Der Schriftsteller John Irving („Garp und wie er die Welt sah“) hat genug. Mit 83 Jahren kündigt er nun an, dass er auf seiner Lesereise erstmals nicht das Land besuchen wird, in dem er eigentlich geboren wurde. Für einen Autor, der die USA jahrzehntelang literarisch begleitet hat, ist das ungefähr so, als würde der Papst plötzlich sagen: „Rom? Nein danke, ich bleibe diesmal daheim.“
„Aus Protest gegen den autoritären Faschisten im Weißen Haus“, erklärt Irving.
Damit meint er Donald Trump – eine Überraschung, die ungefähr so groß ist wie die Feststellung, dass Wasser nass ist.
„Mein geliebtes Land erkenne ich nicht wieder“
Irving teilt weiter kräftig aus:
In den Händen dieses Präsidenten erscheine ihm die USA wie ein „totalitäres Regime“.
Dass er weiterhin auch Kanadier ist, passt da ganz gut – man hat schließlich gern einen Fluchtweg, wenn die Heimat sich in eine schlechte Netflix-Dystopie verwandelt.
Unbegreiflich sei ihm, wie die amerikanische Demokratie „so niedergetrampelt“ werden konnte.
Trump dehne seine Macht „in einer Weise aus, die die US-Verfassung nicht erlaube“ – was für Irving offenbar bedeutet, dass ausgerechnet der Mann, der dauernd von „Law & Order“ spricht, sich mit dem Gesetz ungefähr so gut versteht wie eine Katze mit einer Badewanne.
Und Schuld daran?
Die „feigen Republikaner“, die mit ihrer Ruhe offenbar glauben, dass politische Stürme von selbst vorbeiziehen – wie ein Sommergewitter.
In diesem Fall leider eher ein Hurrikan der Kategorie 5.
„Kommt doch nach Toronto“
Natürlich gebe es viele Menschen in den USA, die er liebe, sagt Irving – aber er wolle nun einmal ein Zeichen setzen. Und zwar eines, das man vom Süden der Grenze aus gut sehen kann: Er bleibt in Kanada.
Amerikanische Journalisten dürfen ihn dort gern besuchen.
Toronto ist ja auch ganz schön – und vor allem: Oval-Office-frei.
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