Startseite Allgemeines Kritische Bilanzanalyse der Bürgerwindpark Gerichtstetten EINS GmbH & Co. KG aus Anlegersicht
Allgemeines

Kritische Bilanzanalyse der Bürgerwindpark Gerichtstetten EINS GmbH & Co. KG aus Anlegersicht

ASPhotohrapy (CC0), Pixabay
Teilen

Die Bürgerwindpark Gerichtstetten EINS GmbH & Co. KG betreibt vier Windenergieanlagen und finanziert sich über Eigenkapital sowie langfristige Bankdarlehen. Der Jahresabschluss 2023 zeigt eine rückläufige Ertragslage, die vor allem auf sinkende Strommarktpreise zurückzuführen ist. Nachfolgend wird die finanzielle Situation des Unternehmens aus der Perspektive eines potenziellen Anlegers kritisch bewertet.


1. Ertragslage: Gewinnrückgang trotz stabiler Betriebsbedingungen

Analyse:

  • Die Umsatzerlöse sind von 4,42 Mio. EUR (2022) auf 3,36 Mio. EUR (2023) gefallen (-24%).
  • Der Jahresüberschuss ging von 1,68 Mio. EUR auf 1,08 Mio. EUR zurück (-36%).
  • Versicherungserstattungen (234 TEUR) trugen wesentlich zu den sonstigen betrieblichen Erträgen bei – dies ist eine einmalige Erhöhung und nicht nachhaltig.
  • Die Abschreibungen stiegen von 1,54 Mio. EUR auf 1,57 Mio. EUR, bedingt durch nachträgliche Anschaffungskosten.
  • Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen reduzierten sich von 657 TEUR auf 603 TEUR, insbesondere durch niedrigere Pachtaufwendungen und eine weggefallene Erlösabschöpfung.
  • Die Zinsaufwendungen sanken leicht von 286 TEUR auf 263 TEUR, was auf eine fortschreitende Tilgung von Darlehen hindeutet.
  • Die Gewerbesteuerlast sank von 265 TEUR auf 145 TEUR, was auf das niedrigere Jahresergebnis zurückzuführen ist.

🔴 Kritik:

  • Der Ertragsrückgang war vorhersehbar, da die außergewöhnlich hohen Strompreise 2022 nicht nachhaltig waren.
  • Ohne Versicherungserstattungen wäre der Gewinn noch niedriger ausgefallen – das operative Geschäft zeigt eine klare Schwäche.
  • Steigende Abschreibungen belasten die zukünftigen Ergebnisse weiterhin.
  • Die Prognose für 2025 geht von einem massiven Gewinnrückgang auf nur noch 160 TEUR aus – dies entspricht einem Rückgang um fast 85% im Vergleich zu 2023.

2. Vermögenslage: Stabile, aber kapitalintensive Struktur

Analyse:

  • Die Bilanzsumme beträgt 24,18 Mio. EUR (Vorjahr: 24,71 Mio. EUR).
  • Die technischen Anlagen (WEA) machen mit 18,59 Mio. EUR rund 77% der Bilanzsumme aus.
  • Liquide Mittel liegen bei 4,68 Mio. EUR (19% der Bilanzsumme), was eine solide Liquiditätsbasis darstellt.
  • Die Forderungen belaufen sich auf 832 TEUR, davon 570 TEUR aus Lieferungen und Leistungen.
  • Die Rückstellungen stiegen von 1,09 Mio. EUR auf 1,52 Mio. EUR, insbesondere durch höhere Rückbauverpflichtungen und variable Kaufpreisrückstellungen.

🔴 Kritik:

  • Der sehr hohe Anteil an Anlagevermögen (77%) macht die Gesellschaft wenig flexibel, da große Mittel langfristig gebunden sind.
  • Die hohe Rückstellungsbildung zeigt, dass zukünftige Verpflichtungen die Liquidität belasten könnten.
  • Die erhöhte Rückstellung für variable Kaufpreise könnte zu zusätzlichen Belastungen führen.

3. Finanzlage: Hohe Fremdfinanzierung mit sinkender Verschuldung

Analyse:

  • Das Eigenkapital beträgt 5,5 Mio. EUR (unverändert zum Vorjahr).
  • Die Eigenkapitalquote liegt bei 22,8% (Vorjahr: 22,2%) – leicht verbessert, aber weiterhin relativ niedrig.
  • Die langfristigen Bankverbindlichkeiten betragen 15,26 Mio. EUR (Vorjahr: 16,72 Mio. EUR) – eine Tilgung von 1,46 Mio. EUR wurde geleistet.
  • Sonstige Verbindlichkeiten betragen 1,81 Mio. EUR, davon 1,76 Mio. EUR aus nicht ausgeschütteten Gewinnen an Kommanditisten.
  • Die liquiden Mittel von 4,68 Mio. EUR sind ausreichend, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken.

