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Missbrauchsskandal erschüttert Frankreich: Tochter von Premierminister Bayrou erhebt Vorwürfe gegen katholische Schule

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Frankreichs Premierminister François Bayrou steht unter massivem Druck, nachdem seine älteste Tochter, Hélène Perlant, öffentlich gemacht hat, dass sie in den 1980er-Jahren an der katholischen Internatsschule Notre-Dame de Bétharram misshandelt wurde. Die Schule im Südwesten Frankreichs ist seit Monaten Zentrum eines landesweit beachteten Missbrauchsskandals.

Schockierende Vorwürfe

In einem Interview mit dem Magazin Paris Match schildert Perlant, heute 53 Jahre alt, wie sie als 14-Jährige auf einem Sommercamp von einem Priester geschlagen, getreten und misshandelt wurde:

„Er packte mich an den Haaren, schleifte mich über den Boden, trat mich vor allem in den Bauch“, so Perlant. „Ich nässte mich ein und blieb die ganze Nacht nass und zusammengerollt in meinem Schlafsack.“

Sie schwieg 30 Jahre über den Vorfall – auch gegenüber ihrem Vater. Das System Bétharram habe „wie eine Sekte oder ein totalitäres Regime“ funktioniert, das mit psychologischem Druck Schweigen erzwungen habe.

Bayrou „am Boden zerstört“

Premierminister Bayrou, 73, reagierte sichtlich erschüttert auf die Enthüllungen: „Dass wir nichts wussten und dass solche Dinge geschehen konnten, ist für mich als Vater kaum zu ertragen“, sagte er. Zugleich betonte er, dass sein Fokus als Regierungschef den Opfern gelte.

Bayrou war Bildungsminister in den 1990er-Jahren, als erste Berichte über Missbrauch an der Schule auftauchten. Zudem liegt die Schule in seiner politischen Hochburg im Südwesten Frankreichs, wo er seit Jahrzehnten als Abgeordneter und Bürgermeister von Pau tätig ist. Drei seiner Kinder besuchten Bétharram, seine Frau unterrichtete dort Religionskunde.

200 Anzeigen – darunter zahlreiche Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal nahm im Jahr 2023 neue Fahrt auf, als der ehemalige Schüler Alain Esquerre eine Facebook-Gruppe für mutmaßliche Missbrauchsopfer gründete. Inzwischen sind rund 200 Anzeigen eingegangen, fast die Hälfte davon wegen sexueller Gewalt, einschließlich Vergewaltigung durch zwei Priester.

Bereits in den 1990er-Jahren gab es Hinweise auf Missbrauch – doch ein Bericht des Bildungsministeriums 1996 bescheinigte der Schule: „kein Ort, an dem Schüler misshandelt werden“. Eine Untersuchung gegen einen Schulleiter wegen Kindesvergewaltigung verlief ohne Anklage.

Politische Konsequenzen drohen

Bayrou führt seit Dezember eine Minderheitsregierung, die jederzeit durch ein Misstrauensvotum gestürzt werden könnte. Oppositionsparteien – sowohl linke als auch rechte – haben bereits Kritik an seinem Umgang mit dem Skandal geäußert. Er wird nächsten Monat vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission aussagen müssen.

Während viele Betroffene Perlants Mut loben, äußerte Alain Esquerre auch Sorge: „Es ist schade für die anderen Opfer, dass ihr Bericht jetzt so im Mittelpunkt steht – das nimmt ihnen ein wenig das Rampenlicht.“

Fazit

Die Enthüllung von Hélène Perlant bringt nicht nur einen erschütternden Missbrauchsfall ans Licht – sie stellt auch die politische Zukunft von Premierminister Bayrou in Frage. Der Skandal könnte Frankreichs Regierung in eine tiefe Krise stürzen.

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