Kanada möchte sich wirtschaftlich und politisch stärker von den USA lösen und stattdessen die Beziehungen zu Großbritannien, der EU und anderen Ländern vertiefen. Dies erklärte die kanadische Außenministerin Mélanie Joly in einem Interview mit der BBC: „Wir sind das europäischste aller nicht-europäischen Länder, deshalb wollen wir Europa näherkommen.“
Angespannte Beziehungen zu den USA
Die Äußerungen kommen nach einem Treffen von Premierminister Mark Carney und Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Die Beziehung zwischen beiden Ländern ist seit Monaten angespannt, nachdem Trump Zölle auf kanadische Autos, Aluminium und Stahl verhängt hatte. Er erklärte sogar, Kanada wäre als US-Bundesstaat besser aufgehoben.
Trotzdem verlief das Treffen laut Joly positiv: Man habe sich auf einen „Neuanfang“ verständigt. Trump lobte Carney, blieb jedoch vage, ob er die Zölle tatsächlich aufheben würde. Außenministerin Joly betonte, dass Kanada seine Souveränität wahren und gleichzeitig eine neue Handels- und Sicherheitsvereinbarung mit den USA anstreben wolle.
Folgen der Zollpolitik
Die 25%-Zölle auf kanadische Importe haben in Kanada große wirtschaftliche Unsicherheit ausgelöst. Viele Arbeitsplätze seien bedroht, und die Frage der US-Zölle wurde zum zentrale Wahlkampfthema bei den letzten Wahlen, sagte Joly: „Einige haben ihre Jobs verloren, viele Familien sind betroffen.“
Premierminister Carney setzte sich im Gespräch mit Trump intensiv für eine Aufhebung der Zölle ein und bezeichnete den US-Präsidenten als „verhandlungsbereit“. Während die Gespräche konstruktiv verliefen, bleibt unklar, ob Trump tatsächlich Zugeständnisse machen wird.
Stärkung der Souveränität
Joly betonte, dass Kanada künftig eigenständiger auftreten will, gerade angesichts der Unberechenbarkeit der Trump-Regierung. Eine symbolische Geste ist die Einladung von König Charles III. zur Eröffnung des kanadischen Parlaments am 27. Mai – erstmals seit 1977. Dies sei ein „klares Signal der Souveränität“.
Blick in die Zukunft
Premierminister Carney arbeitet derzeit an der Bildung seines Kabinetts, das kommende Woche vorgestellt werden soll. Außerdem wird Kanada im Juni den G7-Gipfel ausrichten, an dem auch Trump teilnehmen wird.
Mit diesen diplomatischen Bemühungen möchte Kanada die Abhängigkeit von den USA reduzieren und sich gleichzeitig international besser aufstellen.
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