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Kreditkarten-Boni: Die Reichen profitieren – und alle anderen zahlen mit

geralt (CC0), Pixabay
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Während viele Amerikaner angesichts hoher Lebenshaltungskosten pessimistisch in die wirtschaftliche Zukunft blicken, geben Spitzenverdiener weiterhin kräftig Geld aus – und Kreditkartenanbieter überbieten sich mit neuen Luxus-Vorteilen, um genau diese Zielgruppe zu umwerben.

Doch Kritiker warnen: Die Prämien, die wohlhabende Karteninhaber kassieren, werden von allen anderen mitbezahlt – insbesondere von Händlern, Bargeldzahlern und Kunden mit geringem Einkommen.

Luxus-Vorteile für wenige – steigende Kosten für viele

Kreditkartenanbieter wie American Express und JPMorgan Chase haben 2025 ihre Premium-Karten mit noch mehr Anreizen ausgestattet. Die „Amex Platinum“-Karte bietet nun z. B. einen 200-Dollar-Gutschein für einen Oura-Ring, während die „Chase Sapphire Reserve“ bis zu 500 Dollar Hotelguthaben verspricht – plus Zugang zu Flughafenlounges und mehr.

Die Kehrseite: Höhere Jahresgebühren (Platinum: 895 $, Sapphire Reserve: 795 $) und steigende Akzeptanzkosten für Händler – sogenannte „Swipe Fees“, also Gebühren pro Transaktion, die Händler an die Kartenanbieter zahlen müssen.

Wer bezahlt das eigentlich alles?

Diese Transaktionsgebühren, die in den USA weltweit mit am höchsten sind, finanzieren die lukrativen Belohnungssysteme. Die Folge: Händler geben die gestiegenen Kosten oft an alle Kunden weiter – auch an jene, die bar oder mit Debitkarte zahlen, ohne selbst von den Kreditkartenboni zu profitieren.

Laut Joanna Stavins von der US-Zentralbank in Boston bedeutet das: Bargeld- und Debitkartenzahler subventionieren die Kreditkartenprämien der Besserverdienenden.

Verbraucherverhalten spaltet sich weiter

Die Unterschiede im Zahlungsverhalten wachsen:

  • Laut Daten der Bank of America stiegen die Kartenzahlungen von Haushalten mit hohem Einkommen viermal schneller als bei Haushalten mit geringem Einkommen.

  • Fast die Hälfte aller US-Konsumausgaben stammt von den obersten 10 % der Einkommen – der höchste Wert seit 1989.

  • Laut einer Fed-Studie bevorzugen 51 % der Haushalte mit über 150.000 $ Jahresverdienst die Kreditkarte als Zahlungsmittel – bei Geringverdienern ist es deutlich weniger.


Widerstand wächst – aber Reformen sind unwahrscheinlich

Einzelhändlerverbände wie die National Association of Convenience Stores (NACS) fordern gesetzliche Änderungen, um günstigere Zahlungsnetzwerke nutzen zu können. Zwar gab es 2023 politische Unterstützung für entsprechende Gesetzesvorschläge – unter anderem vom heutigen Vizepräsidenten J.D. Vance – doch bis heute wurde kein Gesetz verabschiedet.

Laut Brian Riley vom Analysehaus Javelin Strategy & Research nutzen die Kreditkartenanbieter die politische Untätigkeit, um noch aggressiver auf Premium-Karten zu setzen – ein lukratives Geschäftsmodell, das auf dem Konsumverhalten von Top-Verdienern basiert.


Argumente der Gegenseite: Vorteile für Händler und Schutz vor Betrug

Nicht alle Experten sehen die Prämienprogramme kritisch. Todd Zywicki, Professor für Wirtschaftsrecht, warnt davor, die Gebühren zu deckeln. Kreditkartenzahlungen seien nicht nur komfortabel, sondern böten Schutz vor Betrug, erleichterten digitale Transaktionen und ersetzten Bargeld – ein klarer Vorteil für Händler und Verbraucher.

„Wer Kreditkarten akzeptiert, muss auch mit den Kosten leben können“, meint Zywicki. „Sonst sollen sie es eben lassen.“


Wer profitiert wirklich?

Eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt ein differenzierteres Bild: Nicht nur das Einkommen, sondern die Bonität entscheidet darüber, ob sich Kreditkartenprämien lohnen.

Demnach profitieren vor allem Personen mit hohem Kredit-Score – selbst, wenn ihr Einkommen niedrig ist. Dagegen verlieren selbst gutverdienende Nutzer mit schlechter Bonität, weil sie höhere Gebühren zahlen und oft nicht alle Vorteile nutzen können.


Fazit: Ein Belohnungssystem mit Schattenseite

Kreditkartenprämien klingen attraktiv – doch sie kommen nicht ohne Kosten. Letztlich zahlen alle mit: Händler, Kunden mit schlechter Bonität und Bargeldnutzer. Während Top-Verdiener mit makelloser Bonität sich über Lounge-Zugang und Luxushotels freuen, wird das System von jenen mitfinanziert, die selten oder nie von solchen Vorteilen profitieren.

Ein System, das die soziale Spaltung im Zahlungsverkehr verstärkt – und dabei weiter an Fahrt gewinnt.

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