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Kritische Analyse der Bilanz der reconcept 16 Meeresenergie Bay of Fundy II GmbH & Co. KG zum 31. Dezember 2022 aus Anlegersicht

TungArt7 (CC0), Pixabay
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Die reconcept 16 Meeresenergie Bay of Fundy II GmbH & Co. KG verfolgt das ambitionierte Ziel, über ihre Tochtergesellschaft ein Gezeitenkraftwerk in Kanada zu errichten und zu betreiben. Die Bilanz und der dazugehörige Lagebericht werfen jedoch zahlreiche Fragen auf, die aus Anlegersicht kritisch betrachtet werden müssen.

1. Finanzlage und Liquidität

Die Gesellschaft verfügt laut Bilanz zum 31.12.2022 über Guthaben bei Kreditinstituten von 5,25 Millionen Euro, was auf den ersten Blick solide erscheint. Allerdings sind diese Mittel aus Kommanditkapitaleinlagen der Anleger finanziert.

Kritische Punkte:

  • Fehlende Erträge: Die Gesellschaft erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022 lediglich Erträge von 26.162 Euro, die aus einem Projektmanagementvertrag mit der Tochtergesellschaft stammen. Dies verdeutlicht, dass bislang keine operativen Einnahmen aus dem eigentlichen Geschäftszweck generiert wurden.
  • Fehlende Fremdfinanzierung: Die im Konzept vorgesehene Fremdfinanzierung wurde aufgrund der Insolvenz des Projektpartners nicht abgeschlossen. Es ist unklar, ob und zu welchen Konditionen eine alternative Finanzierung überhaupt möglich ist.
  • Jahresfehlbetrag: Der Verlust von 117.836 Euro belastet das ohnehin geringe Eigenkapital zusätzlich und reflektiert die laufenden Verwaltungskosten ohne nennenswerte Ertragsquellen.

2. Eigenkapital und Kapitalkonten

Das bilanzielle Eigenkapital beträgt 5,29 Millionen Euro, was fast ausschließlich auf die Einlagen der Anleger zurückzuführen ist. Gleichzeitig besteht ein Verlustvortrag aus Vorjahren von 1,16 Millionen Euro, der sich aufgrund des Jahresfehlbetrags auf 1,28 Millionen Euro erhöht hat.

Kritische Punkte:

  • Hohe Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen: Die Gesellschaft hat bislang keine nachhaltigen Erträge erwirtschaftet. Das Eigenkapital dient fast ausschließlich der Deckung laufender Kosten, was das Risiko von Kapitalverlusten erhöht.
  • Fehlende Reserven: Rücklagen oder andere Formen von Sicherheitspuffern sind nicht erkennbar. Ein Teil der Mittel wurde bereits für laufende Kosten wie Treuhandvergütungen und Vertriebskosten verwendet.

3. Projektstatus und Unsicherheiten

Das zugrundeliegende Projekt FORCE 2 ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Besonders problematisch ist der Verlust des ursprünglichen Projektpartners (Sustainable Marine Energy Canada Inc.), dessen Insolvenz die Fertigstellung erheblich verzögert.

Kritische Punkte:

  • Fehlende Genehmigungen: Die erforderliche Genehmigung durch die kanadische Fischereibehörde (DFO) steht weiterhin aus, und die Einreichung des Projekts durch den bisherigen Partner wurde zurückgezogen. Ohne diese Genehmigung ist keine Realisierung des Kraftwerks möglich.
  • Technische Risiken: Die verwendete Technologie ist zwar in einem Prototyp getestet worden, jedoch bestehen weiterhin erhebliche Risiken hinsichtlich der tatsächlichen Energieausbeute und der Betriebssicherheit.
  • Unklare Zukunft des Projekts: Das Management evaluiert derzeit alternative Partner und Möglichkeiten zur Fortführung des Projekts. Der Zeitplan hat sich jedoch massiv verzögert, und die Inbetriebnahme wird frühestens 2025 oder 2026 erwartet.

4. Risiken für Anleger

Die Risiken für Anleger sind erheblich und reichen vom teilweisen Verlust der Einlage bis hin zu einem Totalverlust.

Haupt-Risiken:

  1. Totalverlustrisiko: Sollten keine alternativen Projektpartner und keine Genehmigungen gefunden werden, droht die Liquidation der Betreibergesellschaft.
  2. Hohe Abhängigkeit von Genehmigungen: Die DFO-Genehmigung für das baugleiche Vorgängerprojekt FORCE 1 ist Voraussetzung für die Umsetzung von FORCE 2. Eine Erteilung dieser Genehmigung ist jedoch weiterhin ungewiss.
  3. Langfristige Kapitalbindung: Anleger müssen mit einer sehr langen Laufzeit des Projekts rechnen, die sich durch die Verzögerungen nochmals verlängert hat. Es besteht kaum die Möglichkeit, vorzeitig aus der Beteiligung auszusteigen.
  4. Währungsrisiko: Da die meisten Geschäftsvorfälle in kanadischen Dollar abgewickelt werden, sind Anleger dem Wechselkursrisiko ausgesetzt, das sich negativ auf Ausschüttungen auswirken könnte.
  5. Ungewisse Finanzierung: Die geplante Fremdfinanzierung des Projekts ist derzeit nicht gesichert. Höhere Finanzierungskosten könnten die Rentabilität weiter verschlechtern.

5. Chancen:

Die Geschäftsführung betont, dass ein Durchbruch bei der Genehmigung sowie die Gewinnung eines neuen Projektpartners möglich sind. Zudem könnte die geplante Technologie im Bereich der erneuerbaren Energien ein hohes Potenzial aufweisen, falls das Projekt erfolgreich umgesetzt wird.

Einschätzung der Chancen:

Die genannten Chancen sind stark von externen Faktoren abhängig, auf die die Gesellschaft nur begrenzten Einfluss hat. Die politische Unterstützung für das Projekt in Kanada mag positiv stimmen, garantiert jedoch keine zeitnahe Lösung der Probleme.

Fazit: Hohe Risiken, unklare Perspektiven

Die reconcept 16 Meeresenergie Bay of Fundy II GmbH & Co. KG befindet sich in einer äußerst schwierigen Situation. Ohne operative Einnahmen, mit erheblichen Projektverzögerungen und einem ungewissen Ausgang des Genehmigungsverfahrens bleibt die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts fraglich.

Aus Anlegersicht überwiegen derzeit die Risiken deutlich die Chancen. Der mögliche Totalverlust der Einlage sollte Anleger dazu veranlassen, das Angebot äußerst kritisch zu prüfen und gegebenenfalls von einer Investition Abstand zu nehmen.

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