Während Millionen Amerikaner*innen sich auf das Thanksgiving-Fest vorbereiten, kämpfen viele Lebensmittelbanken im ganzen Land mit einer dramatisch steigenden Nachfrage – ausgelöst durch Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und die Folgen des sechs Wochen langen Regierungsstillstands zu Beginn des Jahres.
Thanksgiving ohne Truthahn? In vielen Regionen Realität
In Polk County, Iowa verteilte die Urbandale Food Pantry schon Wochen vor Thanksgiving Truthähne und Beilagen – doch der Andrang war so groß, dass die Vorräte schnell aufgebraucht waren. Über 2.000 Familien suchten dort allein im November Hilfe.
Dank zusätzlicher Spenden konnte die Tafel zumindest teilweise weiterhelfen.
„So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagt Patty Sneddon-Kisting, die Geschäftsführerin – und einzige Vollzeitkraft der Tafel.
Preise steigen, Löhne nicht – das trifft vor allem die Schwächsten
Laut US-Arbeitsstatistikamt sind die Lebensmittelpreise allein von Januar bis September um 1,4 % gestiegen – auf den ersten Blick moderat. Doch nach Jahren extremer Inflation (bis zu 9,1 % im Jahr 2022) spüren viele Familien weiterhin die anhaltenden Preisaufschläge.
Gleichzeitig ist das Lohnwachstum vor allem bei Geringverdienern ins Stocken geraten. Während die Börsen boomen und Immobilienpreise steigen, wächst die Zahl der Haushalte, die auf SNAP-Lebensmittelhilfe (vergleichbar mit Sozialhilfe) angewiesen sind – ein Trend, der seit 2023 anhält.
Nachfrage übersteigt Angebot: Tafeln geraten an ihre Grenzen
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Die LA Regional Food Bank in Kalifornien verzeichnete eine 24 % höhere Lebensmittelausgabe als im Vorjahr.
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In Philadelphia meldete das Netzwerk Share Food Program eine zwölfmal höhere Zahl an Neuanmeldungen als üblich.
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Nur dank Notfallfinanzierungen und privaten Spenden konnte vielerorts weiter verteilt werden.
„Diese letzten Monate waren die herausforderndsten in unserer Geschichte“, so George Matysik, Direktor des Share Food Program.
Was bleibt: Der starke Rückhalt durch Freiwillige
Trotz aller Herausforderungen gibt es einen Lichtblick: Das Engagement der Freiwilligen ist ungebrochen – oft sogar stärker als sonst.
„Wir haben eigentlich immer genug helfende Hände“, sagt Mary Connors, Rentnerin und langjährige Helferin bei der LA Food Bank. „Alle wollen in dieser Zeit etwas zurückgeben.“
Hintergrund: Warum die Nachfrage so rasant steigt
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Inflation der letzten Jahre wirkt nach – besonders bei Lebensmitteln.
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Der Stillstand der US-Regierung hatte zur Aussetzung der vollen SNAP-Leistungen geführt.
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Google-Suchen nach „food bank near me“ erreichten währenddessen einen neuen Höchststand.
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Ungleichheit wächst: Während Wohlhabende Vermögen mehren, steigt die Zahl der Bedürftigen.
Fazit
Viele US-Lebensmittelbanken stehen aktuell vor einer „perfekten Sturm-Situation“: Weniger staatliche Hilfe, steigende Preise und ein höherer Bedarf.
Doch Solidarität, Spenden und freiwilliges Engagement sorgen dafür, dass niemand ganz leer ausgeht – zumindest vorerst.
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