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„Mehrere Domains = ein Muster: Finger weg.“

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Kurz-Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zur BaFin-Warnung vor Veratixo

Frage: Herr Reime, die BaFin warnt vor Veratixo (u. a. veratixo.net, veratixo.top, veratixo-invest.org, veratixo-official.org, veratixo-neo.org, veratixo-app.com). Was heißt das konkret?
Jens Reime: Dass hier mit hoher Wahrscheinlichkeit unerlaubte Finanz-/Wertpapier- und Krypto-Dienstleistungen angeboten werden. Wer so etwas in Deutschland anbietet, braucht eine BaFin-Erlaubnis – fehlt sie, ist das verboten (Rechtsgrundlage: § 37 Abs. 4 KWG, § 10 Abs. 7 Kryptomärkteaufsichtsgesetz). Mehrere Spiegel-Domains sind ein typisches Scam-Merkmal („Domain-Hopping“).

Frage: Woran erkennen Verbraucher:innen die Masche?
Reime:

  • Keine BaFin-Zulassung (in der Unternehmensdatenbank nicht auffindbar), windiges oder fehlendes Impressum.

  • Druck & „exklusive Zugänge“, unrealistische Rendite-Versprechen.

  • Einzahlungen auf ausländische Konten oder ausschließlich Krypto.

  • „Berater“ drängen zu Remote-Zugriff (AnyDesk/TeamViewer) oder fordern Ausweis-Uploads.

  • Auszahlungen nur gegen „Gebühren/Steuern“ – klassischer Freischaltkosten-Trick.

Frage: Ich habe bereits Geld überwiesen/Coins gesendet. Was jetzt – Schritt für Schritt?
Reime:

  1. Zahlung stoppen / rückrufen: Sofort Bank kontaktieren (Überweisungsrückruf, Fraud-Flag). Bei Kreditkarte: Chargeback beantragen. Bei Krypto: verwendete Börse/Wallet sofort anschreiben (Tx-Hash, Adressen, Zeitpunkte übermitteln) – um Freeze/Tracing bitten.

  2. Beweise sichern: Screenshots, Mails, Chat-Verläufe, Domain-URLs, Wallet-Adressen, Zahlungsbelege.

  3. Strafanzeige: Bei Polizei/Staatsanwaltschaft wegen Anlagebetrug/unerlaubter Dienste – Aktenzeichen aufbewahren.

  4. BaFin melden (Verweis auf die Warnung).

  5. Geräte & Accounts absichern: Fragliche Apps löschen, Passwörter ändern, 2FA aktivieren, ggf. Werksreset.

  6. Identität schützen: Wenn Ausweisdaten geteilt wurden – SCHUFA/Bonitätscheck, Karten neu ausstellen, Online-Banking-Limits prüfen; bei starkem Verdacht Auskunftssperre/Sicherheitsmerkmale anstoßen.

Frage: Gibt es reelle Chancen auf Geldrückholung?
Reime: Bei SEPA/Karte bestehen Chancen – je schneller, desto besser. Bei Krypto ist es schwerer, aber frühe Compliance-Meldungen können helfen (vor allem, wenn die Gegenstelle auf regulierten Börsen landet). Ganz wichtig: Keine „Freischaltgebühren“ oder „Steuern“ nachzahlen – das ist Teil der Abzocke.

Frage: Ihre 60-Sekunden-Checkliste vor jeder Online-Anlage?
Reime:

  • BaFin-Datenbank prüfen (Zulassung ja/nein).

  • Impressum & ladungsfähige Anschrift verifizieren.

  • Keine Remote-Zugriffe, keine Vorkassen für Auszahlungen.

  • Zahlungsweg: Kein Zwang zu Krypto/Ausland.

  • Bei Druck/Heilsversprechen: abbrechen.

Bonus – Musterzeile für Ihre Bank:

„Bitte Überweisung vom [Datum] an [Empfänger/IBAN] wegen Betrugsverdacht unverzüglich zurückrufen/stoppen (vgl. § 675u BGB). Ich bitte um schriftliche Bestätigung und Setzung eines Fraud-Flags.“


Fazit von RA Reime: „Bei Veratixo & Co. gilt: nicht investieren, stattdessen prüfen, melden, sichern. Alles, was nur über Messenger läuft, Renditen verspricht und Auszahlungen ‚gegen Gebühr‘ anbietet, ist kein Investment, sondern ein Risiko.“

Hinweis: Dieses Interview ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Betroffene sollten ihren Fall umgehend anwaltlich prüfen lassen.

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