Die jährliche Konferenz von Turning Point USA, „AmericaFest“, war einst ein energiegeladener Treffpunkt für junge, konservative Trump-Anhänger. 2025 jedoch steht das Treffen im Zeichen von Unsicherheit, Frust und Orientierungslosigkeit.
Für viele Teilnehmende wie den 23-jährigen Caleb Gasca, der mit seiner Frau bei deren Eltern lebt, ist der amerikanische Traum in weite Ferne gerückt. „Es ist frustrierend, dass ich mir das Leben in meiner eigenen Heimatstadt nicht leisten kann“, sagt er.
Während Donald Trump im Wahlkampf 2024 mit dem Versprechen auf wirtschaftliche Erleichterung und „Generationenwechsel“ viele junge Wähler gewinnen konnte, bleibt ein Jahr nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus die große Enttäuschung. Die Preise sind weiterhin hoch, internationale Konflikte weiten sich aus, und der soziale Aufstieg scheint für viele in unerreichbare Ferne gerückt.
Hinzu kommt der Tod von Charlie Kirk, dem charismatischen Gründer von Turning Point USA, der im September bei einem Attentat ums Leben kam. Sein Fehlen hinterlässt eine klaffende Lücke in der Bewegung.
Eine Generation ohne Perspektive
Viele junge Konservative berichten von einer harten Realität: unbezahlbarer Wohnraum, doppelte Einkommen notwendig für den Alltag, Angst vor der Zukunft und ein Arbeitsmarkt, der zunehmend von Künstlicher Intelligenz geprägt ist. Laut einer Studie des Pew Research Center machen sich viele Teenager Sorgen um die Auswirkungen sozialer Medien auf ihre mentale Gesundheit.
„Es ist schwierig, eine berufliche Richtung zu finden, wenn man nicht weiß, ob es diesen Job in fünf Jahren überhaupt noch gibt“, sagt Tyler Osbon, ein 19-jähriger Student aus Louisiana.
Wachsende Unzufriedenheit mit den Republikanern
Der Enthusiasmus der Jugend für die Republikaner schwindet spürbar. Zwar konnte Trump 2024 einen deutlichen Zuwachs bei den unter 30-Jährigen verzeichnen, doch laut einer Harvard-Umfrage glauben nur 13 % dieser Altersgruppe, dass sich das Land auf dem richtigen Kurs befindet.
Viele fühlen sich von der eigenen Partei im Stich gelassen. Will Denton (27), Immobilienkaufmann, fordert mehr echte Unterstützung: „Junge Menschen sind wütend. Wir brauchen echte Veränderungen.“
Kampf um politische Relevanz
Charlie Kirk hatte in einem seiner letzten Interviews gewarnt, dass die republikanische Partei das Vertrauen der jungen Generation verliere, wenn sie weiterhin an alten Dogmen festhalte. Statt pauschal Eigenverantwortung zu predigen, müsse man jungen Menschen konkrete Wege zum Aufstieg ermöglichen, so Kirks Appell. Sonst werde sich das politische Blatt wieder wenden.
Und erste Anzeichen gibt es bereits: Bei den Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey votierten junge Wähler mehrheitlich für die Demokraten. Laut Umfragen wünschen sich 13 % mehr junge Wähler eine demokratische Mehrheit im Kongress ab 2026.
Zwischen Hoffnung und Frustration
Während einige junge Konservative weiterhin an Trumps Versprechen glauben, zieht sich durch viele Gespräche eine spürbare Resignation – viele planen, bei den nächsten Wahlen einfach nicht mehr abzustimmen.
Konservative Kommentatoren wie Ben Shapiro kontern mit harter Rhetorik: „Hör auf zu jammern und mach was aus deinem Leben. Schule abschließen, arbeiten, heiraten, Kinder kriegen, in die Kirche gehen – das liegt alles in deiner Hand.“
Doch genau das ist es, was viele als zynisch empfinden: Eine Botschaft, die ihre Sorgen weder ernst nimmt noch ihre Realität widerspiegelt
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