Die Gewaltspirale im Nahen Osten dreht sich weiter: In der Nacht auf Samstag kam es zu neuen Explosionen sowohl in Tel Aviv als auch in Teheran. Die Lage zwischen Israel und Iran hat sich nach den schweren gegenseitigen Luftangriffen weiter zugespitzt.
Zuvor hatte Israel am Freitagmorgen mit einem großangelegten Luftschlag auf iranische Atomanlagen und militärische Einrichtungen reagiert – bei dem laut UN-Angaben mindestens 78 Menschen ums Leben kamen, darunter auch hochrangige Militärs.
Iranische Vergeltung: Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert
In der Nacht zum Samstag startete Iran eine neue Angriffswelle mit Dutzenden Raketen. Nach Angaben der israelischen Armee (IDF) konnten zahlreiche Geschosse abgefangen werden, einige erreichten jedoch ihr Ziel. In Ramat Gan, einem Vorort von Tel Aviv, wurde eine Frau durch herabfallende Trümmerteile getötet. Mehrere weitere Personen wurden verletzt und in umliegende Krankenhäuser eingeliefert.
Sirenen heulten in vielen Städten Israels, während die Bevölkerung erneut Schutzräume aufsuchte. Kurz nach Mitternacht gab die israelische Zivilschutzbehörde (Home Front Command) jedoch bekannt, dass die Menschen ihre Schutzräume wieder verlassen dürften.
Israel greift erneut iranische Militärbasen an
Im Gegenzug griff die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben zwei iranische Luftwaffenstützpunkte an. Dabei handelte es sich um die Basen in Hamadan im Westen des Landes sowie Tabriz im Nordwesten, die als wichtige Standorte für Raketen- und Drohnenstarts gelten. Die IDF teilte mit, sie habe diese Einrichtungen „dismantled“, also vollständig außer Gefecht gesetzt.
Zusätzlich seien zahlreiche Raketen- und Drohnensysteme zerstört worden.
Explosionen in Teheran – Feuer am Flughafen
Auch in Teheran wurden in der Nacht mehrere Explosionen gemeldet. Iranische Staatsmedien veröffentlichten Bilder von Rauchwolken über der Hauptstadt. Am Mehrabad-Flughafen brach ein Feuer aus. Ob es sich dabei um direkte Folgen israelischer Angriffe handelte, war zunächst unklar.
Die iranische Flugabwehr sei laut Berichten weiterhin in höchster Alarmbereitschaft.
Netanjahu und Katz in Bunker – Iran droht Drittstaaten
Laut israelischen Quellen befinden sich Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz in einem Schutzbunker und beraten über das weitere Vorgehen. Netanjahu erklärte öffentlich, dass „weitere Maßnahmen folgen“ würden. Die israelische UN-Delegation sprach von einem „Akt nationaler Selbstverteidigung“.
Ein ranghoher iranischer Regierungsvertreter warnte gegenüber CNN: „Iran wird jede Region angreifen, die Israel militärisch unterstützt.“ Dies sei durch das internationale Völkerrecht gedeckt. Man habe das Recht, auf Aggressionen entschlossen zu reagieren. Die Vereinigten Staaten, so betonte Irans UN-Botschafter Amir Saeid Iravani, hätten Israel mit Waffen und Geheimdienstinformationen unterstützt – und trügen somit „eine Mitschuld an den Toten“.
Internationale Lage spitzt sich zu – Atomverhandlungen gefährdet
Der erneute Gewaltausbruch gefährdet auch die internationalen Bemühungen um ein neues Atomabkommen mit Iran. Noch vor wenigen Wochen hatte es geheißen, ein neuer Deal sei „greifbar nahe“. Nun ist er durch die Eskalation und Trumps Drohungen erneut in weite Ferne gerückt. Der frühere US-Präsident erklärte gegenüber CNN, Iran solle „jetzt einem Deal zustimmen – bevor es nichts mehr gibt, womit man verhandeln kann“.
Bilanz der Eskalation
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Mindestens 78 Tote im Iran nach israelischen Luftschlägen (laut UN), darunter hohe Militärs
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Über 320 Verletzte, größtenteils Zivilpersonen
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1 Todesopfer in Israel: Frau in Ramat Gan von Trümmerteilen getroffen
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Mehrere Verletzte nach iranischem Raketenbeschuss auf Tel Aviv
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Feuer am Flughafen Mehrabad in Teheran
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Israelische Angriffe auf Luftwaffenstützpunkte und Raketenstellungen im Iran
UN-Sicherheitsrat berät – Besorgnis weltweit
Der UN-Sicherheitsrat trat am Freitagabend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Während Israels Vertreter Danny Danon die Angriffe als „notwendige Selbstverteidigung gegen einen unmittelbar bevorstehenden Terrorplan“ bezeichnete, verurteilte Iran die Aktionen als völkerrechtswidrig.
Die internationale Gemeinschaft – darunter die EU, Russland und China – rief beide Seiten zur sofortigen Deeskalation auf. Ein Statement des UN-Generalsekretärs wird für Samstag erwartet.
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