Es war einmal in einem fernen Land namens Europa, da dachten sich kluge Regierende eine bahnbrechende Lösung für das ewige Rätsel der Migration aus: Warum sich mit Asylverfahren herumschlagen, wenn man sie einfach auslagern kann? Und so wurde, mit großem Tamtam, das legendäre Albanien-Modell aus der Taufe gehoben. Ein Prestigeprojekt, eine Blaupause für die Zukunft – oder zumindest eine sehr teure Immobilien-Investition mit dekorativen Zäunen.
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni, ihres Zeichens Visionärin der Externalisierung, verkündete stolz: Asylverfahren? Die machen wir jetzt in Albanien! Brüssel applaudierte höflich, Wien nickte eifrig, und selbst Ursula von der Leyen zeigte sich interessiert. Doch während sich in den PowerPoint-Präsentationen Europas bereits Pfeile von Rom nach Tirana und zurück schlängelten, tat sich vor Ort – nun ja – erstaunlich wenig.
Das Warten auf den ersten Gast
Seit der feierlichen Eröffnung der Lager im Oktober haben sich die Asylsuchenden, aus unerfindlichen Gründen, geweigert, massenhaft in das Vorzeigeprojekt einzuströmen. Ganze drei Versuche wurden unternommen, Menschen dort unterzubringen – jeweils mit durchschlagendem Misserfolg. Die Justiz hatte nämlich die Dreistigkeit zu fragen: Sind diese Lager überhaupt legal? Die Antwort fiel weniger begeisternd aus als erhofft.
Richter meinten, es sei unzulässig, Menschen aus unsicheren Herkunftsländern nach Albanien zu verfrachten. Das war natürlich eine unverschämte Erbsenzählerei aus Sicht der Regierung. Melonis Team konterte: Natürlich sind diese Länder sicher – wenn man großzügig genug wegschaut! Doch das reichte den Gerichten nicht. Und so blieben die Lager leer, bewacht von Kameras, Zäunen und gelangweiltem Personal, das sich wahrscheinlich fragte, ob man in der Mittagspause wenigstens eine Partie Karten spielen könnte.
Ein Luxus-Gefängnis ohne Insassen
Die italienische Opposition, bekanntermaßen humorlos, ließ sich nicht einmal von der architektonischen Meisterleistung des Neuen Guantanamo beeindrucken. 650 Millionen Euro wurden in die Hand genommen, um ein exzellentes Nichts zu schaffen. Menschenrechtsorganisationen murmelten etwas von „Haft ohne Straftat“, Rechtsexperten warnten vor absurden Rechtsbrüchen – und in Brüssel schaute man interessiert, aber unverbindlich zu.
Der EuGH als Partycrasher
Nun soll also der Europäische Gerichtshof das letzte Wort haben. Die Richter müssen klären, ob es tatsächlich genügt, wenn eine Regierung einfach per Dekret ein Land zum sicheren Drittstaat erklärt, oder ob Gesetze vielleicht doch noch eine Rolle spielen. Bis zu einem Urteil kann das aber noch dauern – und bis dahin bleibt das Albanien-Modell genau das, was es bisher war: ein Geisterdorf, in dem der einzige Flüchtling die Vernunft zu sein scheint.
Währenddessen plant Italien schon den nächsten Geniestreich: Wenn es mit Asylsuchenden nicht klappt, dann könnten doch abgelehnte Asylwerber dorthin verfrachtet werden! Eine geniale Idee, wenn man ignoriert, dass Albanien sich wenig begeistert zeigt. Doch wer braucht schon funktionierende Rückführungsabkommen, wenn man stattdessen weiterhin große Ankündigungen machen kann?
Fazit: Der große Bluff
Es ist, wie der Migrationsforscher Gerald Knaus es schon prophezeite: ein Bluff. Ein 650-Millionen-Euro-Bluff, der aktuell leere Lager, frustrierte Beamte und eine Menge diplomatische Kopfzerbrechen hinterlässt. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht wird ja in ein paar Jahren jemand herausfinden, wie man aus all dem doch noch einen Freizeitpark macht – oder wenigstens eine dystopische Filmkulisse.
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