Berlin, Montagmorgen – die Spannung im Gerichtssaal ist kaum auszuhalten! Nach nur sieben Jahren intensiver Ermittlungen, Kaffee-Pausen und wahrscheinlich mehr verlorenen Akten als verlorenen Anlegergeldern, kommt es endlich zum Urteil gegen Dirk Entzeroth, den kreativen Kopf hinter dem Picam-Schneeballsystem.
„Ich entschuldige mich bei den Anlegern“, säuselt Entzeroth, während er sich anklagend ans Universum wendet. „Auf mein Verschulden hin ist viel Leid entstanden.“ Man möchte fast applaudieren – nicht für seine Reue, sondern für sein beeindruckendes Schauspieltalent. 80 Millionen Euro? Einfach in der Bankenwelt verschwunden! Ob er wohl noch Suchanzeigen aufgibt? „Vermisst: Ein ganzer Haufen Geld. Zuletzt gesehen: Auf meinem Konto.“
Luxusautos? Ach, DIE!
Natürlich gibt es hier und da ein paar Missverständnisse. Zum Beispiel die 17 Luxusautos, die einst auf seinen Namen liefen. Was für ein dummer Zufall! Ein Schelm, wer denkt, dass ein Finanzbetrüger sich jemals einen Ferrari leisten würde. Und die 12 Millionen Euro Barabhebungen? Bestimmt ein Versehen. Vielleicht hatte er sich nur Kleingeld für den Parkautomaten geholt.
Während Entzeroth seine Rede hält, wippt er von einem Bein aufs andere, als stünde er auf einer wackeligen Anklagebank. Seine Stimme bricht nur, als er von wütenden Gläubigern erzählt, die sich erdreistet haben, ihr Geld zurückzuverlangen. Besonders emotional wird es, als er über den Kontaktabbruch zu seiner Tochter spricht. „Ja, Sie denken, ich drücke auf die Tränendrüse.“ Nein, Herr Entzeroth, wir denken, Sie haben ein goldenes Händchen dafür, Verantwortung auf die lange Bank zu schieben.
Das Beste? Er betont, dass er seit sieben Jahren seine Taten bereut. Wahnsinn! Das heißt, während er auf sein Urteil gewartet hat, ist er praktisch schon durch die Hölle gegangen – da braucht’s doch eigentlich gar keine Strafe mehr, oder? Sein Verteidiger fordert also neun Monate als „bereits vollstreckt“ anzuerkennen. Das Gericht zeigt sich jedoch streng: Zwei Monate gelten als abgesessen. Zwei von sieben Jahren! Strafe muss eben sein.
Der Wirtschaftsprüfer des Vertrauens: Immer ahnungslos, wenn’s brenzlig wird
Dann wäre da noch Wirtschaftsprüfer Manfred E., der wegen Beihilfe angeklagt ist. Der arme Mann schluchzt mehrfach während seines Schlussworts – vermutlich, weil er merkt, dass „Ich habe doch von nichts gewusst!“ nicht die beste Verteidigungsstrategie ist.
Seine Anwälte argumentieren, er sei ein spießiger Buchhalter, und das Publikum fragt sich: Seit wann schützt Pedanterie vor kriminellen Machenschaften? Das Gericht bleibt unbeeindruckt und verurteilt ihn zu zwei Jahren auf Bewährung – nicht nur, weil er jahrelang zweistellige Renditen bestätigte, sondern weil Anlegern diese Fantasiezahlen als Beleg für die Seriosität der Firma verkauft wurden. Leider dürfte er jetzt auch seine Zulassung als Wirtschaftsprüfer verlieren – dabei könnte er seine Fähigkeiten noch so gut gebrauchen!
Der Dritte im Bunde: Wenn das Gericht mal wieder Überstunden vermeidet
Aber keine Sorge, es gibt noch einen dritten Angeklagten! Dessen Anwälte präsentieren in allerletzter Sekunde neue Beweise. Doch wer die deutsche Justiz kennt, weiß: Spontane Effizienz ist nicht ihr Ding. Statt das Verfahren direkt weiterzuführen, entscheidet das Gericht lieber, den Fall abzutrennen – vermutlich, damit es bis 2030 weitergehen kann.
Und so endet dieser Justiz-Thriller mit zwei Urteilen, einer Vertagung und einer unbeantworteten Frage:
Was vergeht schneller – sieben Jahre in der deutschen Justiz oder 80 Millionen Euro in einem Betrugssystem?
Spoiler: Es ist nicht die Justiz.
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