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Kritische Analyse der Bilanz der SCS GO GmbH für das Geschäftsjahr 2022

TungArt7 (CC0), Pixabay
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Die Bilanz der SCS GO GmbH für das Geschäftsjahr 2022 weist einige interessante Entwicklungen auf, die sowohl positive als auch kritische Aspekte enthalten.


1. Allgemeine Bewertung der Bilanzentwicklung

Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr um über 800.000 Euro gesunken (von 6,8 Mio. EUR auf 5,99 Mio. EUR). Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen Vermögenswerte abgebaut hat – sei es durch Verkäufe, Abschreibungen oder eine Reduktion der finanziellen Mittel.

2. Analyse der Aktivseite

  • Anlagevermögen (310.349 EUR, praktisch unverändert)
    • Geringer Anteil am Gesamtvermögen (~5%), was auf eine sehr geringe Kapitalbindung in langfristigen Vermögenswerten hindeutet.
    • Die immateriellen Vermögensgegenstände sind mit nur 1.300 EUR fast nicht vorhanden, was darauf schließen lässt, dass das Unternehmen keine größeren Investitionen in Patente, Lizenzen oder Software getätigt hat.
  • Umlaufvermögen (5,63 Mio. EUR, Vorjahr: 6,49 Mio. EUR)
    • Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sind mit 4,72 Mio. EUR weiterhin sehr hoch. Das Unternehmen hat also einen Großteil seines Vermögens in offenen Forderungen gebunden, was ein Liquiditätsrisiko darstellen kann.
    • Davon sind 1,33 Mio. EUR langfristige Forderungen – eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr (1,22 Mio. EUR). Dies könnte bedeuten, dass Kunden später zahlen oder Zahlungsziele verlängert wurden.
    • Besorgniserregend: 1,2 Mio. EUR dieser Forderungen sind gegen Gesellschafter gerichtet. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil des Vermögens an verbundene Personen oder Gesellschaften vergeben wurde. Dies sollte genauer hinterfragt werden, insbesondere im Hinblick auf mögliche Abhängigkeiten oder Interessenkonflikte.
    • Rückgang der Wertpapiere von 1,68 Mio. EUR auf 373.807 EUR – es wurden offenbar große Bestände an Wertpapieren verkauft oder abgeschrieben.
  • Liquide Mittel steigen auf 333.601 EUR (Vorjahr: 132.711 EUR)
    • Positiv: Das Unternehmen hat mehr sofort verfügbare Liquidität.
    • Die Erhöhung könnte jedoch aus dem Verkauf von Wertpapieren resultieren, was darauf hindeutet, dass Liquiditätsbedarf bestand.

3. Analyse der Passivseite

  • Eigenkapital (4,06 Mio. EUR, leicht gestiegen)
    • Der Jahresüberschuss beträgt 138.510 EUR, ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken (273.757 EUR in 2021).
    • Der Gewinnvortrag wurde erhöht, was zeigt, dass keine größeren Ausschüttungen an Gesellschafter erfolgt sind.
  • Rückstellungen (1,16 Mio. EUR, stark gesunken, Vorjahr: 2,08 Mio. EUR)
    • Ein massiver Abbau der Rückstellungen um mehr als 900.000 EUR kann positiv oder negativ interpretiert werden:
      1. Positiv: Eventuell wurden alte Verpflichtungen beglichen oder das Unternehmen sieht weniger Risiken.
      2. Negativ: Falls es sich um unrealistisch hohe Rückstellungsauflösungen handelt, könnte dies den Jahresüberschuss künstlich aufpolieren.
  • Verbindlichkeiten (766.873 EUR, leicht gesunken)
    • Kurzfristige Verbindlichkeiten von 751.873 EUR bleiben hoch – dies zeigt, dass das Unternehmen auf kurzfristige Finanzierung angewiesen ist.
    • Neu hinzugekommen ist eine langfristige Verbindlichkeit von 15.000 EUR.

4. Weitere kritische Punkte

4.1. Hoher Anteil an Forderungen gegen Gesellschafter

Mit 1,2 Mio. EUR an Forderungen gegen Gesellschafter sind über 20 % der gesamten Bilanzsumme von internen Beziehungen abhängig. Das birgt ein erhebliches Risiko, insbesondere wenn diese Forderungen nicht werthaltig sind oder nicht fristgerecht beglichen werden.

4.2. Sinkender Jahresüberschuss

Der Gewinn ist von 273.757 EUR auf 138.510 EUR fast halbiert worden. Gleichzeitig wurden Rückstellungen massiv abgebaut, was bedeutet, dass ohne diese Auflösung der Rückstellungen möglicherweise ein noch schlechteres Ergebnis herausgekommen wäre.

4.3. Liquiditätsengpässe?

Die Erhöhung der liquiden Mittel könnte darauf zurückzuführen sein, dass Wertpapiere verkauft wurden. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass das Unternehmen Geld benötigt und seine Reserven angegriffen hat.


5. Fazit: Solide, aber mit Risiken

Positiv:
✔ Eigenkapital leicht gestiegen
✔ Mehr Liquidität als im Vorjahr
✔ Verbindlichkeiten und Rückstellungen reduziert

Kritisch:
⚠ Stark sinkender Gewinn (fast -50 %)
⚠ Hoher Anteil an Forderungen gegen Gesellschafter (1,2 Mio. EUR)
⚠ Massiver Abbau von Wertpapieren → möglicher Liquiditätsbedarf
⚠ Rückstellungsauflösungen könnten das Ergebnis geschönt haben

Empfehlung:
📌 Die Forderungen an Gesellschafter müssen kritisch hinterfragt werden – gibt es Rückzahlungsvereinbarungen? Sind diese Forderungen tatsächlich werthaltig?
📌 Das Unternehmen sollte seine Gewinnentwicklung stabilisieren, da der Rückgang bedenklich ist.
📌 Künftige Liquiditätsplanung genau beobachten, da der Verkauf von Wertpapieren möglicherweise kurzfristige Engpässe überbrückt hat.

Gesamturteil: ⚖ Die Bilanz wirkt solide, aber es gibt mehrere Warnsignale, insbesondere in Bezug auf die Forderungen gegen Gesellschafter, den sinkenden Gewinn und die Liquiditätssituation. Mögliche  Anleger und Geschäftspartner sollten sich diese Punkte genau anschauen.

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