In Griechenland hat ein großflächiger Ausbruch der Schaf- und Ziegenpocken zur Keulung von hunderttausenden Tieren geführt. Die dramatische Lage trifft nicht nur die Landwirte schwer, sondern gefährdet auch die Produktion des berühmtesten griechischen Exports: Feta-Käse.
Betroffene Region: Thessalien im Ausnahmezustand
In der Region Thessalien, im Zentrum Griechenlands, blickt die Tierärztin und Landwirtin Anastasia Siourtou auf ihre verlassene Farm am Rand der Stadt Karditsa. Noch vor wenigen Wochen lebten hier 650 Schafe.
Am 12. November wurden sämtliche Tiere gekeult, nachdem auf dem Hof ein Fall der Schaf- und Ziegenpocken festgestellt wurde. Die Ställe sind heute still, die Futtertröge leer.
Siourtou ist überzeugt, dass sich ihre Herde an einem zwei Kilometer entfernten Betrieb infizierte – einem Hof, der seiner Ansicht nach erste Fälle verschwiegen hatte. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, doch für Siourtou wiegt der emotionale Verlust schwerer:
„Ich war dabei, als sie die Tiere töteten. Es war grausam. Ich fühlte, dass ich sie nicht schützen konnte.“
Schnelle Ausbreitung seit Sommer 2024
Die Tierseuche trat erstmals im August 2024 im Norden Griechenlands auf und hat sich seither landesweit ausgebreitet.
Nach Angaben des Ministeriums für Ländliche Entwicklung wurden bis Mitte November 1.702 bestätigte Ausbrüche registriert. Der Befall eines einzigen Tieres führt automatisch zur Keulung der gesamten Herde, um die Weiterverbreitung zu verhindern.
Bislang wurden 417.000 Schafe und Ziegen getötet – etwa 4 bis 5 Prozent des nationalen Bestands.
Gefährdung eines der wichtigsten Exportprodukte Griechenlands
Rund 80 Prozent der griechischen Schafs- und Ziegenmilch wird zur Herstellung von Feta verwendet – ein Produkt mit EU-weit geschützter Herkunftsbezeichnung (g.U.).
Das bedeutet: Nur in Griechenland erzeugter Käse aus mindestens 70 % Schafsmilch und maximal 30 % Ziegenmilch darf den Namen Feta tragen.
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind potenziell enorm:
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2024 exportierte Griechenland Feta im Wert von 785 Millionen Euro.
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Davon gingen 520 Millionen Euro in EU-Staaten und 90 Millionen Euro in das Vereinigte Königreich.
Kleine Molkereien berichten bereits, dass Schafsmilch knapp wird. Noch sind die Preise stabil – doch Experten warnen, dass sich das schnell ändern könnte.
Prof. Dimitris Gougoulis von der Universität Thessalien erklärt:
„Die geringe verfügbare Milchmenge erhöht die Produktionskosten und erschwert es, die bisherigen Feta-Mengen im Handel zu halten.“
Existenzen zerstört – Stimmen vom Land
Der Schafzüchter Tassos Manakas aus der Nähe von Karditsa verlor am 9. Oktober seine gesamte Herde: 873 Tiere.
Nun sitzt er tageweise allein in einem kleinen Raum seines leeren Stalls. Die Melkanlagen rosten, Spinnweben bedecken die Futtertröge.
Bitter berichtet er:
„Der Betrieb ist geschlossen. Früher hörte ich morgens das Blöken der Tiere. Am Tag der Keulung – hätte man mich geschnitten, ich hätte nicht geblutet.“
Ein ganzer Sektor bangt
Die Lage ist ernst: Sollte die Tierseuche nicht rasch eingedämmt werden, drohen:
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höhere Milchpreise,
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geringere Feta-Produktion,
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Verzögerungen oder Rückgänge bei Exporten,
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wirtschaftliche Schäden für hunderte Familienbetriebe.
Für viele ländliche Regionen Griechenlands ist die Schaf- und Ziegenhaltung eine zentrale Einnahmequelle. Die Seuche trifft daher nicht nur die Landwirtschaft, sondern das gesamte kulturelle und wirtschaftliche Selbstverständnis.
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