Die Lufthansa hat die Nachfolge ihres langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden geregelt. Wie der Konzern bekanntgab, soll Johannes Teyssen, der ehemalige Vorstandschef des Energiekonzerns Eon, künftig an die Spitze des Kontrollgremiums rücken.
Wahl auf der Hauptversammlung 2026
Geplant ist, dass Teyssen bei der ordentlichen Hauptversammlung am 12. Mai 2026 zunächst in den Aufsichtsrat gewählt wird. Direkt im Anschluss soll er dessen Vorsitz übernehmen. Damit würde er Karl-Ludwig Kley ablösen, der seit 2017 das Amt innehat und die Geschicke des Kontrollgremiums über fast ein Jahrzehnt prägte.
Abschied von Karl-Ludwig Kley
Kley, früher Finanzvorstand von Merck und Lufthansa, hatte die Airline in einer der schwierigsten Phasen ihrer Geschichte begleitet: durch die Corona-Pandemie, die zeitweise den Flugbetrieb nahezu zum Erliegen brachte, sowie durch die staatliche Rettung mit Milliardenhilfen. Unter seiner Aufsicht gelang der Lufthansa die Rückkehr in die Gewinnzone, begleitet von strikten Sparmaßnahmen und einer strategischen Neuausrichtung. Mit seinem Ausscheiden verliert das Unternehmen einen erfahrenen Krisenmanager, der bei Investoren hohes Vertrauen genoss.
Teyssens Werdegang
Johannes Teyssen, geboren 1959, gilt als erfahrener Stratege mit internationalem Renommee. Von 2010 bis 2021 leitete er als Vorstandsvorsitzender den Essener Energiekonzern Eon. In dieser Zeit verantwortete er den tiefgreifenden Umbau des Unternehmens: den Ausstieg aus der konventionellen Energieerzeugung, die Abspaltung des Kraftwerksgeschäfts in die Tochter Uniper sowie die Neuausrichtung auf Netze und erneuerbare Energien. Kritiker warfen ihm teils eine zu abrupte Transformation vor, Befürworter sehen ihn als Manager, der mutig notwendige Entscheidungen traf und Eon auf die Energiewende vorbereitete.
Neben seiner Eon-Zeit war Teyssen in mehreren internationalen Verbänden aktiv, unter anderem im World Energy Council. Seine Erfahrung in hochregulierten Märkten und bei der Steuerung globaler Konzerne soll ihm nun bei Lufthansa zugutekommen.
Herausforderungen für die Lufthansa
Mit Teyssen an der Spitze des Aufsichtsrats steht die Lufthansa vor zahlreichen strategischen Aufgaben:
-
Nachhaltigkeit: Die Airline muss ihren CO₂-Ausstoß verringern, den Umstieg auf nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) vorantreiben und eine Flottenmodernisierung finanzieren.
-
Kostendruck: Steigende Energiepreise, ein harter Wettbewerb durch Billigfluggesellschaften sowie die hohen Kosten für Personal und Infrastruktur setzen den Konzern unter Druck.
-
Geopolitik: Konflikte und instabile Märkte – von Osteuropa bis zum Nahen Osten – erschweren die Planung und beeinflussen Flugrouten.
-
Digitalisierung: Wie andere Airlines muss auch die Lufthansa stärker in digitale Geschäftsmodelle investieren, etwa in automatisierte Buchungsprozesse, datengetriebene Wartung und kundennahe Services.
Signalwirkung für Kapitalmärkte
Mit der Personalie sendet die Lufthansa ein deutliches Signal an Investoren und Stakeholder. Die Wahl eines Managers, der große Restrukturierungen erfolgreich begleitet hat, soll Vertrauen schaffen, dass auch der Airline-Konzern in einer Zeit des Wandels stabil geführt wird. Analysten sehen in Teyssen eine „Integrationsfigur“, die sowohl im politischen Umfeld als auch am Kapitalmarkt Glaubwürdigkeit besitzt.
Ausblick
Die formelle Wahl im Mai 2026 gilt als wahrscheinlich, da die Lufthansa den Kandidaten frühzeitig kommuniziert und mit ihm einen erfahrenen Manager präsentiert, der bereits in anderen DAX-Konzernen bewiesen hat, dass er Transformation gestalten kann. Für den Konzern bedeutet die Personalie Kontinuität im Aufsichtsrat – und zugleich die Chance auf frische Impulse für die kommenden Jahre.
Kommentar hinterlassen