🔴 Kritik:

  • Die Gesellschaft ist mit 63% der Bilanzsumme hoch verschuldet, was Zinsrisiken birgt.
  • Die Eigenkapitalquote ist niedrig, was im Krisenfall ein hohes Risiko darstellt.
  • Hohe Ausschüttungen an Gesellschafter (1,76 Mio. EUR) verringern die Innenfinanzierungskraft.
  • Sollten die Strompreise 2025 weiter sinken, könnte die Rückzahlung der Darlehen problematisch werden.

4. Risikobetrachtung: Markt- und Technologierisiken im Fokus

Haupt-Risiken:

  1. Marktpreisrisiko:
    • Die Gesellschaft ist stark von Strommarktpreisen abhängig.
    • Für 2025 wird ein drastischer Gewinnrückgang auf nur noch 160 TEUR erwartet.
    • Langfristig könnten niedrige Preise zu Verlusten führen.
  2. Technische Risiken:
    • Verschleiß und Defekte an den WEA könnten unerwartete Kosten verursachen.
    • Die erwartete Leistungskennlinie könnte nicht erreicht werden.
  3. Regulierungsrisiken:
    • Änderungen im EEG könnten die Wirtschaftlichkeit stark beeinflussen.
    • Politische Unsicherheiten im Energiesektor bleiben ein Faktor.

🔴 Kritik:

  • Es gibt keine Absicherung gegen Marktpreisrisiken, da die langfristige Direktvermarktung fehlt.
  • Technische Risiken könnten zu unerwarteten Kosten führen, die sich negativ auf die Liquidität auswirken.
  • Die Prognose für 2025 zeigt, dass selbst das Management von einem deutlichen Rückgang der Rentabilität ausgeht.

5. Chancen: Marktpreissteigerungen und Effizienzverbesserungen

Potenzielle positive Entwicklungen:

Höhere Windaufkommen als prognostiziert könnten die Stromproduktion steigern.
Steigende Strommarktpreise könnten Umsätze und Gewinne stabilisieren.
Langfristige Direktvermarktungsverträge könnten mehr Planungssicherheit bringen.
Sinkende Zinsbelastungen durch Tilgung könnten die Ertragslage langfristig verbessern.

🔴 Aber:

  • Der Markt ist schwer vorhersehbar – das Szenario für 2025 ist bereits sehr pessimistisch.
  • Die Gesellschaft hat kaum Handlungsspielraum, wenn die Strompreise weiter sinken.

Fazit: Kritische Bewertung aus Anlegersicht

Kriterium Bewertung
Ertragskraft 🔴 Schwächelnd (Gewinneinbruch, Prognose für 2025 sehr schwach)
Verschuldung 🔴 Hoch (63% Fremdkapitalquote, hohe Tilgungsverpflichtungen)
Liquidität 🟡 Solide (4,68 Mio. EUR Guthaben, aber hohe Ausschüttungen)
Risikoprofil 🔴 Hoch (Abhängigkeit von Strompreisen, technische Risiken)
Chancen 🟡 Begrenzt (Strompreissteigerungen könnten helfen, aber unsicher)

👉 Aus Anlegersicht ist die Gesellschaft als mittelhochriskante Investition einzustufen.
📉 Sinkende Gewinne, hohe Verschuldung und ungewisse Marktpreise machen eine Investition riskant.
⚠️ Empfehlung: Vorsicht geboten – Investition nur für risikobereite Anleger mit Langfristperspektive.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Wenn Bewertungen zur Belastung werden: Unternehmen im Kampf gegen digitale Rufschädigung

Google-Bewertungen und Suchergebnisse sind für viele Unternehmen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bieten...

Allgemeines

Nick Reiner wegen Mordes an seinen Eltern Rob und Michele Reiner angeklagt – Anwalt spricht von „verheerender Tragödie“

Nach dem schockierenden Doppelmord an dem bekannten Regisseur Rob Reiner und seiner...

Allgemeines

FBI-Vizedirektor Dan Bongino kündigt Rücktritt an – Rückkehr ins Mediengeschäft erwartet

Dan Bongino, stellvertretender Direktor des FBI, hat seinen Rücktritt für Januar 2026...

Allgemeines

Jeffrey-Epstein-Files: Neue Enthüllungen, alte Fragen – USA veröffentlicht weitere Dokumente

Sechs Jahre nach dem Tod des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein reißt die...