Immer mehr Eltern nutzen Ortungs-Apps wie „Life360“ oder „Wo ist?“ – auch bei ihren erwachsenen Kindern. Die Frage: Ist das Fürsorge oder Kontrolle? Und wann wird aus Liebe Überwachung?
Steven Medway (53) hat die ganze Familie in einer Tracking-App vernetzt – für ihn eine reine Sicherheitsmaßnahme. Seine Tochter Martha (19) lebt 160 Kilometer entfernt und studiert. Wenn sie spät von einer Party zurückkehrt, schaut Steven morgens kurz nach, ob sie wieder im Wohnheim ist. „Wenn sie noch irgendwo in Reading wäre, würde ich sie vielleicht anrufen“, sagt er. Aber: „Ich kontrolliere sie nicht – ich sorge mich.“
Laut einer Umfrage von Unite Students nutzen 67 % der britischen Eltern von Studienanfängern eine Tracking-App. Nur 17 % kontaktieren ihr Kind täglich.
Dr. Martin Brunet, Allgemeinarzt und Autor, rät allerdings zur digitalen Loslösung: „Eines der schwierigsten Dinge im Elternsein ist das Loslassen. Die moderne Technik macht es uns leicht, das zu vermeiden – aber das ist nicht unbedingt gut.“
„Er ist nicht mehr klein – aber mein Kind“
Maria Connolly (56) hat die App auf dem Handy ihres Sohnes Owain (19) installiert – der ist Autist und lebt nun zum Studium in Hertfordshire. „Ich sehe, ob sein Akku leer ist, ob er unterwegs ist – es beruhigt mich einfach.“ Die App sei auch eine Bedingung gewesen, damit sie weiterhin seine Handyrechnung zahlt. Maria nutzt das Tool „spielerisch“ – manchmal schickt sie ihm sogar Getränke an den Tisch, wenn sie sieht, dass er im Pub sitzt. „Es geht nicht um Kontrolle – nur um ein kleines Sicherheitsnetz.“
Auch wenn Owain irgendwann nicht mehr getrackt werden will? „Dann würde ich es akzeptieren“, sagt Maria, „aber wahrscheinlich öfter anrufen.“
Zwischen Freiheit und Fürsorge
Für viele Eltern ist die Welt schlicht zu unsicher geworden, um nicht zu wissen, wo die Kinder gerade stecken. Lianne Hannam (45) aus Cardiff nutzt Life360 mit ihrer 21-jährigen Tochter Erin Mae – auf deren Vorschlag. Die Tochter ist Berufsanfängerin und fährt oft nachts. „Ich sorge mich schnell. Aber wenn ich sehe, wo sie ist, kann ich entspannen – ohne ihr ständig zu schreiben.“
Doch wann ist Schluss? „Wenn man beginnt, sie an der Uni zu tracken – hört man in fünf Jahren auf?“, fragt Dr. Brunet. Die Anbieter verkaufen laut ihm nicht nur Apps, sondern auch das Gefühl: „Wer liebt, trackt.“ Doch das sei eine gefährliche Illusion. „Ein Baum, der drinnen wächst, ohne Wind – wird hoch, aber nicht stark.“
Fazit: Tracking kann Sicherheit geben – aber echte Unabhängigkeit braucht auch Vertrauen. Elternliebe zeigt sich nicht nur in der GPS-Verbindung, sondern auch im Mut, Kinder ihre eigenen Wege gehen zu lassen.
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