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Milliarden aus Opioid-Vergleichen – doch viele Bedürftige sehen nichts davon

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay
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In den kommenden zwanzig Jahren sollen über 50 Milliarden US-Dollar aus nationalen Vergleichen mit Pharmakonzernen an Bundesstaaten und Kommunen in den USA fließen. Ziel: die Bekämpfung der Opioidkrise. Doch ein aktueller Bericht aus Tennessee zeigt: Das Geld kommt vielerorts nicht dort an, wo es am dringendsten gebraucht wird.

Ein Beispiel ist Sheila Dummett, 58 Jahre alt, heroinabhängig, sepsisgeschädigt und ohne Zugang zu Behandlung. Sie lebt im ländlichen Claiborne County in Ost-Tennessee – einer Region, die hart von der Opioidwelle getroffen wurde. Die Überdosisrate liegt dort dreimal über dem US-Durchschnitt. Dummett steht exemplarisch für viele: Sie will Hilfe, bekommt sie aber nicht – aus Angst vor Haft wegen offener Geldstrafen.

Zwischen 2023 und 2025 erhielten Tennessees 95 Landkreise insgesamt 86,8 Millionen Dollar aus den Vergleichszahlungen – eigentlich zweckgebunden für Prävention, Behandlung und Genesung. Doch: Die Mittel werden oft nicht ausgegeben oder nicht zweckgemäß verwendet. Ein Drittel der Counties meldete Ende 2024, noch keinen einzigen Dollar verwendet zu haben. Öffentlich nachvollziehbar ist das nicht, da der Bundesstaat das Berichtswesen vorübergehend ausgesetzt hat.

Chaos bei der Mittelverwendung

Tennessees Modell sieht vor:

  • 15 % für direkte Zahlungen an Kommunen,

  • 15 % für den Staatshaushalt,

  • 70 % in einen speziellen „Opioid-Abmilderungsfonds“, der Fördermittel vergibt.

Doch die Verwaltung dieses Fonds stößt an Grenzen: Lokale Behörden sind oft überfordert, unklar ist, welche Ausgaben erlaubt sind, und fehlerhafte Berichte häufen sich. Laut Mary Shelton, Direktorin des Opioid-Rates, fehlt es vor allem an Schulung und Beratung der Verwaltungen.

Währenddessen arbeiten ehrenamtliche Helfer wie Pastor Joseph Hoffman an der Front. In seiner Kirche in Claiborne betreibt er die einzige saubere Spritzentauschstelle der Region – mit Naloxon, Teststreifen und offenen Ohren. Seinen Angaben zufolge wurden durch das Programm rund 400 Überdosen rückgängig gemacht. Offizielle Mittel hat er bisher keine erhalten – obwohl die Not offensichtlich ist.

Lichtblicke und Fehlentwicklungen

Ein Gegenbeispiel ist Roane County. Dort wurde das Geld gezielt in Personal investiert: Schulberater, Genesungscoaches im Gefängnis und Ansprechpartner im Krankenhaus. Ergebnis: Die Zahl der Überdosen wurde halbiert. Roane wurde dafür sogar von der Johns Hopkins Universität ausgezeichnet.

Anderswo jedoch fließt Geld in fragwürdige Projekte. In Cheatham County sollte ein Teil der Mittel in den Gefängnisausbau fließen – offiziell wegen geplanter Rehabilitationsmaßnahmen. Auch Nahrungsmittelhilfe wurde vereinzelt mit den Geldern querfinanziert.

Eltern wie Tonya Garton, die ihren Sohn an eine Fentanyl-Überdosis verlor, sind entsetzt. Sie hätte sich Bildungsprogramme für Jugendliche gewünscht. Stattdessen werde das Geld dort verwendet, „wo die Reise eigentlich enden sollte – im Gefängnis“, sagt sie.

Fazit

Die Verteilung der Opioid-Vergleichsgelder verläuft in vielen Bundesstaaten schleppend, intransparent oder zweckentfremdet. Experten warnen davor, die Fehler der Tabakvergleiche der 1990er zu wiederholen, bei denen große Summen für Haushaltslöcher statt Prävention verwendet wurden.

Linda Richter von der Organisation Partnership to End Addiction fasst es so zusammen: „Die Staaten haben jetzt eine historische Chance, wirklich etwas gegen die Suchtkrise zu tun. Aber viele wissen schlicht nicht, was sie mit dem Geld anfangen sollen – und das ist tragisch.“

Die Leidtragenden sind Menschen wie Sheila Dummett – gefangen im Teufelskreis von Armut, Abhängigkeit und einem System, das keine Auswege bietet.

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