Kanadas designierter Premierminister Mark Carney hat sich in seiner ersten Rede nach dem Wahlsieg klar gegen die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump gestellt. Trump hatte wiederholt angedeutet, dass er Kanada als „51. Bundesstaat“ der USA sehe – eine Idee, die Carney vehement zurückwies.
„Wir werden niemals Teil Amerikas sein“
„Kanada wird niemals, in keiner Weise, Form oder Gestalt, Teil Amerikas sein,“ erklärte Carney am Sonntag vor jubelnden Anhängern. Er sprach von der Sorge vieler Kanadier angesichts der wachsenden Spannungen mit den USA und betonte die Notwendigkeit, Kanadas wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit zu verteidigen.
Der 59-jährige Carney wird in dieser Woche als Nachfolger von Justin Trudeau vereidigt, der im Januar nach fast einem Jahrzehnt im Amt und sinkenden Umfragewerten seinen Rücktritt ankündigte.
Handelskrieg mit den USA eskaliert
Carney übernimmt das Amt in einer kritischen Phase: Kanada befindet sich in einem Handelskonflikt mit den USA, dem wichtigsten Wirtschaftspartner des Landes. Trump hatte Anfang Februar einen 25%-Zoll auf kanadische Importe verhängt, diesen jedoch bereits zweimal verschoben.
Trump begründet die Zölle mit der Notwendigkeit, den Drogenschmuggel und Migration aus Kanada einzudämmen. Kanada reagierte darauf mit Vergeltungszöllen auf US-Waren, unter anderem auf Wein und Spirituosen.
„Donald Trump versucht, unsere Wirtschaft zu schwächen,“ kritisierte Carney scharf. „Er greift kanadische Arbeiter, Familien und Unternehmen an. Wir können das nicht zulassen – und wir werden es nicht.“
Trump provoziert mit Annexion-Fantasien
In den vergangenen Monaten hat Trump mehrfach angedeutet, dass Kanada zur USA gehören sollte. Anfang Februar sagte er im Oval Office:
„Ich würde es begrüßen, wenn Kanada unser 51. Bundesstaat wird. Wir schützen sie militärisch, sie brauchen ihr eigenes Militär gar nicht. Und dann könnten sie einfach unsere Autos bauen.“
Trump bezeichnete den scheidenden Premierminister Trudeau mehrfach als „Gouverneur Justin Trudeau vom großartigen Staat Kanada“, eine Äußerung, die in Kanada Empörung auslöste.
Carney reagierte darauf mit einem für Kanada typischen Vergleich:
„Wir haben uns diesen Kampf nicht ausgesucht. Aber wenn jemand die Handschuhe fallen lässt, sind Kanadier bereit. Und genau wie im Eishockey werden wir gewinnen.“
Wer ist Mark Carney?
Der kommende Premierminister ist ein politischer Quereinsteiger, der nie zuvor ein politisches Amt innehatte. Seine Karriere als Zentralbanker brachte ihm jedoch weltweite Anerkennung ein.
- Gouverneur der Bank of Canada (2008–2013): Lenkte Kanada erfolgreich durch die globale Finanzkrise.
- Gouverneur der Bank of England (2013–2020): Erster Nicht-Brite an der Spitze der britischen Zentralbank.
Seine Expertise und internationale Erfahrung machten ihn zu einem attraktiven Kandidaten für die Liberale Partei Kanadas, die nach Trudeaus Rücktritt eine neue Führung suchte.
Ein harter Kurs gegen Trump?
Wie Carney das Verhältnis zu den USA gestalten wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass er sich nicht von Trump unter Druck setzen lassen will.
„Trumps Angriffe auf Kanada werden nicht unbeantwortet bleiben,“ so ein Regierungsberater. „Carney ist kein typischer Politiker – er ist ein Stratege, der weiß, wie man mit wirtschaftlichem Druck umgeht.“
In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Handelsstreitigkeiten weiter eskalieren – oder ob beide Länder einen Weg finden, ihre Beziehungen trotz Trumps Rhetorik zu stabilisieren.
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