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Kritische Analyse des Jahresabschlusses 2023 der ClimateCarbon Eberswalde GmbH & Co. KG

TungArt7 (CC0), Pixabay
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Die ClimateCarbon Eberswalde GmbH & Co. KG verfolgt mit der Errichtung und dem Betrieb einer Karbonisierungsanlage ein ambitioniertes Projekt im Bereich erneuerbarer Energien. Der Jahresabschluss und der Lagebericht 2023 zeigen jedoch deutliche Herausforderungen auf, die aus Sicht der Anleger kritisch betrachtet werden müssen.

1. Finanz- und Ertragslage

Die Gesellschaft befindet sich weiterhin in der Investitionsphase und hat 2023 keinen Umsatz erzielt. Die betriebliche Tätigkeit generierte erneut einen Jahresfehlbetrag von 301.353,50 Euro, wodurch der kumulierte Verlustvortrag auf 867.383 Euro anwächst.

Kritische Punkte:

  • Hohe Verluste: Seit Gründung der Gesellschaft werden fortlaufend Verluste geschrieben, ohne dass bisher operative Einnahmen erzielt wurden.
  • Keine Umsatzerlöse: Obwohl die Anlage seit Ende 2022 in Testläufen betrieben wird, konnten im Jahr 2023 keine verkaufbaren Produkte hergestellt werden.
  • Betriebskosten: Die laufenden Aufwendungen, darunter Verwaltungskosten und Mieten, belaufen sich auf 284.000 Euro, was ohne operative Einnahmen die Eigenkapitalbasis zunehmend belastet.

2. Vermögenslage

Die Bilanzsumme ist von 3,29 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 3,04 Millionen Euro im Jahr 2023 gesunken, hauptsächlich aufgrund der Verluste. Die Aktivseite besteht im Wesentlichen aus dem angezahlten Sachanlagevermögen (Karbonisierungsanlage) und Bankguthaben.

Kritische Punkte:

  • Liquidität: Die verfügbaren Bankguthaben sind von 760.628 Euro (2022) auf 463.193 Euro (2023) gesunken, was auf die fortlaufenden Verluste zurückzuführen ist.
  • Anlageverzögerungen: Die Karbonisierungsanlage wurde noch nicht fertiggestellt. Die Risiken aus Verzögerungen und möglichen zusätzlichen Investitionskosten sind hoch.
  • Hohe sonstige finanzielle Verpflichtungen: Neben den bilanzierten Verbindlichkeiten bestehen nicht bilanzierte Verpflichtungen in Höhe von 924.830 Euro, die die künftige Liquidität belasten könnten.

3. Kapitalstruktur

Das Eigenkapital ist fast vollständig durch die Einlagen der Kommanditisten finanziert und beläuft sich auf 2,73 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote von 90 % erscheint auf den ersten Blick solide, täuscht jedoch über die finanzielle Belastung durch Verluste und Verzögerungen hinweg.

Kritische Punkte:

  • Hohe Abhängigkeit vom Eigenkapital: Da die Gesellschaft keine Fremdkapitalfinanzierung einsetzt, ist sie vollständig auf die Einlagen der Kommanditisten angewiesen. Es gibt keine Hinweise auf zusätzliche Finanzierungsoptionen.
  • Schrumpfende Eigenkapitalbasis: Die fortlaufenden Verluste haben das Eigenkapital bereits erheblich reduziert. Bei weiteren Verzögerungen oder unvorhergesehenen Kosten könnte die finanzielle Stabilität gefährdet sein.

4. Risiken im Projekt

Der Lage- und Risikobericht zeigt erhebliche Unsicherheiten, die den Erfolg des Projekts bedrohen.

Haupt-Risiken:

  1. Technische Risiken:

    • Die Karbonisierungsanlage ist noch nicht betriebsbereit, und die Testläufe erfordern weiterhin Anpassungen.
    • Verzögerungen beim Anlagenbauer könnten zusätzliche Kosten verursachen.
    • Das „Zusammenspiel“ der Anlage bleibt unklar, was potenziell den Start der Regelproduktion weiter hinauszögern könnte.
  2. Marktrisiken:

    • Ein Rückgang der Absatzpreise für Biokohlenstoff und Strom könnte die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Gesellschaft gefährden.
    • Die hohen Energiekosten und die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können die geplanten Erträge mindern.
  3. Finanzielle Verpflichtungen:

    • Die nicht bilanzierten finanziellen Verpflichtungen von fast einer Million Euro könnten die künftige Liquidität stark belasten.
    • Sollte die Regelproduktion später starten als geplant, könnten weitere Mittel benötigt werden, um den laufenden Betrieb zu finanzieren.
  4. Regulatorische und branchenspezifische Risiken:

    • Der Biokohlenstoffmarkt ist ein Nischenmarkt, der anfällig für regulatorische Änderungen und Nachfrageschwankungen ist.
    • Eventuelle Genehmigungsprobleme könnten zusätzliche Verzögerungen verursachen.

5. Chancen

Trotz der Risiken bietet das Projekt auch Chancen, insbesondere durch den zunehmenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen und den derzeit hohen Preisen für Biokohlenstoff und Strom.

Bewertung der Chancen:

  • Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Biokohlenstoff, z. B. als Kunststoffersatz oder in der Landwirtschaft, könnten langfristig zu stabilen Absatzmärkten führen.
  • Steigende Strompreise könnten zusätzliche Erlöse generieren, insbesondere wenn ein Teil des erzeugten Stroms verkauft wird.

6. Gesamtbewertung aus Anlegersicht

Die ClimateCarbon Eberswalde GmbH & Co. KG steht vor erheblichen Herausforderungen, die sich insbesondere aus den Verzögerungen bei der Fertigstellung der Karbonisierungsanlage, den fortlaufenden Verlusten und den nicht bilanzierten Verpflichtungen ergeben.

Hauptkritikpunkte:

  1. Langsame Projektentwicklung: Die Inbetriebnahme der Anlage wurde mehrfach verschoben, was die geplante Kapitalbindung der Anleger deutlich verlängert.
  2. Keine Erträge: Bislang wurden keine Umsätze erzielt, und auch für 2024 wird kein positives Ergebnis erwartet.
  3. Hohe Risiken: Neben den technischen Risiken könnten unerwartete Kosten und Marktveränderungen die geplante Rendite schmälern oder sogar zu Verlusten führen.
  4. Illiquide Beteiligung: Anleger sind aufgrund der geschlossenen Gesellschaftsform an die langfristige Laufzeit gebunden und können nicht kurzfristig aussteigen.

Empfehlung:

Das Projekt weist derzeit ein hohes Risiko auf, insbesondere aufgrund der Verzögerungen und des Fehlens nachhaltiger Einnahmequellen. Anleger sollten sich der potenziellen Kapitalverluste bewusst sein und ihre Entscheidung unter Berücksichtigung der Unsicherheiten treffen. Alternativen mit stabileren Cashflows und geringeren Projektrisiken könnten in Betracht gezogen werden.

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