Der Leipziger Opernball – wo die Abendgarderobe funkelt, die Tombola glüht und das Blitzlichtgewitter gnadenlos auf alles losgeht, was sich irgendwie prominent nennt oder sich dafür hält. Und wer nicht von allein kommt, wird halt eingekauft. Willkommen zur inoffiziellen Messe für Medien-Mittelmaß mit rotem Teppich.
2018: Als Leipzig kurz „Grey’s Anatomy“ wurde
Patrick „McDreamy“ Dempsey – Serienstar, Herzensbrecher, Porsche-Werbegesicht – fuhr 2018 standesgemäß im 919er-Rennwagen vor. So viel PS hatten Augustusplatz und Publikum selten gesehen. Hunderte kreischten, Smartphones wurden wie Opfergaben in den Himmel gereckt, und Leipzig erlebte für einen kurzen Moment den amerikanischen Serien-Olymp. Was nicht viele wussten: McDreamy war nicht zufällig da – Porsche hatte eingeladen. Und vermutlich gut gezahlt.
2021: Rammstein covert „Undercover Boss“
Ein Mann mit Perücke, Schnauzer und Brille huscht zum Tisch 8 – Presse? Nein danke. Fotos? Auch nicht. Es könnte Till Lindemann gewesen sein, munkelte man. Oder ein besonders ambitionierter Cosplayer. Jedenfalls schien der „mysteriöse Gast“ mehr Lust auf Filet als Fotos zu haben. Dieses Jahr kommt Lindemann nun offiziell – vielleicht sogar ohne Verkleidung.
Boris Becker: Wenn Ruhm nicht reicht, hilft ein Auftritt
2019 rollte Boris Becker an – vermutlich mehr aus finanzieller Motivation als aus Tanzlust. Griesgrämig, presseverweigernd und vor Mitternacht schon wieder weg. Gage kassiert, Gala gestrichen. Wenigstens Sohn Noah hatte Spaß – 2018 sogar als DJ. Mama Barbara Becker brachte 2024 dann endlich auch etwas Glanz in die Familienbilanz.
Und ja, auch Angela Ermakova, einst bekannt aus Boris’ Besenkammer-Kapitel, tauchte mit Tochter Anna 2009 auf. Ganz die Familie: Jeder bringt seinen eigenen Glanz mit – oder seinen eigenen Skandal.
Der Mann, der zweimal gewann
2021 lachte das Glück einem Zahnarzt doppelt: Erst eine Afrika-Safari, dann – kaum zu glauben – auch noch der Hauptpreis: ein Porsche Boxster. Publikum baff, Bühne leergeräumt. Der Clou: Er versteigerte den Wagen spontan für den guten Zweck. Wahrscheinlich der einzige Gast mit echtem Charakterbogen an diesem Abend.
Gestohlenes Kleid, gestohlene Show
2009 entdeckte Designer Andreas Trommler sein eigenes Kleid auf dem Ball – kurz zuvor aus einer Galerie geklaut. Die Trägerin? Eine Ex-Polizistin. Der Kaufpreis? 25 Euro auf dem Flohmarkt, sagte sie. Ihr Begleiter? Ein Lokal-Mafioso. Leipzig, du kannst so mondän sein.
Vom Schnee bis zur Bombendrohung: Alles schon da gewesen
-
2010: Neonazis und 40 Gegendemonstrationen sorgten für Polizei-Großaufgebot.
-
2012: Erster Schnee am roten Teppich – Romantik statt Rutschgefahr.
-
2004: Bombendrohung mit Lösegeldforderung. Der Täter war schnell gefasst – und ziemlich betrunken.
Moderatoren-Marathon und Mitternachts-Melodramen
Kim Fisher und Frauke Ludowig sind die Dauerbrenner der Moderation. Der Rest wechselt wie die Ballmotti: Von „Moskauer Nächte“ bis „Viva Italia“ war alles dabei. Als Mitternachts-Acts gaben sich alle die Ehre, die irgendwo zwischen „immer noch da“ und „hoffentlich nicht schon tot“ rangieren: Bonnie Tyler, Boney M., Billy Ocean – ein Bällebad aus 80er-Nostalgie.
Fazit:
Der Leipziger Opernball ist nicht etwa ein Ball – es ist ein Bühnenstück. Mit Hauptdarstellern, die ihre besten Jahre auf DVD hinter sich haben, mit Tombola-Dramen, Klamotten-Krimis und PR-Persönlichkeiten, die sich für einen Porsche-Schlüssel einmal auf dem roten Teppich um die eigene Achse drehen.
Der wahre Opernball? Der spielt sich längst hinter den Kulissen ab.
Kommentar hinterlassen