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Kanadier meiden Reisen in die USA – Boykott hält ungebrochen an

jorono (CC0), Pixabay
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Kristy Gammon aus Nova Scotia reiste früher regelmäßig in die USA. Ob Skiurlaub in Lake Placid oder Baseballspiele der Baltimore Orioles – sie und ihr Mann waren begeisterte USA-Besucher.

Doch damit ist nun Schluss. Die 62-Jährige hat nicht nur geplante Urlaube gestrichen – sie meidet sogar Transitfahrten durch die USA. „Selbst auf dem Weg nach Ontario nehme ich lieber die längere Route, um amerikanischen Boden zu vermeiden“, sagt Gammon.

Protest mit dem Reisepass

Wie viele ihrer kanadischen Freunde boykottiert Gammon aus Protest gegen die Politik von Präsident Donald Trump seit Anfang 2025 Reisen in die Vereinigten Staaten.

„Es gibt so viele Dinge, die uns fassungslos machen – wie diese Regierung ihre eigenen Bürger behandelt, mit ihren Verbündeten umgeht, darunter auch Kanada“, erklärt sie.

Und sie ist nicht allein: Seit zehn Monaten sinken die Zahlen kanadischer Besucher in den USA kontinuierlich. Laut aktuellen Daten von Statistics Canada sank der Flugverkehr in die USA um fast 24 %, der Autoverkehr sogar um über 30 % im Vergleich zum Vorjahr.

Die US Travel Association, ein Verband der amerikanischen Reiseindustrie, berichtet von einem gesamtwirtschaftlichen Rückgang der internationalen Besucherausgaben um 3,2 % – größtenteils verursacht durch den Rückgang kanadischer Touristen.

Trumps Zölle zeigen Wirkung

Der Boykott begann, nachdem Trump hohe Zölle auf kanadische Waren verhängte – offiziell zur Reduzierung des Handelsdefizits und zur Bekämpfung des Fentanyl-Schmuggels. Kanada ist derzeit mit Zöllen von bis zu 35 % auf bestimmte Produkte belegt, darunter auch gezielte Abgaben auf Stahl- und Autoexporte.

Die Stimmung wurde zusätzlich vergiftet, als Trump scherzhaft erklärte, Kanada solle der „51. Bundesstaat“ der USA werden. Auch eine anti-tarifliche Werbekampagne aus Ontario, die Ronald Reagan zeigte, sorgte für diplomatischen Ärger.

Reaktion: Winterflucht wird storniert

Sogar Kanadas berühmte „Snowbirds“ – Rentner, die den Winter in Florida verbringen – bleiben zunehmend zu Hause. Laut der Travel Health Insurance Association planen nur noch 10 % der kanadischen Babyboomer eine US-Reise – ein Rückgang von 66 % im Vergleich zum Vorjahr.

Einige verkaufen sogar ihre Winterdomizile im Süden. „Sie haben ihre Snowbird-Pläne komplett über Bord geworfen“, sagt Gammon, selbst teils pensionierte Hausärztin.

Kanada profitiert – zumindest im Inland

Während die USA auf kanadische Touristen verzichten müssen, boomt der Inlandstourismus in Kanada: Laut Destination Canada setzte die Branche zwischen Mai und August 2025 rekordverdächtige 59 Milliarden CAD um, ein Plus von 6 % gegenüber dem Vorjahr.

„Willkommen zurück!“ – Die USA buhlen um Kanadier

Einige US-Städte versuchen, das Verhältnis wieder zu verbessern. In Kalispell (Montana) etwa, nahe des Glacier National Park, wurde der „Canadian Welcome Pass“ eingeführt – mit Rabatten für Grenzübertritte und Sonderaktionen.

„Wir vermissen euch“, heißt es auf der Website der Kampagne.

Langfristig hofft die US-Reisebranche auf neue Besucherquellen: Großevents wie die Fußball-WM 2026 und die Olympischen Sommerspiele 2028 könnten die entstandene Lücke schließen.

Wie lange hält der Boykott?

Ob sich die Protesthaltung der Kanadier über Trumps restliche Amtszeit hält, bleibt abzuwarten. Kristy Gammon ist sich sicher: „Es müsste schon eine gravierende Veränderung geben, damit wir unsere Meinung ändern.“

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