen müssen mit dem Entzug staatlicher Fördergelder rechnen, wenn sie Gleichstellungsinitiativen beibehalten.
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Forschungsprojekte, insbesondere in der Medizin, stehen auf dem Spiel – darunter auch Studien zu Krebs, Frauengesundheit und anderen wichtigen Themen.
Mehr als 45 Universitäten stehen inzwischen im Fokus des Bildungsministeriums, darunter auch das MIT, dem vorgeworfen wird, in seinen Graduiertenprogrammen „rassenausschließende Praktiken“ anzuwenden.
Harvard besonders betroffen
Der Druck auf die Hochschulen zeigt sich besonders drastisch am Beispiel von Harvard:
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Die US-Regierung hat angekündigt, alle verbliebenen Bundesverträge mit Harvard zu kündigen, was rund 100 Millionen Dollar betrifft.
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Zusätzlich wurden bereits staatliche Zuschüsse in Milliardenhöhe eingefroren.
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Sogar die Einschreibung internationaler Studierender wurde kurzfristig verboten – ein Bundesgericht hat das Verbot jedoch vorerst ausgesetzt.
Eine Zäsur in der US-Bildungspolitik
Mit der Schließung des DEI-Büros sendet das MIT ein deutliches Signal: Der politische Druck aus Washington wirkt. Viele Hochschulen müssen abwägen – zwischen staatlicher Finanzierung und dem Festhalten an Prinzipien wie Gleichberechtigung und kultureller Vielfalt.
Kritiker sehen in der Entwicklung einen Rückschritt: „Es ist ein kultureller Kahlschlag, der langfristig dem Wissenschaftsstandort USA schaden könnte“, so die Einschätzung eines US-Kommentators im Bildungsbereich.
Fazit: Vielfalt unter Druck
Die Auseinandersetzung um DEI-Programme in den USA ist weit mehr als ein bürokratisches Detail – sie berührt Grundfragen von Wissenschaftsfreiheit, Gleichstellung und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Die nächsten Monate werden zeigen, ob weitere Institutionen dem MIT folgen – oder ob Gerichte und öffentlicher Protest das Ruder noch herumreißen können.
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