Die kanadischen Konservativen stehen nach einer unerwarteten Wahlniederlage unter Schock: Trotz eines Umfragevorsprungs von 27 Prozentpunkten verloren sie zum vierten Mal in Folge gegen die regierenden Liberalen – und Parteichef Pierre Poilievre verlor sogar seinen eigenen Parlamentssitz.
Intern tobt nun die Debatte, wie es so weit kommen konnte. Zwar holte die Partei 42 % der Stimmen – ein Rekord seit ihrer Gründung 2003 – doch verfehlte sie dennoch die Regierungsmehrheit. Poilievre kündigte an, über eine Nachwahl in Alberta wieder ins Parlament einzuziehen. Dort wird ein loyaler Parteikollege seinen Sitz räumen, um Platz zu machen.
Die Ursachenforschung zeigt ein zersplittertes Bild: Kritiker werfen Ontario-Premier Doug Ford, einem einflussreichen konservativen Landespolitiker, vor, den Wahlkampf sabotiert zu haben – unter anderem durch fehlende Unterstützung und öffentliche Nähe zu Liberalen. Auch Poilievres konfrontativer Stil und seine Nähe zu Donald-Trump-Rhetorik hätten viele Wähler abgeschreckt, insbesondere im Osten des Landes, so Strategen wie Kory Teneycke.
Einige Parteifreunde fordern nun eine „Seelenprüfung“ und eine neue Strategie zur Einheit der Rechten in einem politisch und regional vielfältigen Land wie Kanada. Andere, wie Ex-Parteichef Andrew Scheer, stehen weiterhin hinter Poilievre.
Ob die Konservativen sich nach diesem Rückschlag einen Neuanfang zutrauen – oder doch am Kurs festhalten –, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.
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